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Am Rande der gefrorenen Welt - Die Geschichte von John Sperry Bischof der Arktis

Am Rande der gefrorenen Welt - Die Geschichte von John Sperry Bischof der Arktis

Titel: Am Rande der gefrorenen Welt - Die Geschichte von John Sperry Bischof der Arktis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Vollkommer
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ihren ganz persönlichen kleinen Iglus heraus, frisch und munter. Natürlich tragen wir unseren Teil zu ihrem Wohlbefinden bei. Wenn es wirklich kalt wird, bekommen sie Robbensteaks, mit viel Speck dran. Das ist, wie wenn sie eine Wärmflasche schlucken würden, mit einer Menge Mineralien und Vitaminpillen dazu.«
    »Der neue Prediger als Hundehüter«, schrieb Jack nachdenklich in sein Tagebuch. »Na ja, Mose musste sich immerhin 40 Jahre lang mit Schafen herumtreiben, bis er auf sein Volk losgelassen wurde. Ich hoffe, es wird bei mir nicht ganz so lange dauern.«
    Manche der Leute, die er beim Aussteigen aus dem Flieger kurz gesehen hatte, sah Jack nun wieder. Seine Ankunft war schon jetzt Ortsgespräch Nummer eins und neugierige, lächelnde Gesichter erschienen an etlichen Fenstern und Türen, während er seinen Rundgang mit Harold machte. Denn die paar Hütten, die vom kleinen Flieger aus für das untrainierte Auge kaum sichtbar gewesen waren, beherbergten eine lebhafte, künstlich zusammengewürfelte Mischung von Individuen, die alle voneinander abhängig waren. Bill Munro, örtlicher Filialleiter der »Hudson Bay Company«, stieg mit einem Pinsel in der Hand von einer Leiter herunter und zog einen staubigen Lederhandschuh aus, um Jack kräftig und herzlich die Hand zu drücken.
    »Der Rot-Weiß-Anstrich muss aufgefrischt werden«, erklärte der warmherzige Kanadier, »alle Handelsposten sind rot und weiß. Damit man sie gleich erkennt, besonders im Schnee«, grinste er. Jack mochte ihn sofort.
    »Nicht alle Händler sind also böse«, dachte er, als Harold ihm erklärte, wie die Hudson-Bay-Händler schon seit einigen Jahrhunderten den Pelzhandel in großen Teilen des britisch beherrschten Nordamerika kontrollierten und mit wohlwollender Gutmütigkeit das endlose Kommen und Gehen von Einheimischen beaufsichtigten, beladen mit Fellen, wenn sie kamen, mit Utensilien, Haushaltswaren und Lebensmitteln, wenn sie wieder abzogen. Bis Jack nach Coppermine kam, war es zumindest hier ein eingespieltes Geben-und-Nehmen. Die Eskimos waren vor allem für die Gewehre dankbar, die sie von den Handelsleuten bekamen, und die das Ende der mühsamen Jagd mit Speer und Harpune eingeleitet hatten. Auch Nähnadeln aus Stahl waren heiß begehrte Objekte und ein willkommener Ersatz für das Nähzeug aus Walknochen, das in früheren Zeiten verwendet wurde. Die Eskimos lieferten als Gegenleistung vor allem das begehrte Fell der Polarfüchse: das exklusive Rohmaterial für unzählige Pelzmäntel, hochwertige Handschuhe und Stolen, die in der Haute Couture der Damenwelt in Paris, New York und London Hochkonjunktur hatten. So wurde die aufkommende Dekadenz einer übersättigten Luxusgesellschaft von den Eskimos mit ihrem primitiven Lebensstil fleißig bedient.
    Nicht weit von der Hudson-Bay-Hütte entfernt befand sich die katholische Mission, die zu jeder Zeit einen oder zwei Priester beherbergte. Für Gesetz und Ordnung sorgte die »Royal Canadian Mounted Police«. Nicht, dass sie viel zu tun gehabt hätten. Ihre Rolle war eher repräsentativ, und »mounted« (beritten) waren sie auch nicht. Kein Pferd hätte es lange in diesem aggressiven Klima ausgehalten. Ein sogenanntes »Department of Transport« verwaltete das winzige Postamt; eine Wetter- und Funkstation und eine kleine Krankenstation, nicht immer besetzt, verliehen der Siedlung zumindest einen Anschein von Zivilisation. Sieben einheimische Familien lebten in der Siedlung. Sie arbeiteten für die Behörden und stockten ihr bescheidenes Einkommen durch Jagen und Fischen in örtlichen Revieren auf. Einige waren freiwillige Mitarbeiter in der Mission.
    Zur St.-Andrew's-Mission gehörten neben dem Wohnhaus auch zwei kleine Lagerhallen, eine Hütte, die zum Trocknen von Fisch verwendet wurde, und ein Grundstück, auf dem im Herbst eine Kirche gebaut werden sollte.
    »Das wird deine zweite Aufgabe sein, Jack, nach dem Hundefüttern. Das Baumaterial kommt im September mit dem Schiff, wir legen alle Hand an, und das Dach muss bis ›close-in-time‹ – das heißt, bis der Winter kommt – drauf sein. Für die Menschenmengen, die im Winter hier eintreffen, reicht der kleine Versammlungsraum im Missionshaus nicht mehr.«
    »Und hier, last but not least.« Harold zeigte auf ein windmühlenartiges Gerät am Rand der Siedlung, dessen Flügel sich langsam im Wind drehten. »Das ist unser ›Wind Charger‹. Er lädt Batterien auf und erzeugt genug Strom für ein paar Glühbirnen mit niedrigem

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