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Am Freitag schwarz: Kriminalroman (German Edition)

Am Freitag schwarz: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Am Freitag schwarz: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Sears
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saß er da, starrte vor sich hin und summte leise. Seine Mutter traf mit jedem, den sie dingfest machen konnte, Spielverabredungen für ihn, offensichtlich in der irrigen Hoffnung, dass ihr Sohn wie durch ein Wunder plötzlich ein anderes Kind wahrnehmen und anfangen könnte zu interagieren.
    »Guten Morgen, Helene«, rief ich und wünschte, Kid würde schneller gehen.
    »Los, Prince, nun komm schon.« Sie zog den Hund hinter sich her – einen äußerst lebhaften, schmuddeligen Jack Russell, der unerklärlicherweise nach dem Broadway-Produzenten Hal Prince benannt worden war. Ihr Sohn ging hinter ihr. Er hatte den Blick gesenkt und federte leicht auf den Zehenspitzen, als könne er so Energien loswerden, die bei sich zu behalten ihm zu unangenehm war. »Na, Jason, dein Versprechen, dass wir unsere Jungs bald mal zusammenbringen, ist nicht vergessen!«
    Ich konnte mich nicht erinnern, dass von so etwas je die Rede gewesen wäre. Auf Nachfrage hätte Helene wahrscheinlich sogar zugegeben, dass das nicht stimmte, aber sie ließ sich in den Wunschträumen, die sie für ihren Jungen hegte, von der Realität nicht beirren.
    Kid entdeckte den Hund und hockte sich hin, um ihm ausgiebig und tief in die Augen zu sehen. Es gab Momente, da hätte ich gern mit einem Hund getauscht.
    Jack Russells sind Arbeitshunde – für die Fuchsjagd gezüchtet. Sie brauchen Training. Sie müssen laufen und graben und auf der Suche nach Ratten, Schlangen oder Füchsen in unterirdischen Gängen wühlen. An der Leine ist mit ihnen nicht viel los. Oft entscheiden sich Leute, die in einer Wohnung leben, für so einen Hund, weil er klein ist. Sie sollten sich das genauer überlegen.
    Der kleine Terrier hüpfte auf und ab und jaulte wie ein Chihuahua; er schleuderte den Kopf vor und zurück, sein Schwanz vibrierte wie eine Klapperschlange. Er hatte überhaupt kein Interesse an innigem Blickkontakt mit einem verrückten kleinen Menschen.
    Kid war zusehends enttäuscht; er wünschte sich eine Verbindung mit diesem hyperaktiven Hund und bekam überhaupt keine Reaktion. Vor Ärger fing er an zu knurren.
    Helene redete unaufhörlich weiter, über die Herbst-Benefizveranstaltung – eine stille Auktion – und darüber, dass sie keine Ahnung hatte, was sie da beisteuern sollte; im Vorjahr hatte sie dreißig Dollar für eine Gesichtsbehandlung in einem Salon am Broadway hingeblättert, die sie am Ende nie in Anspruch genommen hatte, so dass sie jetzt schon überlegte, ob sie mit den Leuten mal reden und fragen sollte, ob sie ihr stattdessen auch eine Maniküre machten. Ich hatte keine Meinung dazu. Ich brauchte auch keine.
    Der Hund bellte. Das Knurren von Kid wurde ihm unheimlich. Dann schnappte er nach ihm – es war kein Beißen, kaum eine Drohgebärde, aber das Ganze eskalierte.
    Ich ließ mich auf ein Knie nieder und streckte dem Hund einen Handrücken entgegen. Noch eine ganze Weile hüpfte das Tier vor und zurück, bis es schließlich den Mut aufbrachte, an mir zu schnuppern. Kid sah fasziniert zu. Der kleine Terrier schnupperte – und entspannte sich sofort.
    »So begrüßt man Hunde, Kid. Anders verstehen sie esnicht. Sie müssen dich riechen können, um sich mit dir anzufreunden.«
    Der Hund wand sich unter meiner Hand, und ich kraulte ihm Kopf und Nacken.
    »Komm, probier’s mal.«
    Er streckte eine Hand aus. Der Hund kam vorsichtig näher, schnupperte einmal und bellte. Kid rührte sich nicht. Er wartete ab.
    »Genau so. Warte, bis er kommt.«
    Wieder näherte sich der Hund. Diesmal schnupperte er und schmiegte sich genauso wie vorher tänzelnd in die Hand. Kid kraulte. Der Hund entspannte sich.
    Helene war immer noch beim Thema Benefizveranstaltung. Mich brauchte sie dazu nicht.
    »Gut gemacht, mein Junge. Siehst du? Er mag dich.«
    Kid nickte ernst. Der Hund, hyperaktiv, wie er nun einmal war, flitzte schon wieder woandershin. Wir richteten uns auf.
    »Also«, sagte Helene. »Ruf mich an, dann machen wir was aus.« Damit ging sie weiter, gefolgt von Sohn und Hund. »Tschühüs!« Sie drehte sich noch einmal um und winkte.
    Kids Lehrerin begrüßte uns vor der Tür.
    Ms. Wegant war eine ernst dreinschauende, flachbrüstige, schmalhüftige Frau, die es – ohne je etwas anderes zu sagen als »Guten Morgen« – Tag für Tag hinbekam, mir Schuldgefühle einzuflößen, weil ich meinen Sohn bei ihr zurückließ.
    »Guten Morgen, Mr. Stafford.« Es funktionierte wieder. »Guten Morgen, Jason.«
    Der Junge ignorierte sie.
    »Sag guten Morgen,

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