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Am Horizont die Freiheit

Am Horizont die Freiheit

Titel: Am Horizont die Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorge Molist
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sich in angemessener Entfernung aufgestellt hatte und fasziniert zusah, wie diese Bronzemasse langsam emporstieg. Zum bewundernden Murmeln der Schaulustigen kam das Schnaufen der Männer hinzu, die an den Seilen zogen, und alles andere überlagerten die Rufe eines älteren Mannes, der Anweisungen erteilte.
    »Ist das nicht großartig?«, flüsterte Gabriel seinem Bruder zu.
    Joan, der die Arbeiten mit offenem Mund verfolgte, nickte zustimmend. Doch plötzlich sah er, wie das linke Seil in dem Bereich, der den Eisenring streifte, aufriss und schnell zerfaserte.
    »Das Seil reißt!«, rief er. »Vorsicht!«
    »Kommt unter der Glocke hervor!«, brüllte der Meister, als er die Warnung hörte.
    Es folgten einige ewig erscheinende Augenblicke, in denen alles zugleich geschah. Es schien, als hielte sich die Glocke kurzzeitig in der Schwebe, während die Handwerker, die die Glocke von den Rückständen befreiten, zur Seite sprangen. Doch gleich danach fielen die Männer, deren Gruppe am linken Seil zog, auf den Rücken und hielten das zerrissene Seilende in den Händen. Das große Bronzeteil, das noch am anderen Seil festgebunden war, stürzte inzwischen nicht senkrecht hinab, sondern schwang wie ein Pendel hin und her und bewegte sich auf die Männer zu, die das Gewicht nicht halten konnten und hin zu der auf sie herabkommenden Masse gerissen wurden.
    »Lasst das Seil los!«, schrie der Meister. »Geht dort weg!«
    Für mehrere von ihnen war es zu spät. Mit einem unheilvollen metallischen Getöse stieß die Glocke an die Gerüste, riss einige Männer mit, und als sie den Boden erreichte, drückte sie ihr gewaltiges Gewicht gegen eine kleine Steinmauer und schleifte die unglücklichen Opfer zwischen den Holzbrettern mit, die nun in einem Sarg aus Stein, Holz und Metall steckten.
    Das erschrockene Schweigen wurde durch einen Chor aus Schreien, Jammern, Wehklagen und Anrufungen Gottes, der Jungfrau und des heiligen Eligius abgelöst.
    Der Meister lief zu seinen eingeschlossenen Gefährten, und ihm folgten die unverletzt gebliebenen Handwerker. Sie zogen Bretter und Trümmer hervor, bis sie feststellten, dass die Glocke so auf dem Holzgebälk und den Mauerteilen am Boden aufsaß, dass man sie unmöglich seitlich bewegen konnte. Unter dem Holzgewirr, das die Bronzemasse trug, waren Schmerzensschreie zu hören.
    »Man muss sie wieder hochziehen!«, rief der ältere Mann entmutigt.
    »Dafür ist keine Zeit. Sie werden sterben!«, widersprach ein Handwerker.
    »Wenn wir die Glocke zur Seite bewegen, wird sie die Eingesperrten erdrücken und kann beim Wegrollen noch mehr erwischen«, erklärte der Meister. »Man muss ein neues Seil durch den Ring ziehen, damit wir die Glocke senkrecht hochheben können.«
    »Aber wir haben keine so hohe Leiter!«
    »Wir müssen Gerüste aufbauen.«
    »Dafür braucht man zu viel Zeit. Sie werden sterben!«, beharrte der Handwerker.
    »Ich werde nicht noch mehr Leben aufs Spiel setzen.«
    »Dein Sohn steckt unter diesen Hölzern!«
    »Ihr seid alle meine Söhne. Wir bauen die Gerüste auf, und der heilige Eligius möge uns schützen«, erklärte der Meister nachdrücklich, mit Tränen in den Augen. »Schnell, bringt die Bretter!«
    Die Menge verfolgte still und voller Sorge das Drama. Manche beteten. Andere, vielleicht Familienangehörige, weinten und unterdrückten ihr Schluchzen.
    Als Joan gekommen war, hatte er ein sonderbares Werkzeug entdeckt. Es bestand aus einem Eisendorn, der auf einen Schaft montiert war. Dessen Größe und Form hatten große Ähnlichkeit mit der Azcona seines Vaters. Er hatte einen Einfall und dachte nicht länger darüber nach. Er stürzte zu dem Spieß, hob ihn hoch und stellte fest, dass er das richtige Gewicht hatte. Er suchte ein dünnes, langes und widerstandsfähiges Seil aus. Niemand hielt ihn zurück. Alle waren damit beschäftigt, Bretter für das Gerüst zusammenzutragen.
    Dann entdeckte er einen Hammer und Nägel. Doch als er sie nahm, stieß ihn ein Handwerker heftig fort.
    »Geh weg hier, Junge!«, brüllte er ihn an. »Wenn du störst, schlage ich dir den Schädel ein! Verflucht noch mal!«
    Joan tat so, als gehorchte er. Er lief zu einem Winkel und nahm seine Beute mit. Schnell nagelte er das Seil an den Schaft, hob die improvisierte Harpune hoch und hielt sie fest, um ihr Gewicht abzuschätzen. Zufrieden sagte er zu Gabriel: »Folge mir mit der Seilrolle.«
    »Was willst du tun?«
    »Ich will mit der Harpune durch den Ring schießen.«
    »Was?«
    »Komm

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