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Am Fluss des Schicksals Roman

Titel: Am Fluss des Schicksals Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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entgegnete Joe verbittert.
    »Ich kann deine Wut gut verstehen. Darum wird es dich freuen, dass die Polizei einen Haftbefehl gegen ihn hat. Ich nehme an, es hängt mit den Fördergeldern zusammen, für deren Verschwinden Silas verantwortlich sein soll, und mit den illegalen Alkoholvorräten in seiner Mühle.«
    »Dann wünsche ich der Polizei viel Glück bei der Suche«, erwiderte Joe.
    »Das ist es ja gerade. Niemand weiß, wo Silas steckt.«
    »Denkst du, dieser Mistkerl hat sich aus dem Staub gemacht?«
    »Sieht ganz danach aus.«
    »Das sieht diesem Feigling ähnlich«, sagte Joe, der zugleich Erleichterung verspürte. Vielleicht hatte Francesca jetzt endlich Ruhe vor Silas.
    »Wie geht es deinem Mädchen?«, fragte John Henry.
    »Sie steht unter Schock. Wie konnte so etwas geschehen?«
    John Henry schüttelte den Kopf. »Wenn der Kessel in die Luft fliegt, muss deswegen nicht gleich das ganze Schiff explodieren. Da drängt sich einem schnell ein finsterer Verdacht auf.«
    »Nämlich?«, fragte Joe.
    »Beispielsweise könnte jemand das Brennholz mit Sprengstoff präpariert haben. Das wäre nicht das erste Mal.«
    Joe wurde blass. Plötzlich kam ihm der Gedanke, dass Silas aus Eifersucht Neals Tod geplant haben könnte. »Mein Gott«, stieß er hervor. John Henrys Bemerkung kam ihm wieder in den Sinn. Silas wurde vermisst. Vielleicht hatte er die Stadt verlassen, um nicht verdächtigt zu werden. »Du entschuldigst mich, John. Ich muss dringend mit den Constables sprechen.«
    Die Beamten führten Joe zum Richter, um diesem seinen Verdacht darzulegen.
    »Es dürfte nicht leicht sein, Ihre Anschuldigung zu beweisen, Mr Callaghan, vor allem nicht, solange wir Mr Hepburn nicht gefunden haben«, sagte der Richter.
    Joe hatte ihm auch seinen Verdacht geschildert, dass Silas hinter den Anschlägen auf Ezra Pickerings Werft und auf Dolan O’Shaunnessey steckte.
    »Wir brauchen Beweise, Mr Callaghan. Wir können keinErmittlungsverfahren einleiten oder gar Anklage erheben, wenn wir uns lediglich auf Gerüchte und Theorien stützen können.«
    »Dann treiben Sie diesen verdammten Beweis endlich auf«, entgegnete Joe, dem der Geduldsfaden riss. »Meine Tochter ist ein gebrochener Mensch, und daran ist dieser Kerl schuld.«
    Der Riverine Herald berichtete in einem Sonderblatt über Neals Tod und die Explosion der Ophelia. Joe hielt es sorgsam vor Francesca unter Verschluss. Sie hatte ihre Kajüte nicht mehr verlassen, seit Regina sie abgesetzt hatte. Sie aß nichts und schlief kaum. Sie weinte nur noch.

    Gegen Mittag traf die Kutsche mit Fredericks Leichnam auf Derby Downs ein. Regina war wie gelähmt vor Schmerz und Trauer, und Monty war ihr keine Stütze. Während sie sich um das Begräbnis kümmerte und Beileidsbesuche empfing, verschanzte Monty sich in seinem Zimmer und dachte an Francesca. Erst am Abend, als er den Salon betrat, in dem der offene Sarg aufgebahrt war, zuckte er erschrocken zusammen und starrte auf seinen toten Vater.
    Obwohl Monty und Frederick grundverschieden waren, hatten sie sich dennoch sehr nahe gestanden. Als Einzelkind hatte Monty die ungeteilte Aufmerksamkeit beider Eltern genossen, doch Frederick war für ihn mehr als ein Vater gewesen – er war sein Freund. Frederick hatte sich längst damit abgefunden gehabt, dass Monty andere Interessen hatte, als Stiere mit dem Lasso zu fangen oder am Viehtrieb teilzunehmen, aber das spielte keine Rolle. Frederick war damit zufrieden gewesen, dass sein Sohn sich zu einem anständigen Menschen entwickelt hatte, auf den er stolz sein konnte.
    Während Monty auf das friedliche Gesicht seines Vaters starrte, blitzten vor seinem geistigen Auge Erinnerungen an glückliche Stunden auf, und ein Gefühl der Trauer überkamihn, gefolgt von tiefem Schmerz. Es war, als hätte Monty einen Schlag ins Gesicht bekommen, der ihn jäh aus seinem Trancezustand riss, sodass er mit einem Mal erkannte, was er getan hatte. »O Gott«, schrie er auf und sank auf die Knie.
    Sofort stürzte Regina in den Salon. Sie hatte in der Eingangshalle gewartet, um Monty ungestört von seinem Vater Abschied nehmen zu lassen. »Monty ...« Sie ging zu ihm und zog ihn hoch in ihre Arme.
    »Mutter, was habe ich getan?«, schluchzte er an ihrer Schulter.
    »Es wird schon wieder gut«, sagte sie tröstend. Sie war entschlossen, alles zu tun, um ihren Sohn zu schützen, wie sie es immer schon getan hatte.

    Die Nacht war bereits hereingebrochen, als Lizzie Joe am Heck der Marylou vorfand, wo er auf

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