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Am Horizont das rote Land: Roman (German Edition)

Am Horizont das rote Land: Roman (German Edition)

Titel: Am Horizont das rote Land: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kylie Fitzpatrick
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Grau und Braun zu tragen, erschien Rhia jedoch ein hoher Preis für standhaften Glauben zu sein.
    Laurence und Dillon erschienen und waren eine Weile mit Isaac Fisher tief ins Gespräch vertieft. Als Antonia in die Küche ging, kam Dillon zu Rhia herüber. Er war in feierliches Schwarz gekleidet, seine Stiefel jedoch so schmal und spitz wie immer.
    »Dürfte ich Sie einen Moment sprechen, Miss Mahoney?«
    »Natürlich.« Ihr Tonfall verriet wahrscheinlich, dass dies nicht ganz der Wahrheit entsprach. Sie war müde. Wie Antonia prophezeit hatte, konnte Trauer einen ziemlich erschöpfen. Mr Dillon zuckte aber mit keiner Wimper. Rhia stellte fest, dass sie von Laurence auf der anderen Seite des Raumes beobachtet wurden, und fragte sich, weshalb er wohl die Stirn gerunzelt hatte. Als er ihren Blick bemerkte, lächelte er jedoch rasch. Auf einmal war sie irgendwie befangen und wünschte sich, irgendjemand würde eine Geige auspacken oder einen Witz oder eine Geschichte über Ryan erzählen, wie es in Irland bei solchen Ereignissen meist der Fall war. Trotzdem konnte sie nicht umhin, Mr Dillons offensichtliche Missachtung gesellschaftlicher Normen zu bewundern.
    »Erstaunlich, dass Ihre Ankunft in London mit dem Tod Ihres Onkels zusammenfällt«, begann er, und sie wappnete sich. »Wäre es möglich, dass die Umstände, die Sie hierherbrachten, eine Verbindung zu dieser … Situation haben?«
    Rhia spürte Ärger in sich aufsteigen, was ihr Stärke verlieh. »Wenn Sie glauben, dass meine Ankunft in London auf irgendeine Weise dazu beigetragen hat, dass … zu meines Onkels …« Sie konnte ihren Satz nicht beenden, denn Mr Dillon unterbrach sie bereits.
    »Das habe ich nicht gesagt. Ich habe mich nur gefragt, ob Sie mir vielleicht mehr über die Umstände erzählen können, die Sie hierhergebracht haben.«
    Rhia biss sich auf die Lippe und kam sich ziemlich töricht vor. »Wenn Sie es unbedingt wissen wollen, das Geschäft meiner Familie in Dublin ist zusammengebrochen. Und ich bin nach London gekommen, um mir eine Anstellung als Gouvernante zu suchen.«
    »Als Gouvernante ?«
    Seinem Ton war deutlich anzuhören, dass er sie für eine solche Tätigkeit ungeeignet hielt. Vielleicht fand er sie zu oberflächlich oder nicht kultiviert genug? Sie biss die Zähne zusammen. »Ja, als Gouvernante .«
    »Ich verstehe.«
    Rhia glaubte, den Anflug eines Lächelns zu sehen. Da reichte es ihr. »Aber ich habe auch ein paar Fragen. Sagen Sie mir doch bitte, was Sie mit meinem Onkel zu schaffen hatten und weshalb Sie sich so für seine Angelegenheiten interessieren?«
    »Eine berechtigte Frage«, gab Mr Dillon zu. »Ich wünschte nur, ich könnte Ihnen mehr behilflich sein. Was den Nachlass Ihres Onkels betrifft, so geht, per Gesetz, das Eigentum eines jeden, der Selbstmord begeht, sofort an die Krone über. Die Herren von Scotland Yard, die den China Wharf besucht haben, haben nun dem zuständigen Richter ihren Bericht zukommen lassen. Es gibt jedoch einen gewissen Zeitraum, innerhalb dessen die Todesumstände bezeugt werden können.« Er war ihrer Frage geschickt ausgewichen.
    »Was gibt es da zu bezeugen?«
    »Das genau möchte ich herausfinden. Vielleicht hatte Ihr Onkel das Gefühl, ihm bliebe keine andere Wahl, als sich das Leben zu nehmen. Solange werden weder Sie noch Ihre Familie Einsicht ins Testament oder das Vermögen Ihres Onkels haben, und auch seinem Anwalt ist es nicht gestattet, irgendwelche Unterlagen zu seiner rechtlichen Lage zugänglich zu machen.«
    »Über solche Dinge hatte ich noch gar nicht nachgedacht …«
    Mr Dillon wirkte überrascht. Glaubte er ihr nicht?
    »Da gibt es noch etwas anderes«, sagte er. »Ich glaube, Mrs Blake hat Ihnen bereits mitgeteilt, dass es uns nicht möglich war, den Brief zu finden … Ich gebe mir selbst teilweise die Schuld daran, dass ich Sie hierum bitten muss: Aber bitte denken Sie noch einmal zurück an letzte Woche, als wir die Räume Ihres Onkels aufgesucht haben. Ich hätte Ihnen damals sagen sollen, dass Sie nichts berühren oder wegnehmen dürfen. Ist Ihnen dort irgendetwas aufgefallen, Miss Mahoney, das Ihnen außergewöhnlich oder untypisch vorkam?«
    Rhia fiel nichts ein, und das sagte sie ihm auch.
    »Verstehe. Vielen Dank. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer neuen Tätigkeit.« Er verbeugte sich und verabschiedete sich anschließend von Antonia. Als er, ohne einen Blick zurückzuwerfen, gegangen war, atmete Rhia erleichtert auf.
    Was hatte er mit »Umstände

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