Am Rande der gefrorenen Welt - Die Geschichte von John Sperry Bischof der Arktis
immer, wie Gebet funktioniert, aber wenn ich bete, geschehen in meinem Freundeskreis alle möglichen Zufälle!‹«
»Dieser war auf jeden Fall einer der besten«, kommentierte Edith.
»Aber du musst schon früher geahnt haben, dass du in die Mission gehen würdest«, ergänzte ihr Mann.
»Es war eine Versammlung im Jugendtreff in unserer Gemeinde. Ein Evangelist, der aus Australien zu Besuch war, predigte mit so einer Dringlichkeit über das, was es wirklich bedeutet, Jesus nachzufolgen, dass wir tief betroffen waren, die ganze Schar. Wir versprachen, diesen Ruf ernst zu nehmen, aus vollen Stücken als echte Christen zu leben, ob in der Heimat oder auf dem Missionsfeld. Einige aus der damaligen Gruppe wollen jetzt eine ›Arctic Fellowship‹ in Leicester gründen, um die Arbeit hier zu unterstützen.«
»Und wie hieß dieser Evangelist?«, fragte Harold, den die Erwähnung von Australien besonders hatte aufmerken lassen.
»Reverend Lionel Fletcher.«
Groß war das Staunen, als Harry Webster mit Rührung in der Stimme rief: »Das gibt es nicht! Auch ich habe mich damals nach einer Predigt von Reverend Lionel Fletcher für ein Leben in der Mission entschieden!«
Ein alter australischer Prediger hat wahrscheinlich nie erfahren, welche lebensverändernden Auswirkungen zwei Predigten an verschiedenen Orten, zu verschiedenen Zeiten, auf das Leben von zwei jungen Männern gehabt hatten.
Wichtigste Begleiter in eine fremde Welt
»Eine Runde schlafen oder willst du das Nachtleben Coppermines sehen?«
Keine Frage, Jack wollte es sehen. So viel, so schnell wie möglich. Er hatte schon längst aufgehört, auf seine Uhr zu blicken. Sein Aufenthalt bei Greg Magnum hatte ihn schon auf ein Leben eingestimmt, in dem es weder Tag noch Nacht gab. Es herrschte Tauwetter, die frische Luft unter der Mitternachtssonne war belebend. Es war zwei Uhr nachts.
Hören konnte man das Nachtleben schon. Ein Hämmern und Sägen, Rufe erwachsener Männer, das Spielen kleiner Kinder. Überall roch es nach Fisch.
»Die helle Zeit ist so kurz, dass wir alle Reparaturarbeiten an den Häusern im Eiltempo verrichten, bevor der Winter einschlägt«, erklärte Harold. »Bevor ich dir ein paar Nachbarn vorstelle, zeige ich dir deine wichtigsten zukünftigen Gemeindemitglieder, Jack. Diese Richtung.«
Harold nahm seinen neuen Mitarbeiter mit hinter das kleine Haus, wo Jack neugierig, aber verwirrt umherblickte.
»Schau nach unten!«, lachte Harold. »Von diesen Freunden wird dein Gelingen am allermeisten abhängen.«
Sechzehn Huskys, kuschelig und weich, mit spitzen Ohren und großen Augen wie aus einem Bilderbuch, saßen aneinandergekettet und schnappten nach den in den Sommermonaten allgegenwärtigen Mücken. Sie blickten Jack neugierig an.
»Gleichzeitig werden diese lieben Kerle den Löwenanteil deiner Kraft in Anspruch nehmen«, erklärte Harold. »Sie werden im Sommer etwas faul, weil sie nicht genug unterwegs sind. Aber bald arbeiten wir sie wieder ein.«
»Und eins haben sie immer«, fügte er hinzu, »Hunger. Fische für sie heranzuschleppen ist die aufwendigste Arbeit, die wir hier tun und wird deine erste Aufgabe als Pfarrer im Wartestand sein.« Jacks fragender Blick entging Harold nicht.
»Weißt du, glückliche Hunde sind tatsächlich unser größtes Kapital. Und unsere Überlebensgarantie schlechthin. Deshalb werden sie wie Familienmitglieder behandelt.«
»Haben sie keine Hundehütten?«, fragte Jack, der sich im Schnee hingekniet hatte, um eine erste Annäherung an seine zukünftigen Wegbegleiter zu wagen.
»Platz, Snowball, nur nicht aufregen!«, brüllte Harold plötzlich, als der quirligste der Hundestaffel sich auf Jack warf und sein Gesicht ableckte. »Siehst du? Sie freuen sich schon auf ein neues Herrchen. Und ich freue mich auf jeden Fall darauf, diesen Teil meiner Gemeinde in deine Hände zu übergeben.« Harolds Beziehung zu seinen Hunden war wohl nicht die beste.
»Hundehütten? Natürlich nicht. Sie sind ja Ureinwohner hier.«
Jack lachte als ihm Harold vormachte, wie sich ein Husky in einem Schneesturm zu einer flauschigen Kugel zusammenrollte, den Schwanz über das Gesicht zog, sich halb in den Schnee hineingrub, um in seinem dicken Winterfell auch bei mörderischen Temperaturen warm zu bleiben.
»Manchmal muss man eine Weile nach ihnen suchen, so zugeschneit sind sie. Du siehst lauter kleine Schneehügel in der Gegend verteilt, stocherst fest in jeden hinein, und dann strampeln sich deine Huskys aus
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