Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Am Fluss des Schicksals Roman

Titel: Am Fluss des Schicksals Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
Vom Netzwerk:
handelte. Sie war kaum weniger reserviert als sonst. Ohnehin war es ein merkwürdiger Abend gewesen. Sofort nach ihrer Ankunft auf Derby Downs hatte Francesca das Gefühl gehabt, dass Regina etwas im Schilde führte. Sie hatte versucht, der Sache auf den Grund zu gehen, doch ohne Erfolg.
    Weshalb hatte Regina sie überhaupt eingeladen?
    Ihre Unterhaltung hatte sich vor allem um Joe gedreht – und dessen Erleichterung, nicht mehr in Silas’ Schuld zu stehen –, sowie um Francescas Heirat, über die Regina sich umso mehr freute, als Monty seine Hoffnungen nun endgültig begraben musste. Zugleich hoffte sie, dass Neal Francesca nicht das Herz bräche. Schließlich war Neal Mason für seinen Ruf berüchtigt.
    »Lasst euch Zeit, du und Neal«, riet Regina. »Ihr müsst euch erst aneinander gewöhnen. Als alter Junggeselle tut Neal sich bestimmt schwer damit, plötzlich jemanden um sich zu haben.« Sie räusperte sich. »Bestimmt braucht er einegewisse Zeit, sich damit abzufinden, dass er durch die Ehe seine Freiheiten verliert.«
    Francesca wusste, dass Regina auf Neals Ruf als Schürzenjäger anspielte. Sie musste wieder an seinen Besuch im Bordell am Tag ihrer Scheinhochzeit denken. Sie spürte, wie sie bei dem Gedanken errötete, und wechselte rasch das Thema. »Was Monty angeht ... Ich habe versucht, ihm klar zu machen, dass wir keine Verbindung eingehen können. Ich habe es ihm so schonend wie möglich beigebracht, aber es hat ihn sehr getroffen. Ehrlich gesagt, mache ich mir Sorgen um ihn. Was macht er in letzter Zeit für einen Eindruck?«
    »Nicht den besten«, entgegnete Regina, deren Blick sich erneut in der Ferne verlor, »aber mach dir keine Gedanken, das wird schon wieder. Dafür werde ich sorgen.« Sie spielte Montys derzeitige Verfassung absichtlich herunter, falls er eine Dummheit plante und sie ihn decken musste. In Wahrheit war Regina mehr als nur besorgt um ihn. Sie hatte geradezu panische Angst um ihren Sohn. Seit Tagen ließ er sich kaum noch zu Hause blicken, und wenn doch, machte er einen geistesabwesenden und beängstigenden Eindruck. Von Amos hatte sie erfahren, dass Montys Pferd, ein edles Vollblut, völlig verwahrlost war. Nachdem sie sich selbst von dem erbärmlichen Zustand des Tieres überzeugt hatte, bestand sie darauf, Monty ein anderes Pferd zu geben, damit der Stallbursche sich um das Vollblut kümmern konnte.
    Reginas Besorgnis hatte weiter zugenommen, als sie entdecken musste, dass Monty seine geschäftlichen Pflichten völlig vernachlässigte – womit sich die Frage ergeben hatte, was er mit seiner Zeit anstellte, wenn er nicht zu Hause war. Auch Frederick war dies nicht entgangen. Als er sich verwundert über die ständige Abwesenheit Montys äußerte, hatte Regina ihn angeschwindelt, Monty habe alle Hände voll zu tun, neue Geschäftsfelder zu erschließen.
    Ein Glück, dass Frederick nun mit einem Freund zurViehauktion nach Shepparton gefahren war und ein paar Tage fortblieb. Eigentlich hätte Monty ihn begleiten sollen, doch Regina hatte sich erneut eine Ausrede für ihn einfallen lassen. Sie hoffte inständig, dass Monty bald über Francesca hinwegkam und wieder Normalität in ihr Leben einkehrte, bevor Monty vor Wut und Verzweiflung irgendeine Dummheit beging, die er für den Rest seines Lebens bereuen musste ...
    Als die beiden Frauen am Ufer auf Neal warteten, zog das Schweigen zwischen ihnen sich immer mehr in die Länge.
    »Neal müsste jeden Moment erscheinen«, sagte Francesca schließlich. »Du brauchst nicht zu warten, Regina.«
    »Nein, nein, ich bleibe gern noch bei dir an der frischen Luft«, erwiderte Regina. Normalerweise mied sie nachts den Fluss, weil er dann unheimlich wirkte – vor allem aber, weil er Erinnerungen an Francesca in ihr weckte, die sie lieber verdrängte.
    »Was macht Monty eigentlich in Ballarat?«, fragte Francesca.
    »Wie bitte?«, fragte Regina verwundert.
    »In deiner Nachricht stand, er sei nach Ballarat gefahren.« Wieder hatte Francesca den Eindruck, dass Reginas Gedanken abschweiften.
    »Ach ja, richtig. Er ... er ist in geschäftlichen Angelegenheiten dort. Morgen erwarte ich ihn zurück.«
    Francesca hatte das Gefühl, dass Regina sie belog, sodass sie sich erneut fragte, was sie eigentlich im Schilde führte. Irgendetwas war hier faul, doch ihr Instinkt riet Francesca, sich herauszuhalten.
    Gleich darauf vernahm sie das Geräusch von Schaufelrädern und das Tuckern eines Schiffsmotors. Sie, Regina und Amos blickten flussabwärts, wo

Weitere Kostenlose Bücher