Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Am Fluss des Schicksals Roman

Titel: Am Fluss des Schicksals Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
Vom Netzwerk:
zurück.
    »Verzeihung, Madam«, unterbrach in diesem Augenblick Amos Compton.
    »Jetzt nicht, Amos!«, entgegnete Regina schroff.
    Amos räusperte sich. »Ein Constable Watkins wünscht Sie zu sprechen, Madam.«
    Regina zuckte zusammen und wurde aschfahl. Ihr erster Gedanke war, Monty zu verstecken.
    »Sag ihm, ich kann ihn im Moment nicht empfangen, Amos. Es ist jetzt sehr ungünstig«, erwiderte Regina. Sie musste erst ihre Fassung zurückgewinnen und benötigte Zeit, um in Ruhe nachzudenken. Da Amos ihrer Aufforderung nicht nachkam, wandte sie sich um, und ihre Augen weiteten sich, als sie den Constable in der Tür stehen sah.
    Der junge Polizeibeamte hatte alles gehört, was sie gesagt hatte, und war nicht gewillt, sich abweisen zu lassen. »Verzeihen Sie die Störung, Mrs Radcliffe, aber es ist dringend.«
    »Das bezweifle ich. Ich empfange im Moment keine Besucher«, stieß sie hervor. Fieberhaft überlegte sie nach einem Alibi für Monty. Sie könnte behaupten, der Grund für seine feuchte Kleidung sei, dass er in den Fluss gesprungen war, um Neal zu retten. Das würde glaubhaft klingen. »Wir haben einen Todesfall in unserem Bekanntenkreis, Constable Watkins. Die Ehefrau des Verunglückten war heute Abend hier auf Derby Downs zu Gast, als das Schiff ihres Mannes vor unseren Augen explodierte. Gewiss werden Sie Verständnis dafür haben, dass wir alle zutiefst erschüttert sind.«
    Constable Watkins zwängte sich unbeeindruckt an Amos vorbei und betrat den Salon. Er reagierte sichtlich überrascht auf Montys Anblick, den er nur als gepflegten, tadellos gekleideten Mann kannte. »Ich bin über das Schiffsunglück informiert, Mrs Radcliffe, aber ich bin in einer dringenden Angelegenheit hier.«
    Regina blickte zu Monty. Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Monty hingegen machte einen geistesabwesenden Eindruck.
    »Worum ... handelt es sich denn?«, fragte Regina stockend.Instinktiv stellte sie sich neben ihren Sohn und legte ihm die Hand auf die Schulter.
    Der junge Constable bemerkte ihre beschützende Geste, doch seine ernste Miene ließ ahnen, dass er gekommen war, um Monty zu verhören oder sogar zu verhaften.
    »Vielleicht möchten Sie vorher lieber Platz nehmen, Mrs Radcliffe.«
    »Das ist nicht nötig!«, fauchte Regina.
    Constable Watkins sah sie mit ernstem Blick an. In dem stillen Haus vernahm Regina plötzlich das Ticken einer Uhr im Nebenraum. Das Geräusch dröhnte unerträglich laut in ihren Ohren.
    »Ich muss Ihnen leider etwas Unerfreuliches mitteilen«, begann Constable Watkins.
    Regina war einer Ohnmacht nahe. Ihre Welt brach um sie herum zusammen, und sie konnte nichts dagegen tun.
    »Ich habe von der Wache in Shepparton eine Benachrichtigung erhalten ...«
    »Shepparton?« Regina verstand gar nichts mehr. Mit einem Mal fiel ihr ein, dass Frederick in Shepparton war.
    »Ja. Ich muss Ihnen leider mitteilen, dass Ihr Ehemann vor mehreren Stunden bei einer Viehauktion zusammengebrochen ist. Er hatte einen Herzanfall.«
    Mit weit aufgerissenen Augen sank Regina auf einen Stuhl neben Monty, der jetzt noch verständnisloser dreinblickte. »Es geht ihm doch gut, oder?«
    Constable Watkins zögerte einen Augenblick. »Leider nein. Es wurde zwar sofort ein Arzt geholt, aber er konnte nichts mehr tun. Mrs Radcliffe, ich möchte Ihnen mein aufrichtiges Beileid aussprechen ...«

29
    F rancesca hatte die ganze Nacht keinen Schlaf gefunden und geweint, bis keine Tränen mehr kamen. Dann hatte sie wach gelegen und auf die Kajütenwand gestarrt, während ihre Gedanken unablässig um Neal kreisten. Sie dachte daran, wie schön es gewesen war, in seinen Armen zu liegen, und dankte Gott für die eine Nacht, in der sie Neal ihre Liebe hatte zeigen dürfen.
    Am Morgen war Joe an Land gegangen, wo er beobachtete, dass die Polizei die Schiffer und Matrosen am Pier befragte. Er selbst hatte mit zwei Constables gesprochen, die die Unglücksstelle flussaufwärts begutachtet hatten. Zudem wurde flussab nach Trümmern gesucht, um Beweise zu finden, dass es sich bei dem explodierten Schiff tatsächlich um die Ophelia handelte. Ein Beweisstück wurde rasch geborgen: ein Metallschild, auf dem der Name des Dampfers eingraviert war. Sicherlich würde es eine gerichtliche Untersuchung über Neals Tod geben, und auch die Unglücksursache galt es noch zu klären.
    »Hast du Silas gesehen, Joe?«, fragte John Henry. Er kam soeben von seinem Gespräch mit den Constables.
    »Der Kerl kann bleiben, wo der Pfeffer wächst«,

Weitere Kostenlose Bücher