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Am Horizont die Freiheit

Am Horizont die Freiheit

Titel: Am Horizont die Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorge Molist
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ich es ihm weg. Dieser erbärmliche Kerl lebt davon, fremde Leute zu bestehlen.«
    Mit Fußtritten zwang er den Mann, aufzustehen, und ließ sich von ihm zeigen, wo er seinen Geldbeutel verwahrte.
    »Also, das sind ja viel mehr als zehn Dukaten«, erklärte Niccolò lächelnd. »Und weil ich mich so anstrengen musste, behalte ich den Rest.«
    Joan ließ alle Sklaven im Hof zusammenkommen. Es waren mehr als drei Dutzend, und die meisten waren Farbige, zu denen mehrere Frauen gehörten. Ihre Mienen verrieten Überraschung und Angst.
    »Wer entkommen will, soll schnell losrennen, wenn ich es sage«, erklärte Joan und wiederholte es in den wichtigsten Sprachen, die er kannte.
    Für den Fall, dass sie ihn nicht verstanden, unterstrich er seine Mitteilung mit Händen und Füßen. Gern hätte er sie auf die Galeere mitgenommen, aber diese Menschen waren rechtmäßige Sklaven, und man hätte ihn beschuldigt, fremdes Eigentum zu stehlen.
    Er bezweifelte, dass die meisten wirklich fliehen und ihre Freiheit erlangen könnten, doch wenigstens sollten sie es versuchen. Bevor sie fortgingen, nahmen sie ihnen im Hof die Ketten ab.
    Diejenigen, die offenbar Europäer, vielleicht sogar Genuesen waren und die man wegen Schulden oder leichter Delikte versklavt hatte, rannten als Erste hinaus. Die Übrigen folgten ihnen und füllten auf einmal die Via del Campo. Die Leute wichen erschrocken zur Seite, und als die Wächter an der Porta dei Vacca die Sklaven erkannten, nahmen sie die Verfolgung auf. Weiter hinten kamen Joan und Niccolò. Sie liefen seelenruhig zum Hafen.
    »Ach!«, sagte Joan zu Niccolò, während er sich die blutbefleckten Handschuhe auszog. »Wie sehr freut man sich über eine gut gemachte Arbeit!«

117
    D ie Rückfahrt verlief nicht ohne Zwischenfälle. Die Galeere musste Zuflucht vor der Insel Elba suchen, als sie in einen heftigen Sturm geriet. Niccolò war nicht an die See gewöhnt, und wegen der Schaukelbewegungen des Schiffes litt er an Seekrankheit und ständigem Erbrechen. Nicht so erging es den kleinen Martí und Andreu, den Kindern Marías, die wie alte Seebären wirkten, nachdem sie das erste Unwohlsein überstanden hatten. Joan erzählte ihnen, dass er in ihrem Alter schon zum Fischen auf dem Boot ihres Großvaters hinausfuhr. Begeistert lauschten die Jungen seinen Geschichten und staunten, als sie von den Walen, den Medas-Inseln und den roten Korallen hörten.
    Vor ein paar Tagen waren sie nur die Kinder einer Sklavin gewesen, einer Schänkenhure, ohne Vater, Familie, Wurzeln, den Launen ihrer Herrschaften und der Misshandlung durch andere Kinder ausgeliefert. Jetzt hatten sie nicht nur ihre Mutter, sondern plötzlich auch eine Großmutter, die sie verwöhnte, und einen Onkel, der wie ein Edelmann aussah, der sie beschützte und ihnen von ihrer Familie und seiner Heimat erzählte. Die Kleinen waren glücklich, und nicht einmal die vereinten Anstrengungen von Großmutter und Mutter reichten aus, um ihre Erkundungszüge durch die Galeere aufzuhalten. Joan sagte sich manchmal, dass der Ältere das Kind eines Mädchenschänders, sicherlich des Sklavenhändlers Simone oder seines Sohns war. Was den Kleineren betraf, so würde er seine Schwester nie fragen, von wem er stammte. Vielleicht wusste nicht einmal sie es, und es kam ihm auch nicht darauf an, weil die Kinder nun zu seiner Familie gehörten.
    Nachdem er so viele Jahre lang für die Frauen gebetet hatte, ohne dass er wusste, ob sie noch am Leben oder tot waren, freute er sich jetzt über alle Maßen, sie zu sehen, und kümmerte sich mit Begeisterung um die Kinder.
    »Ich habe Papa versprochen, dass ich für euch sorge«, sagte er.
    »Du warst noch so klein!«, antwortete die Mutter.
    Joan schrieb in sein Buch: »Ich habe deinen Auftrag erfüllt, Papa.« Als er diesen Satz aufs Papier brachte, hoffte er, dass seine Worte durch die Zauberkraft der Buchstaben ins Jenseits vordringen könnten. Ramón würde endlich erfahren, dass seine Familie gerettet war, und er könnte in Frieden ruhen.
     
     
    Nur eine alte Rechnung blieb übrig, die Joan niemals einfordern könnte: die Bestrafung Vilamarís wegen des Mordes an seinem Vater und wegen des Leids, das er seiner Familie zugefügt hatte. Der Tod des Einäugigen hob diese Blutschuld nicht auf. Denn er hatte eingesehen, dass der Unglückliche, den er so lange gehasst hatte, nichts weiter als ein armer Teufel war, wie auch er es gewesen war, als er auf Sizilien das gleiche Verbrechen begangen hatte.
    Vilamarí

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