Am Fluss des Schicksals Roman
Ufer aufgeschlagen, damit Joe und Mary ungestört waren. Kurz vor dem Einschlafen hörte ich einen Laut, als hätte jemand vor Schmerz geschrien. Da Boora Boora als heilige Stätte der Aborigines bekannt ist, dachte ich zuerst an eine rituelle Zeremonie. Ich bin aufgestanden, um mich umzuschauen, aber es war stockfinster. Im Mondschein auf dem Wasser habe ich dann plötzlich eine kleine Wanne vorübertreiben sehen. Zuerst konnte ich mir keinen Reim darauf machen, aber dannhörte ich ein Baby weinen. Das Baby warst du, Frannie. Du hast in der Wanne gelegen.«
Francesca stockte der Atem.
Ned fuhr fort: »Wir haben dich aus dem Fluss geborgen, konnten aber nie herausfinden, wer dich in diese Wanne gelegt hat. Es war offensichtlich, dass du kurz zuvor zur Welt gekommen bist, doch es gab keinen Hinweis auf deine Mutter. Wir nahmen damals an, dass es sich um ein junges Mädchen in Not gehandelt hat.«
Francesca schüttelte fassungslos den Kopf.
Ned sah ihr an, dass sie nicht verstand. »Vom ersten Augenblick an, als Mary und Joe dich sahen, haben sie dich geliebt. Joe hatte Bedenken, ob sie dich nicht den Behörden übergeben sollten, aber sie brachten es dann doch nicht über sich, weil sie dich als Geschenk Gottes betrachtet haben, nachdem ihnen kein eigenes Kind vergönnt gewesen war. Sie haben dich genauso geliebt, als wärst du ihr eigenes Kind gewesen, Frannie.«
»Das weiß ich, Ned. Aber wie hat Regina davon erfahren?«
»Keine Ahnung. Vor ein paar Wochen habe ich sie auf der High Street angesprochen, um ihr auf den Zahn zu fühlen. Sie hat abgestritten, etwas über die Umstände deiner Geburt zu wissen, aber ich hatte den Eindruck, sie hat gelogen.«
»Wer weiß noch davon?«
»Das ist es ja eben, Frannie. Wir haben es nie einer Menschenseele gesagt. Joe und Mary waren neu in Echuca, deshalb hat nie jemand Verdacht geschöpft, dass du nicht ihr leibliches Kind bist.«
»Fest steht, dass Regina etwas weiß, und was immer es auch sein mag, es muss mit Silas Hepburn zusammenhängen. Sie behauptet, er sei mit mir blutsverwandt. Kannst du dir vorstellen, dass dieses Scheusal mit mir verwandt ist? Ich jedenfalls nicht.«
Ned wusste nicht, was er glauben sollte.Regina hatte eine schlaflose Nacht verbracht. Beim ersten Tageslicht kleidete sie sich an und erteilte Claude den Auftrag, die Pferde vor die Kutsche zu spannen. Während Frederick und Monty noch schliefen, ließ sie sich in die Stadt fahren.
»Halte an der Hafenpromenade«, befahl sie Claude. Sie musste mit Francesca sprechen, bevor es zu spät war, und hoffte, sie abpassen zu können.
Claude konnte sich zwar keinen Reim darauf bilden, aber er hatte gelernt, den Anweisungen zu folgen, ohne Fragen zu stellen.
Francesca war gerade auf dem Weg zur Bäckerei, die um sechs Uhr öffnete, als sie die Kutsche und Claude Mauston erkannte. Zuvor war sie mit Ned übereingekommen, ihrem Vater vorerst nichts zu sagen, da er bereits genügend Sorgen hatte, aber sie wollte eine Zeit lang alleine sein, um den Schock zu verdauen, bevor sie Joe wieder unter die Augen trat.
Als die Tür der Kutsche geöffnet wurde, rechnete Francesca damit, Monty aussteigen zu sehen.
»Ich muss mit Ihnen sprechen, Francesca«, erklang stattdessen Reginas nervöse Stimme. »Bitte. Es ist dringend.« Da sie erwartet hatte, dass Francesca ablehnen würde, war sie überrascht, als diese sofort nickte.
Francesca wollte Antworten, und die bekam sie nur, wenn sie mit Regina redete, egal, wie groß ihre Abneigung gegen diese Frau war. Deshalb stieg sie in die Kutsche, und Regina wies Claude an, weiter flussabwärts zu fahren und an einer ruhigen Stelle zu halten.
»Inwiefern ist Silas Hepburn mit mir verwandt?«, fragte Francesca. Die Frage hatte ihr die ganze Zeit auf der Zunge gebrannt.
»Pssst«, gab Regina zurück. »Warten Sie, bis wir halten.«
Für Francesca verging die Zeit quälend langsam, bisClaude die Kutsche schließlich an einem einsamen Platz flussabwärts zum Stehen brachte.
»Lass uns bitte allein, Claude«, sagte Regina. »Sei in einer halben Stunde wieder hier.«
Claude blickte verwundert, setzte sich jedoch in Bewegung. Regina wollte nicht riskieren, dass jemand mithörte, was sie Francesca zu sagen hatte, auch wenn dieser Jemand schon zahlreiche Jahre in ihren Diensten stand.
Sobald sie allein waren, verlangte Francesca von Regina, ihr endlich die ganze Wahrheit zu sagen. »Ich habe soeben von Ned erfahren, wie die Callaghans an mich gekommen sind. Daher besteht
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