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Am Fluss des Schicksals Roman

Titel: Am Fluss des Schicksals Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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wenn sie dies bislang mit keinem Wort eingestanden hatte.

    Am nächsten Morgen stand Francesca bei Sonnenaufgang auf. Lizzie schlief noch tief und fest. Francesca ging an Deck und betrachtete das Farbenspiel am Himmel. Kurz darauf gesellte sich Ned zu ihr und reichte ihr eine der beiden Tassen mit heißem Tee, die er in Händen hielt. Schweigend beobachteten sie eine Zeit lang die Eisvögel, die auf der Suche nach Futter über der Wasseroberfläche kreisten, und nippten an ihren Teetassen. Es war eine friedliche Atmosphäre; dennoch war ihr Leben aus der Bahn geraten.
    »Es sieht Joe gar nicht ähnlich, so lange zu schlafen«, bemerkte Ned.
    »Ich bezweifle, dass er viel geschlafen hat«, entgegnete Francesca. »Ich glaube, er hat die halbe Nacht damit verbracht, mit Lizzie zu reden. Sie war sehr verschlossen, was Dad ziemlich beunruhigt hat.«
    Francesca hatte Lizzie und ihren Vater am Abend zuvor ziemlich früh alleine gelassen und sich schlafen gelegt. Joe hatte versucht, Lizzie aufzumuntern, doch seine Worte hatten keine Wirkung gezeigt. Einerseits machte Francesca sich Sorgen um Lizzie, andererseits waren ihre Gedanken fast die ganze Nacht um Reginas Worte gekreist, sodass sie keinen Schlaf gefunden hatte. Um vier Uhr morgens hatte sie immer noch wach gelegen, und Lizzie war noch immer nicht ins Bett gekommen.
    »Diese Verlobung verlangt dir zu viel ab, Frannie«, sagteNed, dem die dunklen Ringe unter ihren Augen nicht entgangen waren. »Wenn die Sache dir so viel Kummer bereitet, ist sie es nicht wert. Lieber hause ich in einem Zelt, als dich unglücklich zu sehen. Dein Vater ist bestimmt derselben Meinung.«
    »Nicht die Verlobung bereitet mir Kummer, Ned.«
    »Sondern?«
    »Etwas, das Regina Radcliffe zu mir gesagt hat.«
    Ned horchte auf. »Was hat sie denn gesagt?«
    »Sie behauptet, dass Dad nicht mein leiblicher Vater ist.« Verwundert registrierte Francesca, dass Ned verärgert wirkte und nicht schockiert, wie sie erwartet hatte. »Ned?«
    Doch Ned blieb stumm. Er wandte sich wieder dem Fluss zu. Ihm wurde bewusst, dass er Francescas Fragen nicht länger ausweichen konnte. Die Vergangenheit holte früher oder später jeden ein, der versuchte, vor ihr davonzulaufen, und nun hatte eine Lüge, mit der sie siebzehn Jahre lang gelebt hatten, sie alle eingeholt.
    »Das ist doch nicht wahr, oder?« Francesca zitterte plötzlich am ganzen Körper und umklammerte die Reling.
    »Setz dich, Frannie«, sagte Ned und zog zwei Stühle heran.
    Francesca folgte seiner Aufforderung, während Ned sich auf den anderen Stuhl setzte. Er nahm einen Schluck von seinem Tee, wobei er nach den richtigen Worten suchte.
    »Ich weiß zwar nicht, woher Regina die Wahrheit kennt, aber es stimmt, was sie sagt. Joe ist nicht dein leiblicher Vater, und Mary war auch nicht deine leibliche Mutter.«
    Francesca verschlug es für einen Moment die Sprache. Dann fragte sie stockend: »Aber ... aber wer sind dann meine leiblichen Eltern? Bist du mein Vater?« Der Gedanke war nahe liegend, zumal Ned sie genauso liebte wie Joe.
    Ned wünschte sich, es wäre so, denn er stand Francesca tatsächlich so nahe wie ein Vater. »Nein. Und ehrlich gesagt,weiß ich nicht, wer dein Vater ist, Frannie. Aber du hättest keine liebevollere Mutter finden können als Mary, und ich brauche dir ja nicht zu sagen, wie sehr Joe an dir hängt.«
    Francesca war völlig durcheinander. Unzählige Fragen schossen ihr durch den Kopf, und sie wusste nicht, wo sie anfangen sollte. »Aber wie ...?«
    »Wie Mary und Joe zu dir kamen?«, ergänzte Ned, da sie nicht fähig war, weiterzusprechen.
    Francesca nickte. Sie kämpfte gegen die Tränen an.
    Ned ergriff ihre Hand und drückte sie tröstend. »Auch wenn das jetzt ein Schock für dich sein mag, Frannie, aber wir haben dich gefunden.«
    Francesca kniff erstaunt die Augen zusammen. »Gefunden?«
    »Am besten, ich erzähle es von Anfang an.« Ned war entschlossen, ihr die Wahrheit so schonend wie möglich beizubringen. Unter normalen Umständen hätte er Joe gebeten, Francesca die Wahrheit zu sagen, aber er wusste, dass Joe derzeit nicht dazu in der Lage war. Joe hatte bereits mehr als genug Sorgen mit der Marylou, der Arbeit und Francescas Verlobung mit Silas, ganz zu schweigen von seiner Sorge um Lizzie. »An meinem ersten Arbeitstag hier an Bord haben wir abends an einer Stelle am Ufer angelegt, die Boora Boora genannt wird.«
    »Dad hat gesagt, ich sei dort geboren.«
    »Das stimmt auch. Ich habe mein Nachtlager am

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