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Am Rande der gefrorenen Welt - Die Geschichte von John Sperry Bischof der Arktis

Am Rande der gefrorenen Welt - Die Geschichte von John Sperry Bischof der Arktis

Titel: Am Rande der gefrorenen Welt - Die Geschichte von John Sperry Bischof der Arktis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Vollkommer
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gezogen hast und wollen auch!«, erklärte Sam. »Ja nicht nachgeben! Ihre Zähne sind kerngesund.«
    »Dann gebe ich ihnen lieber etwas zu kauen.« Mit einer kleinen Packung Schiffszwieback in der Hand rannten die Kinder vergnügt weg, um ihren Schatz unter sich zu verteilen.
    Gestärkt durch ein paar Stunden Schlaf, gefrorene Fischstücke und eine Menge Tee waren Jack und Sam dabei, sich für den nächsten Abschnitt der Reise startklar zu machen. Eine Phase der Winterreisen war an Hektik nicht zu überbieten, und zwar frühmorgens in der Stunde vor der Abfahrt. Im ganzen Schneedorf herrschte Hochbetrieb. Kinder sprangen um den Schlitten herum, Hunde zogen an ihren Ketten und bellten um die Wette, während Jack hier und da ein vertrautes Gespräch mit denen führte, die für irgendeine Not Rat suchten. Er hatte sich mindestens dreimal von jedem Familienmitglied verabschiedet, bevor die Fahrt endlich losging.
    Sam war inzwischen schon dabei, mit konzentriertem Blick und mit ein paar gekonnten Handgriffen die Kufen der Schlitten zu beschmieren. Er ignorierte die fieberhafte Aufbruchsstimmung, die um ihn herum tobte, und nahm eine Schaufel lockere Erde, die er im Sommer gesammelt, in einem Beutel aufbewahrt und gefroren auf die Reise mitgenommen hatte. Jetzt schmolz er sie in einem Kochtopf und machte daraus einen festen Brei, den er auf die Holzkufen des Schlittens drückte. Der braune Schleim fror sofort wieder ein. Danach wurde er geschliffen und mit einer Schicht Wasser besprüht, das ebenso gleich zu Eis wurde. Nach einem letzten Feinschliff mit einem Stück Eisbärfell hatten die Kufen eine eisige Oberfläche, die problemlos über den Schnee glitt und eine gute Geschwindigkeit garantierte.
    »Die Strecke nach Nuvuk könnte brüchig sein, Mr Sperry«, bemerkte Sam, während er Schlafsäcke und Nahrungskisten auf dem Schlitten festschnürte. »Packeis. Rau. Wahrscheinlich müssen wir ein paar Mal anhalten, um die Kufen nochmals zu behandeln.«
    Nuvuk war die nördlichste bewohnte Ortschaft auf Jacks Winterstrecke, die letzte Station der Reise, bevor es wieder Richtung Heimat ging.
    Die Eisschicht auf den Kufen war zerbrechlich, und bei zu vielen Bodenunebenheiten bröckelten Teile der Erdverpackung leicht ab. Jack war nach seinen ersten Fahrten auf die innovative Idee gekommen, geschädigte Erdanstriche mit Haferflockenbrei zu verbessern, und dies hatte sich als eine perfekte Lösung für unterwegs erwiesen.
    »Hey, weg von den Schlafsäcken, Mustang! Du Schlitzohr, du!«
    Sam spannte die ersten zwei Hunde an den Schlitten, während er gleichzeitig auf neun weitere ein Auge hielt, die vor Aufregung hin und her sprangen und sich dabei in ihren Ketten hoffnungslos verfingen. Vor dem Aufbruch waren die Huskys unruhig und aufgeregt. Einer nagte an einer Schlafsackrolle.
    »Pass du bitte auf den Freund hier auf«, keuchte Sam zu einem der Kinder, als er Mustang von den Schlafsäcken wegzog und wildes Gejaule dafür erntete.
    Mustang, stark und impulsiv und mit einem kräftigen Schuss Eigenwilligkeit, hatte von Snowball, der bald nach dem Vorfall im Eis in Ruhestand gegangen war, für die langen Reisen die Rolle des Leithunds übernommen. Wie seine Teamkollegen war Mustang ein Hund der Rasse »Canadian Eskimo Dog«. In Jacks Gespann gab es diese zähen, stämmigen Tiere in jeder Farbvariante: grau, rot, schwarz, weiß gefleckt oder – wie Mustang – weiß mit dunklem Kopf. In ihrem Doppelfell mit einem dicken Unterfell wirkten sie kuscheliger, als sie in Wirklichkeit waren. Schnell gereizt, unberechenbar und nicht immer die besten Teamspieler, waren sie außerdem fast zu jeder Zeit hungrig und verschlangen alles, was von einem Tier stammte. Nicht einmal die Parkas oder Zelte waren vor den Vielfraßen sicher.
    »Hopp, ihr Kerle, es geht bald los! Aufs stille Örtchen und dann ans Geschirr!«
    Und tatsächlich: Diskret und etwas abseits vom Lager ging fast jeder Hund auf Kommando in die Hocke und verrichtete sein Geschäft. Sie wussten, was erwartet wurde. Eine Schlittenfahrt in vollem Schwung wollte kein Fahrer unterbrechen, nur weil einer der Hunde ein dringendes Bedürfnis verspürte. Auch hatte kein Fahrer Lust, Slalom zu fahren, weil Hundedreck auf dem Schnee lag und das Eis auf den Kufen gefährden könnte.
    Sam saß auf dem Schlitten. Mustang zog schon kräftig am Geschirr. Ein letzter Händedruck, ein Bellen, Winken und Rufen: »Das nächste Mal bringst du deine Frau mit, Minihitak!«
    Die Hunde sprangen los

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