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Am Fluss des Schicksals Roman

Titel: Am Fluss des Schicksals Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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doch sie stand vollkommen unter Schock. Weinend warf sie sich auf die Koje, während Lizzie sich an die Luke stellte, um mitzuhören, was draußen gesprochen wurde. Einige Männer machten den Vorschlag, zur Unglücksstelle zu fahren, um einen Beweis dafür zu finden, dass die Ophelia explodiert war, während andere argumentierten, dass dies vor Tagesanbruch keinen Sinn mache. Lizzie hörte, dass viele Leute den Verlust eines so anständigen Mannes wie Neal Mason bedauerten, und sie musste an die arme Gwendolyn denken. Jemand musste dem Mädchen die traurige Nachricht übermitteln.
    Ob Francesca über Gwendolyn Bescheid wusste? Lizzie schüttelte den Kopf. Was spielte das jetzt noch für eine Rolle, nachdem Neal tot war?

    »Bring mich so schnell wie möglich nach Hause, Claude«, befahl Regina, als sie wieder in ihre Kutsche stieg. Nachdem sie Francesca bei der Marylou abgesetzt hatte, wollte sieschleunigst nach Derby Downs zurück. Innerlich völlig aufgewühlt, wahrte sie nur mit Mühe die Fassung. Der gemeinsame Abend mit Francesca war Montys Idee gewesen. Er hatte Regina gebeten, Francesca zum Abendessen einzuladen. Er hatte sogar darauf bestanden und ihr versprochen, ihr am späteren Abend die Erklärung dafür zu liefern. Dennoch hatte Regina instinktiv geahnt, dass irgendetwas faul war, und war den ganzen Abend von Unruhe erfüllt gewesen. Sie hatte nur deshalb eingewilligt, weil ihr Montys seelische Verfassung in letzter Zeit Kummer bereitet hatte. Jetzt verfluchte sie sich für ihre Einfalt, zumal sie die schreckliche Ahnung befiel, dass Monty Neal auf dem Gewissen hatte.
    Dabei hatte Monty sogar angedeutet, er wolle mit Neal Mason Frieden schließen, um einen Schlussstrich unter seine Beziehung zu Francesca zu ziehen, doch es hatte unglaubwürdig geklungen angesichts seines zwanghaften Verhaltens. Trotzdem hätte Regina niemals gedacht, dass Monty etwas Schlimmes im Sinn hatte, vor allem, da er nach eigenem Bekunden Interesse an Clara zeigte. Zudem verabscheute Monty als wahrer Gentleman Gewalttätigkeit. Doch seine Liebe zu Francesca hatte ihn vielleicht zum Äußersten getrieben – ein Gedanke, der Regina das Herz noch schwerer machte.
    Als sie vor der Villa vorfuhren, kam Amos die Eingangstreppe herunter.
    »Master Montgomery ist da, Madam«, sagte er.
    Regina war so erleichtert, dass ihr beinahe die Knie nachgaben, als sie zitternd aus der Kutsche stieg.
    Amos stützte ihren Arm. »Er ist gekommen, kurz nachdem Sie fort waren, Madam.«
    »Gott sei Dank.« Als Regina mit eigenen Augen gesehen hatte, wie der Dampfer in die Luft geflogen war, hatte sie für einen Moment die schreckliche Angst beschlichen, Monty könnte die Ophelia gekapert und Neal womöglich als Geisel an Bord festgehalten haben. Da Monty sich mit Schiffennicht auskannte, hatte Regina in ihrer Angst befürchtet, er könnte die Dampfmaschine unabsichtlich zur Explosion gebracht haben.
    Regina fand Monty im Salon vor. Sein Anblick ließ sie vor Entsetzen schaudern. Offenbar hatte er sich seit Tagen weder rasiert noch gewaschen; er sah aus wie ein Landstreicher. Erschrocken bemerkte sie, dass seine Kleidung feucht war. Reginas erster Impuls war, ihn nach dem Grund zu fragen, wo es doch überhaupt nicht geregnet hatte, aber plötzlich war sie sich nicht mehr sicher, ob sie es wissen wollte. Sie war entsetzt, wie viel Gewicht er innerhalb kurzer Zeit verloren hatte, ja, sie konnte kaum glauben, dass ihr eigener Sohn vor ihr stand. Er sah wie ein Fremder aus – und er benahm sich auch so.
    »Was hast du getan?«, fragte Regina, nachdem Monty ihr Erscheinen hartnäckig ignorierte.
    Monty gab keine Antwort. Sie bemerkte, dass er mit glasigem Blick auf seine Hände starrte, die er über der Tischplatte verschränkte. Sie stellte sich die Frage, ob er betrunken war, ahnte jedoch, dass es weitaus schlimmer um ihn stand. »Ich nehme an, du weißt, dass die Ophelia explodiert ist und Neal Mason dabei vermutlich ums Leben kam?«
    Monty wirkte nicht im Geringsten überrascht, was Reginas schlimmste Befürchtungen bestätigte. Das Herz wurde ihr schwer. »O Gott, Monty. Ich kann nicht glauben, dass du zu so einer Tat fähig bist ... dass du sogar den Verlust von Menschenleben in Kauf nimmst.«
    »Ich liebe Francesca, Mutter«, erwiderte er ausdruckslos. »Kein anderer Mann soll sie haben.«
    Regina hätte am liebsten laut herausgeschrien, dass Francesca seine Halbschwester war. Allein ihre Angst, Monty dann für immer zu verlieren, hielt sie davor

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