Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Am Fluss des Schicksals Roman

Titel: Am Fluss des Schicksals Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
Vom Netzwerk:
bestärkt, dass er Recht hat. Umso mehr muss ich Ihrem Vater und Ned danken, weil sie mir mit so viel Respekt begegnen. Sie haben mir ein völlig anderes Leben aufgezeigt und mir bewiesen, dass nicht alle Männer in mir lediglich einen Körper sehen, den man benutzt, wie und wann es einem gefällt.«
    »Sie können erhobenen Hauptes über die Straße gehen, Lizzie. Nicht nur, weil Sie ein guter Mensch sind, sondern weil Sie es verdient haben, ein glückliches Leben zu führen.«
    Tränen schimmerten in Lizzies Augen. »Sie haben mir Zuflucht geboten und mir damit das Leben gerettet. Das wissen Sie doch, Francesca? Ich weiß nicht, wie ich Ihnen das jemals vergelten soll.«
    »Das haben Sie bereits, Lizzie. Ich weiß, dass es an dem Abend, als Neal überfallen wurde, bitterkalt war. Hätten die Mädchen aus dem Bordell ihn nicht mitgenommen, hätte er die Nacht nicht überlebt. Und hätten Sie ihn dort nicht entdeckt, würde ich immer noch um ihn trauern.« Sie legte den Arm um Lizzies Schultern. »Kommen Sie, wir suchen jetzt ein paar hübsche Kleider für Sie aus.«
    Gregory Pank und seine Gehilfin behandelten Lizzie wie jeden anderen Kunden, sodass sie ihre Hemmungen verlor und bald Freude daran bekam, sich neu einzukleiden.Dennoch achtete sie immer noch auf jeden männlichen Passanten, aus Furcht, als Dirne erkannt zu werden. Sie hatte sich bereits ein anderes Leben ausgemalt, ein Leben an der Seite Joes, wagte es aber nicht, offen mit Francesca darüber zu sprechen. Auch wenn Francesca nichts gegen ihre Freundschaft mit Joe einzuwenden hatte – alles, was darüber hinausging, würde sie bestimmt nicht tolerieren.
    »Ihr Vater ist sehr großzügig zu mir, und damit meine ich nicht nur das Geld, das er mir gegeben hat, um mich neu einzukleiden. Er ist in jeder Hinsicht ein großzügiger Mensch«, sagte Lizzie, als sie mit Paketen beladen auf dem Rückweg zur Marylou waren. Sie erwähnte jedoch nicht, dass Joe ihr angeboten hatte, für immer auf der Marylou zu bleiben, und dass er versprochen hatte, sich stets um sie zu kümmern.
    »Ja, Dad hat ein großes Herz«, erwiderte Francesca. »Das ist eine der Eigenschaften, die ich so sehr an ihm liebe.«
    Lizzie lag die Bemerkung auf der Zunge, dass es bei ihr nicht anders sei, verkniff sie sich aber rechtzeitig.
    Während sie über die High Street spazierten und die Auslagen in den Schaufenstern betrachteten, fielen Francesca plötzlich zwei Männer auf, die vor der Polizeiwache von ihren Pferden stiegen: der große, hagere Constable Watkins in seiner Polizeiuniform sowie ein Mann in Handschellen, der Francesca seltsam vertraut vorkam. Trotz der Entfernung bemerkte sie den verwahrlosten Eindruck des Unbekannten, obwohl er eine würdevolle Haltung bewahrte. Erst als sie und Lizzie näher gekommen waren und der Mann kurz die Straße entlangblickte, bevor er die Wache betrat, erkannte Francesca, wer er war: Monty. Einen flüchtigen Augenblick trafen sich ihre Blicke – lange genug, dass Francesca seine Verzweiflung wahrnahm.
    »Das war Monty ... in Handschellen!«, sagte Francesca zu Lizzie. Sie war wie vom Donner gerührt. »Was kann er verbrochen haben, dass er verhaftet wurde?«
    »Glauben Sie, es könnte etwas mit dem Schiffsunglück zu tun haben?«, entgegnete Lizzie.
    »Niemals«, erwiderte Francesca. Die bloße Vorstellung war absurd; dennoch schlug ihr das Herz bis zum Hals. »Hören Sie, Lizzie, ich muss herausfinden, warum man ihn verhaftet hat. Sagen Sie bitte meinem Vater, dass ich noch etwas erledigen wollte, aber verraten Sie nicht, um was es geht. Falls Neal wach sein sollte, sagen Sie ihm, dass ich bald wieder bei ihm bin.«
    »Wohin wollen Sie, Francesca?«
    »Zur Polizeiwache. Wenn ich dort nichts in Erfahrung bringen kann, fahre ich nach Derby Downs und statte Regina einen Besuch ab. Ich wollte ihr ohnehin mein Beileid zu Fredericks Tod aussprechen. Vielleicht kann ich auch von ihr erfahren, warum Monty festgenommen wurde.«
    Auf der Wache konnte Francesca nichts in Erfahrung bringen, da Monty noch vom Richter verhört wurde, sodass sie unverzüglich den Mietstall aufsuchte, der den Radcliffes gehörte. Dort angekommen, bat sie Henry ein zweites Mal um eine Kutsche und machte sich auf den Weg nach Derby Downs. Als sie dort eintraf, fand sie Regina auf der Veranda vor, von wo sie den Blick über den Fluss schweifen ließ. Sie sah mitgenommen aus, was Francesca nicht wunderte.
    »Mein aufrichtiges Beileid«, sagte Francesca, als sie die Eingangstreppe

Weitere Kostenlose Bücher