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Am Freitag schwarz: Kriminalroman (German Edition)

Am Freitag schwarz: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Am Freitag schwarz: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Sears
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Passanten zu verwandeln.
    Der Junge hatte meine Nervosität gespürt – was um ein Haar zu einer dramatischen Eskalation geführt hätte, als ich nicht gleich ein passendes Paar blaue Socken für ihn fand. Doch dann hatte ich erfreut festgestellt, dass es ihm montags morgens nichts ausmachte, wenn die Socken nicht zusammengehörten – solange sie nur beide blau waren.
    Ich brauchte einen Tag Auszeit, grünen Tee und eine Massage. Mit acht Stunden Schlaf am Stück hätte ich mich auch zufriedengegeben.
    »Wie sind Sie an den Laptop gekommen?«, fragte Spud – gefühlt schon zum zweiten Mal.
    Die unfrisierte Version behielt ich für mich. »Der Mitbewohner hat ihn mir gegeben.«
    Nachdem ich Kid in die Schule gebracht hatte, war ich zum Postamt gefahren und hatte ein Paket mit einer knappen Viertelmillion Dollar in Chips an mich selbst aufgegeben. Es konnte im Ansonia in der Postannahmestelle stehen, bis ich mir überlegt hatte, wie ich den Inhalt zu Bargeld machen würde – ohne wieder ins Gefängnis zu wandern.
    »Fangen wir an«, sagte ich.
    Lowell Barrington war nicht erschienen. Sah so aus, als wäre er der nächste Abtrünnige. Als ich anrief und nach ihm fragte, teilte mir die helle, sprudelnde Stimme der Hello-Kitty-Frau mit, er sei noch nicht an seinem Platz. Vielleicht war er bei Sudhir in Indien. Vielleicht hatte sein Vater ihm Hausarrest erteilt.
    Mein Anwalt hatte noch nicht auf meinen Anruf reagiert. Meine Anrufe. So weit ein nerviger Tag.
    Spud fuhr den Laptop hoch.
    Abgesehen von den Trennungs-E-Mails – und der Musik – war auf dem Rechner merkwürdig wenig Persönliches zu finden. Keine Rohfassungen von Briefen an Headhunter, keine Spuren von Onlinebanking, noch nicht einmal ein Adressbuch über den Google-Mail-Account hinaus. Sanders war weder auf Facebook noch auf MySpace gewesen, hatte kein LinkedIn-Profil gehabt und nicht getwittert. Entweder war er ein einzigartiger Zeitgenosse gewesen, oder er hatte etwas verbergen wollen.
    »Ich habe seinen Kalender«, sagte Spud.
    »Wieso habe ich den übersehen, verdammt?«
    »Er hat im Papierkorb gesteckt.«
    Ich musste lachen. Ich selbst hatte die Chips im Müll versteckt – genau da, wo auch Sanders’ Geheimnisse lagen.
    Allerdings hatte Sanders seine Geheimnisse codiert. Inden Feldern neben den Datumsangaben standen Buchstaben und Ziffern. AH 2x/ EH . 10K/ TP . Ein Kauderwelsch, das mir nichts sagte. Ich versuchte Muster zu erkennen. Einfache Codes geben ihre Geheimnisse preis, weil Muster zu sehen sind. Kurze Wörter, Artikel beispielsweise, werden immer wieder gebraucht. Am Wortende erscheint der Buchstabe »S« häufiger als andere. Am zweithäufigsten »E«. Und so weiter.
    Ein Muster sprang mich förmlich an. »Zehn K? Zwei K? Schauen Sie. Das müssen Zahlen sein. Summen. Meinen Sie auch?«
    Spud hörte nicht zu. »Oh, Scheiße«, sagte er. »Das ist echt das Letzte.« Er lehnte sich zurück und schüttelte den Kopf.
    »Was?«, blaffte ich.
    »Brians Dreier? Mit den beiden Süßen von Morgan? Ich hab Ihnen neulich davon erzählt.«
    »Ja, ja.«
    »Das steht hier.« Er deutete auf ein Wochenende im Frühsommer. ! JF &! GK /Q.
    »Verstehe ich nicht«, sagte ich.
    »Jil Felder und Grace Knudsen. In Quogue .«
    Jetzt sah ich es, aber es gefiel mir nicht.
    Brian Sanders hatte über seine Sex-Abenteuer Tagebuch geführt. Im Grunde war es weniger ein Tagebuch als eine Scorekarte.
    »HM, sehen Sie, hier?« Mindestens sechs, sieben Namenskürzel tauchten da auf. HM !/ VT . * HM / VT . Und so weiter. »Heidi Miller. Die hab ich mal kennengelernt. Ihre Eltern haben eine Skihütte in der Nähe von Killington, Vermont. Nettes Mädchen.«
    »Und DH / AC ?« Davon gab es in den letzten Monaten vor seinem Unfall auch ein halbes Dutzend.
    »Keine Ahnung. Atlantic City?«
    »War ziemlich beschäftigt, dieser Sanders.«
    Insgesamt kamen da mindestens hundert unterschiedliche Kürzel vor.
    »Was bedeuten Ihrer Meinung nach die Satzzeichen?«, fragte Spud.
    Ich ignorierte die Frage. Das wollte ich gar nicht wissen.
    »Ich erkenne zwei unterschiedliche Muster«, sagte ich, »sehen Sie mal.« Ich zeigte auf TNX 5K/A . »Achten Sie auf alle, die so aussehen. Fünf K. Fünf Tausender. A. Arrowhead . Das muss es sein.«
    Schweigend starrten Spud und ich auf den Bildschirm. TNX kam regelmäßig vor. ZNM und ZNH tauchten in weiter zurückliegenden Monaten auf. Auf verschiedenen Wegen kamen wir jeweils an denselben Punkt.
    »Das sind Futures«, sagte ich,

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