Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Am Horizont das rote Land: Roman (German Edition)

Am Horizont das rote Land: Roman (German Edition)

Titel: Am Horizont das rote Land: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kylie Fitzpatrick
Vom Netzwerk:
ist … ihr Schiff hat gestern angelegt …« Sie beobachtete sein Gesicht, als sie ihm den Hut abnahm. Er wollte doch Rhia sicherlich nicht in London haben? Selbstverständlich wirkte er überrascht, aber er lächelte matt. Er sah müde aus.
    »Das sind gute Neuigkeiten.«
    »Ja.«
    Isaac folgte Antonia den Flur entlang. Ihr war ein wenig schwindelig zumute, als sei sie nur teilweise körperlich anwesend – der andere Teil von ihr war losgelöst und beobachtete das Geschehen. Es lag nun alles nicht mehr in ihren Händen. Jetzt musste sie schlicht die Wahrheit aussprechen.
    Falls Rhia überrascht oder besorgt sein sollte, Isaac zu sehen, so ließ sie sich nichts anmerken. Stattdessen lächelte sie selbstbewusst und versicherte ihm, wie schön es sei, ihn zu sehen. Dann half sie Beth dabei, das Silber vom Tisch zu räumen. Beth eilte davon, sobald sie konnte, da sie vermutlich spürte, dass demnächst noch mehr ungewöhnliche Dinge in ihrer Küche vonstatten gehen würden.
    Isaac sah sich auf seine übliche ruhige Art um. Er war vermutlich noch nie zuvor in der Küche des Hauses gewesen. Sein Blick blieb an der Arbeitsfläche hängen, wo immer noch das Porträt im Sonnenlicht lag. Langsam, aber zielstrebig ging er darauf zu. Antonia beobachtete ihn, wobei sie kaum zu atmen wagte. Rhia hielt sich an der Lehne eines Stuhls fest. Als ihre Blicke sich begegneten, hob Rhia fragend eine Augenbraue, und Antonia straffte die Schultern. »Isaac, es gibt da etwas, worüber wir reden müssen. Ich … ich habe gehört …« Sie verstummte. Die Wahrheit ließ sich dann doch nicht so einfach aussprechen.
    Isaac betrachtete das Porträt. Er wirkte benommen. »Erstaunlich«, murmelte er.
    »Stimmt es«, ließ sich Rhia nun mutig vernehmen, »dass Sie und mein Onkel mit Opium gehandelt haben?«
    Langsam drehte er sich um. Er schien nicht überrascht, sondern schüttelte den Kopf, jedoch nicht verneinend. Eher beschämt?
    »Es stimmt«, erwiderte er. »Aber ich habe mein Ziel jetzt erreicht. Du musst mich nicht darauf hinweisen, Antonia, dass ich die Gesellschaft der Freunde nicht wert bin. Es war vor allem praktisch, als Quäker weiterzumachen. Doch seit Louisas Tod bin ich nicht mehr mit dem Herzen dabei.«
    Antonia war erschüttert. Sie hatte so verzweifelt gehofft, dass man ihr das Gegenteil beweisen würde. »Quäker oder nicht, es ist ein unmoralisches Geschäft. Ich hatte dich anders eingeschätzt.«
    »Dazu besteht kein Grund. Deine Sichtweise ist eine recht beschränkte, aber ich verstehe sie trotzdem.«
    Sein Ton machte sie wütend. »Dann war es das wert, für den Profit?«
    »Wer kann das schon sagen? Aber das Geld wurde gut investiert, und ich habe getan, was ich tun musste.«
    »Wie kannst du so etwas sagen! Wenn ich nur an den Schaden denke, den eure Geschäfte in China und in Indien angerichtet haben.«
    Isaac seufzte. »Nun halt mal die Luft an, Antonia. Ich habe in den vergangenen Jahren viele Dörfer in Indien besucht, wo die Weber nicht mehr genug Land haben, um Nahrungsmittel anzubauen, weil die Felder voller Mohn statt Reis stehen. Es gibt in einer modernen Wirtschaft keine einfachen Lösungen, die auf der Produktion anderer Wirtschaften beruhen. Wir leben in der Neuen Welt. Die britische Regierung würde sich nie in die Abhängigkeit von einer Nation begeben, die so weit entwickelt und undurchdringlich ist wie China. Dazu sind sie viel zu engstirnig. Der pausenlos steigende Bedarf an Luxusgütern, vor allem an Tee, hat unsere Silbervorräte geplündert. Die einzige Möglichkeit, die Tresore der britischen Banken wieder zu füllen, ist, den Opiumkonsum in China anzukurbeln.«
    »Ich verstehe die wirtschaftlichen Zusammenhänge sehr wohl, Isaac. Was ich nicht verstehe, ist, dass du sie als völlig vernünftig zu betrachten scheinst.«
    »Meine liebe Antonia, so lass mich doch ausreden. Mit dem Gewinn, den ich gemacht habe, habe ich Ländereien zurückgekauft, die indische Familien ernähren werden. Das hatten Ryan und ich zusammen geplant, und es war notwendig, Jonathan davon zu erzählen, weil er Teilhaber an der Mathilda und der Sea Witch ist. Ich habe Josiah selbstverständlich nichts davon gesagt, denn das Wissen hätte seinen Quäker-Glauben gefährdet. Wie du ja genau weißt, war er ein kompromissloser Moralist. Ich gebe sofort zu, dass es sich um ein schmutziges Geschäft handelt, aber ich habe es gegen sich selbst gewendet, und damit bin ich zufrieden. Ich kann nur hoffen, dass auch Ryan in Frieden

Weitere Kostenlose Bücher