Am Grund des Sees
dich nach deinem Okay, so.« Er bildete einen Kreis aus Zeigefinger und Daumen. »Und warte, bis du antwortest. Okay?«
Contini antwortete mit der Geste. Pancho schlug ihm auf die Schulter.
»Gut! Ich sehe, du erfasst allmählich den Geist der Sache! Denk dran, regelmäßig zu atmen - auf keinen Fall darfst du die Luft anhalten. Wenn wir am Schluss wieder aufsteigen, machen wir zehn Meter pro Minute. Ich habe den Tauchcomputer bei mir und sorge dafür, dass wir nicht zu schnell auftauchen, also die nötige Pause einhalten: drei Minuten in fünf Metern Tiefe.«
Pancho ging zur Tarierweste über, die er Jacket nannte. Er erklärte, wie die Riemen verstellt wurden, wie das starre Rückenteil als Tragegestell für die Druckluftflasche verwendet wurde, und vor allem, wie die Luftzufuhr aus dem Atemregler über den Inflatorschlauch in die Tarierweste gesteuert wurde.
Nach dem Jacket waren die Tauchzeichen für das Ab- und Aufsteigen an der Reihe, die Körperbewegungen, das Ausleeren der Maske und andere Details, die sich Contini, der seinen Mantel fest um sich zog und vor Kälte mit den Füßen stampfte, einzuprägen versuchte.
»Heute Abend machen wir nur einen Testgang«, sagte Pancho.
»Aber wieso denn!«, protestierte Contini. »Jetzt bin ich doch schon belehrt und bereit und …«
»Wir machen eine Generalprobe, und morgen tauchen wir zu diesem alten Haus hinunter.«
Contini kniff die Lippen zusammen.
»Hör zu«, sagte Pancho, »du scheinst dir nicht darüber im Klaren zu sein, dass ein Tauchgang in dreißig Metern Tiefe ein großes Risiko für einen Neuling wie dich ist! Also sehen wir zu, dass wir so vorsichtig wie möglich sind!«
Contini war im Begriff zu einer Erwiderung, doch ein Rascheln im Gebüsch kündigte die Ankunft von Renzo Malaspina an.
»Da seid ihr!«, rief er und stellte seinen Rucksack ab. »Seit einer Stunde laufe ich in der Gegend herum und finde euch nicht!«
Renzo war ein robuster Mann, der sich mit der Geschmeidigkeit eines großen Raubtiers bewegte. Sein Schädel war rasiert, die Wangen aber zierten mächtige Koteletten, und er hatte eine Vorliebe für bunte Klamotten. An diesem Abend trug er eine violette Hose und eine voluminöse gelbe Windjacke.
»Also wirklich!«, protestierte er. »Hättet ihr mir nicht genauer erklären können, wo dieser Platz ist?«
Pancho bat um Verzeihung wegen der mangelhaften Wegbeschreibung. Der eigentliche Tauchgang, sagte er, werde erst tags darauf stattfinden.
»Und was hab ich dann jetzt hier verloren?«
»Wir machen Generalprobe. Wie im Theater«, sagte Pancho. »Hast du die Heizung?«
Statt einer Antwort verzog Renzo das Gesicht, öffnete den Rucksack und nahm einen kleinen Gasheizstrahler heraus. »Das Teil ist nicht gerade leicht«, brummte er, während er ihn in Gang setzte.
Eine halbe Stunde lang saßen die drei Männer um den Heizstrahler. Renzo hatte einen Flachmann dabei und genehmigte sich ein paar Schlucke Grappa zum Aufwärmen. Die beiden anderen rauchten, Pancho einen Zigarillo, Contini eine Zigarette. Bis Pancho schließlich seinen Stummel ausdrückte und sagte: »Okay, los geht’s.«
Das Anlegen des Tauchanzugs dauerte lang und war von weiteren Erklärungen Panchos begleitet. Contini befolgte gehorsam alle Anweisungen, und während sie mit einem Schlauchboot auf den See hinausruderten, versuchte er sich auf den langsamen und gleichmäßigen Atemrhythmus einzustellen, den er während des Tauchgangs beibehalten musste.
Am Nachmittag hatte Contini anhand der umliegenden Berge und einer alten Landkarte die Lage des Hauses rekonstruiert, und Pancho hatte die Stelle errechnet, an der man das Schlauchboot positionieren musste. Sie hatten dort eine Boje verankert, und wenn sie senkrecht entlang dem Ankerseil abstiegen, mussten sie das Haus einigermaßen zuverlässig finden. Es sei denn, die Erinnerung hatte ihn, nach so vielen Jahren, im Stich gelassen.
In dem kleinen Boot auf dem See kam man sich vor wie auf dem Boden einer Tasse. Das Ufer war unsichtbar bis auf die kleine Petroleumlampe, die sie neben dem Gasstrahler hatten brennen lassen. Die rechts und links aufragenden Flanken der Berge waren nur zu ahnen, und von der Staumauer her wehte eine leichte Brise, wie ein Schaudern.
Renzo blieb im Boot, während sich Pancho und Contini langsam ins schwarze Wasser hinabließen. Am Nordufer lag eine feste Eisplatte, doch oberhalb des gefluteten Dorfs war der See zum Glück eisfrei. Contini zuckte zusammen, als er die Kälte in seinen
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