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Am Horizont die Freiheit

Am Horizont die Freiheit

Titel: Am Horizont die Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorge Molist
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königliche Schatzkammer. Den Rest eignen sich die Inquisitoren für ihre Ausgaben an. Ein gutes Geschäft!«
    Joan, den das Ungestüm und die Entrüstung des Kaufmanns beeindruckten, wagte nicht, weitere Fragen zu stellen. Als Bartomeu sie an der Klostertür verabschiedete, betonte er trotzdem nachdrücklich: »Aber sosehr er auch der König ist, es wird ihm nicht gelingen, dass wir uns mit seinen Inquisitoren abfinden.« Dann setzte er in nachdenklicherem Ton hinzu: »Wenn er sich nicht eine Anordnung des Papstes beschafft.«

22
    A ls Joan am nächsten Tag in der Buchhandlung erschien, glänzte er mit seinen fast neuen Sachen. Señora Corró war beeindruckt, wie hübsch und stattlich er darin aussah. Sie schickte ihn in den ersten Stock, damit er ein zweites Frühstück bekam. Während er dort seine große Tasse Milch mit Brot und Käse zu sich nahm, genoss er die Komplimente der Mägde für seine neue Kleidung. Nun war er schon ganz wie die Übrigen.
    Als er in die Werkstatt kam, um sie auszufegen, begrüßte man ihn mit Ausrufen, die Bewunderung vortäuschten. Felip sagte: »Sieh einer den
remensa
an. Er will uns ähnlich sehen.«
    Joan tat so, als hätte er nicht gehört, und arbeitete weiter. Er hatte von diesem großen Burschen nichts anderes erwartet, und diesmal ließ er sich von seinem Kommentar nicht die gute Laune verderben.
    Beim ersten Gang, mit dem ihn die Herrin beauftragte, lief Joan durch die Calle Argentería, obwohl ihn dies vom kürzesten Weg abbrachte. Er wollte, dass ihn die Tochter des Juweliers sah, doch zu seiner Enttäuschung stand nur die Mutter am Ladentisch und begrüßte ihn. Erst auf dem Rückweg hatte er Glück und erblickte das Mädchen. Aber es stellte sich so, als bemerkte sie ihn nicht.
    Missmutig lief er zur Buchhandlung zurück. Auf dem Weg schlug seine Enttäuschung um in Gewissensbisse. Er stellte elegante Kleidung zur Schau, während seine Mutter, seine Schwester und Elisenda die Mühsal der Sklaverei erdulden mussten. Er wusste, dass er nichts tun konnte, bis er größer geworden war, doch die bitteren Erinnerungen an seine Familie und das Bewusstsein seiner Machtlosigkeit quälten ihn. Sie hatten diese Strafe nicht verdient. Verdammte Sarazenen!
    Bis zum Mittagessen half er in der Werkstatt. Da entdeckte er den alten Abdalá, der wie üblich nach unten kam, um abseits der Handwerker zu essen. Joan setzte sich an den Tisch und rechnete sich den genauen Zeitpunkt für seinen Plan aus. Dann stand er auf, um den Wasserkrug zu nehmen und wie durch einen Zufall den Hocker des Mauren gerade dann zu verrücken, als dieser sich setzen wollte. Mit einem dumpfen Klagelaut stürzte Abdalá nach hinten, stieß sich den Kopf und landete unsanft auf dem Boden. In dem vergeblichen Bemühen, sich am Tisch festzuhalten, riss er polternd den Wasserkrug und seinen Napf hinunter.
    Felip feierte das Ereignis, indem er laut lachte und Beifall klatschte.
    »Sehr gut!«, sagte er. »Gut für den
remensa

    Alle standen auf, um besser sehen zu können. Die Lehrlinge lachten und stimmten in Felipes Jubel ein. Der Geselle deutete ein Lächeln an, doch Guillem, der Meister, kam schnell und mit ernster Miene, um dem Mann hochzuhelfen.
    Abdalá lag wie betäubt auf dem Boden. Er hatte den Turban verloren und eine Wunde an seinem blutenden Kopf mit dem spärlichen weißen Haar. Während ihm Guillem aufhalf, bat er die Lehrlinge, ein paar saubere Tücher und Wasser zu bringen. Felip rührte sich nicht, doch Lluís und Jaume gehorchten.
    Joan blieb reglos stehen. Er fühlte sich nicht so gut, wie er gehofft hatte, aber er dachte, dass er wenigstens etwas Gerechtigkeit geübt hatte. Guillem konnte die Wunde verbinden und die Blutung stillen. Er half dem Alten, sich auf einen Stuhl zu setzen.
    »Danke, Meister Guillem«, murmelte der Sarazene mit seinem sonderbaren Akzent. »Ich fühle mich schon besser.«
    Doch er sah nicht so aus, als ginge es ihm gut.
    »Worauf wartet ihr?«, rief Felip. »Essen wir!«
    Alle außer Guillem setzten sich an den Tisch und begannen zu essen, als wäre nichts geschehen. Der Meister allerdings beobachtete den Alten eine Zeitlang und rief dann laut nach den Mägden, damit sie ihm einen neuen Napf und Wasser brachten.
    »Esst etwas, Abdalá«, drängte er ihn, als alles an seinem Platz war. »Dann fühlt Ihr Euch besser.«
    »Allzu viel Rücksicht für einen Mauren!«, murrte Felip.
    Felip hatte gegenüber Joan seinen Ton gemildert. Er zwinkerte ihm sogar komplizenhaft

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