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Am Freitag schwarz: Kriminalroman (German Edition)

Am Freitag schwarz: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Am Freitag schwarz: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Sears
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»Terminkontrakte. M, H, U, Z – das sind Börsen-Codes für die Fälligkeitsmonate. Die gelten genau so auch im Devisenhandel. März, Juni, September, Dezember.«
    »Und ZN ist das Ticker-Kürzel für die zehnjährige Treasury Note. Das hätte ich gleich sehen müssen.«
    »Und TNX?«
    »Der Optionsvertrag«, sagte Spud.
    Wir hatten es.
    Eingestreut in die verschlüsselten Aufzeichnungen über Sanders’ Sex-Leben fanden sich Stück für Stück Beweise dafür, dass es unter seinen Trades sehr wohl unrechtmäßige gab. Pro Woche endeten ein oder zwei Einträge auf »A«. Spud verglich die Daten und die jeweiligen Kürzel für eine Sorte Wertpapiere mit den Protokollen der Firma. In jedem einzelnen Fall fand sich ein entsprechender Abschluss mit Arrowhead .
    Was dabei herumgekommen war, lag ebenso offen zutage. Ich sah es, weil ich von der Tasche voller Chips wusste – aberich hätte das Muster wahrscheinlich auch so erkannt. Die Mathematik dahinter war schlicht.
    »Schauen Sie«, sagte ich. »Innerhalb dieser zwei Wochen gibt es drei Einträge mit ›A‹. Fünf K, sieben K, zweiundzwanzig K. Ich bin sicher, dass wir, wenn wir uns sein Buch noch mal vornehmen, die dazu passenden Arrowhead -Trades finden. Gut, das sind vierunddreißigtausend Dollar. Vier Tage nach dem letzten Trade steht dann das da: 17K/ FX . Da hat Sanders seinen Anteil gekriegt. Fünfzig Prozent.«
    »Woher wissen Sie, wie hoch sein Anteil war?«
    »Weil das jedes Mal das Gleiche ist.«
    »Jedes Mal?«
    »Überprüfen Sie’s.«
    Das tat er. Ich hatte recht. Immer gab es eine Reihe von zwei bis fünf kleineren Zahlen, dann eine erheblich größere, auf die im Lauf der darauffolgenden Woche eine Zahl folgte, die genau der Hälfte der Gesamtsumme entsprach. Jedes Mal.
    »Und wofür steht FX? Oder TP? Oder MS?« Er zeigte auf die anderen Kürzel, die immer an Wochenenden eingetragen waren.
    »Für die Casinos? Foxwood . Trump Plaza . Mohegan Sun .«
    Voller Ehrfurcht starrte Spud auf den Bildschirm. »Ohne Scheiß. Das steckt hier alles drin, oder?«
    »Fast«, erwiderte ich. »Um ganz sicher zu sein, müsste man sich noch mal die Bücher von Arrowhead ansehen. Die Börsenaufsicht kann die Leute natürlich vorladen und die ganze Sache aufrollen.«
    »Aber es gibt keine Möglichkeit, den Zahlungen an Sanders wirklich auf die Spur zu kommen, oder? Ich meine, das war immer in Casinos. Hochstadt kann Brian jedes Mal Bargeld gegeben haben. Das kann doch keiner wissen.«
    Oder Chips. Mein Verstand eilte schon voran – und zählte die Beträge, die Sanders erhalten hatte, zusammen. Genau 233 000 Dollar. Derjenige, der die Chips hatte, wusste es.
    »Der Sinn Ihres Engagements bei Weld war es, einen Skandal zu vermeiden . Haben Sie das nicht verstanden?«
    Stockman hörte sich genauso pikiert und herablassend an wie meine Lehrerin im dritten Schuljahr, Mrs. Goodier.
    »Erlauben Sie, dass ich Sie über einen wesentlichen Punkt in der Geschichte dieses Unternehmens unterrichte, Jason. Philip Barrington war 1975 einer der drei Gründungspartner von Weld Securities . Er gehört nach wie vor dem Aufsichtsrat an. Sein älterer Sohn leitet in London unsere Handelsabteilung für Märkte in Schwellenländern. Lowell war sein zweiter Sohn.«
    Den halben Vormittag hatte ich darauf gewartet, zu Stockman hineingehen und ihm erzählen zu können, was Spud und ich gefunden hatten. Als es endlich so weit war, hatte er nur mit einem halben Ohr zugehört und dann begonnen, mir mit einem geschliffenen Wort nach dem anderen die Haut streifenweise abzuziehen.
    »Was haben Sie bloß zu dem Jungen gesagt?«
    Lowell Barrington hatte Weld am Freitagabend verlassen und war mit einem Zug der New-Haven-Linie bis zum Bahnhof Stamford gefahren. Dort, drei Stationen vor Rowayton, wo sein Vater ihn abholen wollte, war er unerklärlicherweise ausgestiegen. Laut einer Handvoll einander teilweise widersprechender Augenzeugen war er auf dem Bahnsteig stehen geblieben, hatte auf den nächsten voll besetzten Pendlerzug gewartet und dann offenbar einen Schritt ins Leere getan, genau vor den Zug. Der Verkehr auf der New-Haven-Linie war für eine Stunde unterbrochen gewesen.
    »Jack Avery sagt, er hat Freitag am Spätnachmittag mitLowell gesprochen – nachdem Sie ihn befragt hatten – und der Junge hat schwer angeschlagen gewirkt. Wie unter Schock!«
    Geduldig abzuwarten, bis ich Gelegenheit bekam, ein Wort zu meiner Verteidigung vorzubringen, erwies sich nicht als siegreiche Strategie. »Einen

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