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Am Rande der gefrorenen Welt - Die Geschichte von John Sperry Bischof der Arktis

Am Rande der gefrorenen Welt - Die Geschichte von John Sperry Bischof der Arktis

Titel: Am Rande der gefrorenen Welt - Die Geschichte von John Sperry Bischof der Arktis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Vollkommer
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Bill, du hast keine Ahnung, wie man ein Iglu baut. Der Kreis ist noch viel zu breit. Auf halber Höhe muss er doch schon enger werden!« Er legte einen Block fachgerecht an seinen Platz in der Schneemauer.
    »Das ist ein Iglu für einen Riesen wie dich, Minihitak!«, lachte Bill zurück. »Und wenn deine Kinder so groß werden wie du, dann muss er noch höher und breiter sein!«
    »Und die Schlafplattform muss den ganzen Iglu ausfüllen, um all die langen Beine unterzubringen!«, ergänzte Klaktuuk, einer der jüngeren Männer. Ausgelassene Heiterkeit auf allen Seiten.
    Das Gerücht, dass der Missionar bald heiraten würde, hatte offensichtlich die Runde gemacht. Ein Schneeball landete auf Klaktuuks Kopf. Er schoss gleich zurück.
    »Klaktuuk! Konzentriere dich lieber auf deine Arbeit«, rief Jack, während er den Schnee von seiner Kapuze abklopfte. »Da gehört ein Fenster hin! Sonst schimpft deine Frau, wenn kein Licht reinkommt und sie deinen Parka nicht nähen kann.«
    Während sie miteinander scherzten, setzten sie einen Schneeblock auf den anderen. Jeder Handgriff saß. Nach und nach entstand ein gewölbtes Häuschen in perfekter Symmetrie. Jacks große Gestalt erwies sich als unverhoffter Bonus. Seine langen Arme kamen dorthin, wo kein Eskimoarm hinlangen konnte. Trotzdem dauerte die ganze Aktion sechs ganze Stunden.
    Die Blöcke bildeten eine Spirale, die sich nach oben und nach innen drehte. Am Schluss wurde sie mit einem großen, zentralen Block am Gipfel zugebaut. Ein kleines Loch blieb dabei offen. Hier würden muffige Luft und unerwünschte Düfte einen Ausweg finden und verhindern, dass das Haus um seine Bewohner herum zu einer großen Pfütze wurde.
    »Ohne das Loch würde es innendrin noch komischer riechen«, sagte Sam.
    In Abständen hatten die Männer Fenster aus klarem Eis in die Seitenwände gesetzt.
    »May! Kinder! Wir sind so weit!«
    Die Frauen und Kinder, die bisher lediglich die Aufgabe gehabt hatten, ihr Männervolk anzufeuern und mit heißem Tee zu versorgen, machten sich an die Arbeit, die Ritzen zwischen den Baublöcken mit weichem Schnee zuzustopfen und das Iglu windfest zu machen.
    Sam stieg auf das Dach des Iglus, richtete sich auf und winkte stolz zu Jack herunter.
    »Stabiler als jedes Holzhaus!«, rief er.
    »Jetzt im Ernst, wo lernt ein weißer Mann, wie man ein Iglu baut?«, fragte Klaktuuk, als sich die Männer nach getaner Arbeit in den Schnee setzten und ihre Hände an heißen Teebechern wärmten.
    »In der Schule«, antwortete Jack mit einem Augenzwinkern. »Einmal sagte ich etwas, das der Lehrer nicht hören wollte, und musste als Strafe ein Iglu zeichnen und davon erzählen. Nein, Quatsch, natürlich lernen wir in England nicht, wie man Schneehäuser baut. Wir haben nicht einmal genug Schnee! Ich habe es von meinen Freunden in Coppermine gelernt!«
    »Liebe Betty,
jetzt sind wir offiziell für das Überleben in der Arktis qualifiziert. Für den Fall, dass unser kleines Missionshaus von einem Schneesturm weggefegt wird, habe ich in Kuuk meine Baukünste optimiert und wäre jetzt in der Lage, eigenhändig ein großes Familieniglu zu bauen, mit einem Durchmesser von ganzen 3,50 Metern. Meine Leistung war ein durchschlagender Erfolg. Die Hochzeitsglocken dürfen läuten! Mit der Aufbewahrung der Nahrungsvorräte würden wir es allerdings anders handhaben als die Eskimos. Als ich zum ersten Mal auf allen vieren durch den Eingangstunnel und den Karibufellvorhang in Aviaks Iglu hineinkroch, wollte ich mich aufrichten und den Schnee von meinem Parka abklopfen. Welcher Schreck, als ich plötzlich in das weit offene Maul eines Karibus starrte. Klar, der Tiefkühlvorrat. Wenn du Hunger hast, schneidest du dir eine gefrorene Scheibe von seinem Hintern ab und spülst den Leckerbissen mit Tee hinunter. In unserem Iglu würden wir die Vorräte eher unter der Schlafplattform aufbewahren. Die kann man nämlich aushöhlen, und da hat es reichlich Platz für einige tiefgefrorene Robben und Karibus. Auch für Ersatzstiefel, Nähzeug, Geräte und Töpfe. Kein Wunder, dass die Eskimos immer wieder neue Begriffe für Schnee bilden, je nach seiner Beschaffenheit.«

Schneereisen mit Hindernissen
    »Es kann nicht sein, dass ihr alle Zahnweh habt«, mahnte Jack eine Gruppe von kleinen Kindern, die sich plötzlich mit offenem Mund vor ihm aufgereiht hatten und eifrig auf die Medikamentenkiste zeigten, die gerade aus dem Iglu getragen wurde.
    »Sie haben zugeschaut, wie du May Wikiak den faulen Zahn

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