Am Horizont die Freiheit
zu.
»Nicht wahr, der
remensa
ähnelt mehr einem Christenmenschen, seitdem er sich wie einer kleidet?«, sagte er.
Als der Meister nach dem Essen vom Tisch aufstand, nahm er Joan an einem Arm und führte ihn in eine Ecke.
»Bitte den Alten um Entschuldigung«, sagte er tiefernst. »Der Herr schätzt ihn sehr, und wenn ich ihm erzähle, was geschehen ist, wirft dich Mosén Corró hinaus.«
Mit einem Ruck riss sich Joan los, ohne sich um die Hand zu kümmern, die ihn gepackt hielt. Er hatte nicht die geringste Absicht, um Entschuldigung zu bitten. Der Meister warnte ihn: »Wenn es noch einmal vorkommt, erzähle ich es ihm.«
Felip beobachtete sie von weitem, und als sich der Meister entfernte, stellte er sich Joan lächelnd in den Weg.
»Gut gemacht«, beglückwünschte er ihn. »Kümmere dich nicht um Meister Guillem. Ihm gefallen die Mauren. Aber du kannst einer von den Unseren werden.«
Joan war erleichtert. Endlich schien er von den Lehrlingen geachtet zu werden.
Joan hatte ein ungutes Gefühl, als er am nächsten Tag zur Arbeit kam. Was, wenn sich Abdalá beim Herrn beklagt hatte? Vielleicht warf ihn Corró hinaus. Doch der Herr begrüßte ihn, als wäre nichts geschehen, und der Tag verlief völlig normal. Zur Essenszeit kam Abdalá wie immer in den Hof hinunter. Sein Turban ließ einen Teil des Verbandes frei. Meister Guillem fragte nach seinem Befinden, und der Muslim dankte ihm mit einem Lächeln und einer Verbeugung.
»Gut, vielen Dank«, murmelte er. »Der Herr möge Euch segnen.«
Nach dem Mittagessen sagte Felip zu dem Jungen: »Heute gehst du später ins Kloster zurück,
remensa
. Du kommst mit uns.«
Die Lehrlinge, unter ihnen Joan, nutzten die Mittagspause und liefen auf die Straße hinaus, wo sie sich mit anderen Jungen zusammenschlossen, um zur Sant-Just-Kirche zu laufen.
Dort sah Joan drei Mönche, die die schwarzweiße Kutte der Dominikaner trugen. Sie standen an der Tür des Gotteshauses, vier Stufen höher als der Platz, auf dem sich eine Gruppe von Leuten versammelte, um ihnen zuzuhören.
Einer der Mönche segnete sie und sprach sie auf Lateinisch an.
»Das ist Bruder Juan Franco, der neue Inquisitor.«
»Wird er weiter auf Lateinisch predigen?«, erkundigte sich Joan. »Das verstehe ich nicht.«
»Nein, sein Begleiter übersetzt ihn. Franco spricht noch nicht Katalanisch.«
Die Jungen hörten die Geschichte über ein paar Juden, die ein christliches Kind marterten, damit es seinem Glauben abschwor, das jedoch als Märtyrer starb, ohne dass sie ihre Absicht erreicht hatten. Die Menge, die die Leiden des Kleinen erschütterten, empörte sich über die Bosheit der Hebräer, und Felip schrie: »Tod den Juden!«
Alle wiederholten es im Chor.
In diesem Augenblick erschien die Truppe, und der Gerichtsdiener forderte sie auf, sich zu zerstreuen, denn Franco dürfe nicht in der Stadt predigen. Barcelona habe seinen eigenen Inquisitor.
»Das stimmt nicht«, widersprach der Dominikaner, der übersetzte. »Bruder Tomás de Torquemada, der Großinquisitor, hat den hier anwesenden Bruder Juan Franco ernannt und seinen Vorgänger abgesetzt.«
Franco hielt zur Bestätigung ein Pergament mit Lacksiegeln in die Luft.
»Die Stadt erkennt Bruder Torquemada nicht an!«, rief der Gerichtsdiener. »Also fort hier!«
»Ihr müsst Euch vor König Ferdinand verantworten«, protestierten die Dominikaner.
Dann kam es zu einem Tumult. Felip und seine Gruppe beschimpften die Soldaten, und diese senkten drohend ihre Spieße. Einer der Jungen nahm einen Stein. Als er ihn werfen wollte, hielt ihn Felip zurück.
»Heute nicht«, sagte er. »Und nicht gegen die hier.«
Joan verstand erst, was diese Worte zu bedeuten hatten, als ihm Felip am nächsten Tag nach dem Essen sagte: »Heute werden wir unseren Spaß haben. Wir wollen Juden jagen, und du kommst mit.«
»Seid vorsichtig«, warnte sie der Geselle. »Die Stadt beschützt sie.«
»Warum ziehen wir gegen die Juden los?«, wollte Joan wissen.
»Was für ein unwissender Bauernlümmel bist du,
remensa
!«, beschimpfte ihn der große Bursche. »Die Juden sind noch schlimmer als die Mauren.«
Nun erzählte er ihm von der Bosheit der Hebräer und nannte ihm als Beispiel, was sie am Vortag von den Predigern gehört hatten. Hundert Jahre zuvor hätten ihnen die Leute eine Lektion erteilt, als sie das Judenviertel angriffen und ein paar von ihnen töteten, doch Barcelona habe die Anführer des Aufruhrs hinrichten lassen. Die Mitglieder des Consell
Weitere Kostenlose Bücher