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Am Rande Der Schatten

Titel: Am Rande Der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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verrückt sind.«
    »Ich soll in den Wald gehen?«, fragte er.
    »Ihr wärt nicht der Erste, der es versuchte.«
    »Ich wäre der Erste, der Erfolg hat.«
    »Ihr gebt ganz schön an mit all den Dingen, die Ihr tun würdet, wenn Ihr nur die Zeit dazu hättet.«
    »Also schön, Schwester Ariel. Ich akzeptiere Euren Tadel - bis zu dem Tag, da Cenaria einen König hat. Und wenn Ihr mich jetzt bitte entschuldigen würdet?«
    »Einen Moment noch«, sagte sie, als er aufstand. »Ich werde Macht in mich hineinziehen, aber ich schwöre beim Weißen Seraph, dass ich Euch nicht damit berühren werde. Wenn Ihr mich töten müsst, werde ich nicht versuchen, Euch daran zu hindern.«
    Sie wartete seine Antwort nicht ab. Er sah einen bleichen, durchscheinenden Nimbus, der sie umgab. Der Nimbus durchlief in schneller Folge alle Farben des Regenbogens, obwohl einige Farben irgendwie voller wirkten als andere. War das ein Hinweis auf ihre Stärke in den verschiedenen Disziplinen der Magie? Er hielt den Ka’kari bereit, um zu verschlingen, was immer sie ihm an Magie entgegenschleuderte - in der Hoffnung, dass er sich daran erinnern konnte, wie er es beim letzten Mal zuwege gebracht hatte.
    Der Nimbus bewegte sich nicht. Schwester Ariel Wyant atmete lediglich tief durch die Nase ein. Der Nimbus verschwand.
Schließlich nickte sie, als sei sie zufrieden. »Hunde finden Euch sehr merkwürdig, nicht wahr?«
    »Was?«, fragte er. Es war die Wahrheit, aber er hatte nie viel darüber nachgedacht.
    »Vielleicht könnt Ihr«, murmelte sie, »mir sagen, warum Ihr nach vielen harten Tagesritten nicht nach Schweiß und Schmutz und Pferd riecht? Tatsächlich habt Ihr überhaupt keinen Geruch.«
    »Ihr bildet Euch das ein«, erwiderte er und wich zurück. »Lebt wohl, Schwester.«
    »Bis wir uns wiedersehen, Kylar Stern.«

33
    Momma K stand auf einem Treppenabsatz mit Blick auf den Boden des Lagerhauses. Agons Hunde, wie sie sich inzwischen selbst nannten, trainierten unter seinen wachsamen Blicken. Die Truppe war auf hundert Männer geschrumpft, und Momma K war davon überzeugt, dass ihre Existenz mittlerweile allenthalben bekannt war. »Denkst du, sie sind so weit?«, fragte sie, während Agon sich, auf einen Rohrstock gestützt, die Treppe hinaufmühte.
    »Weiteres Training würde sie besser machen. Die Schlacht wird sie schneller besser machen. Aber das wird Leben kosten«, antwortete er.
    »Und deine Hexerjäger?«
    »Sie sind keine Ymmuri. Ymmuri können einen Mann aus einer Entfernung von hundert Schritt mit Pfeilen durchlöchern,
während sie von ihm weggaloppieren. Das Beste, worauf ich hoffen kann, sind zehn Männer, die in Reichweite gelangen, stehen bleiben, schießen und weiterziehen können, bevor die Feuerbälle sie erwischen. Meine Jäger sind die Bögen nicht wert, die sie bei sich tragen - aber sie sind verdammt viel besser als alles andere, was wir haben.«
    Momma K lächelte. Er spielte die Fähigkeiten seiner Männer herunter. Sie hatte diese Männer schießen sehen.
    »Was ist mit deinen Huren?«, fragte Agon. »Die Mission wird Leben kosten. Sind sie dafür bereit?« Er stand dicht neben ihr, während sie seine Männer im Kampf beobachteten.
    »Du wärst erstaunt gewesen, wenn du ihre Gesichter hättest sehen können, Brant. Es war, als hätte ich ihnen ihre Seelen zurückgegeben. Sie waren innerlich im Begriff zu sterben, und jetzt sind sie plötzlich wieder lebendig geworden.«
    »Noch keine Nachricht von Jarl?« Agons Stimme war angespannt, und Momma K konnte erkennen, dass Agon trotz all seiner Zusammenstöße mit dem jungen Mann um ihn besorgt war.
    »Es konnte keine Nachricht kommen. Noch nicht.« Sie legte die Hände aufs Geländer und strich versehentlich über seine Finger.
    Brant betrachtete ihre Hand, dann sah er ihr in die Augen und wandte den Blick hastig wieder ab.
    Sie zuckte zusammen und zog die Hand zurück. Vor Jahrzehnten war Agon arrogant gewesen, nicht auf abscheuliche Weise, sondern lediglich mit der jugendlichen Zuversicht, dass er so ziemlich alles besser machen konnte als so ziemlich jeder andere. Diese Arroganz war jetzt verschwunden, und an ihre Stelle war ein nüchternes Wissen um seine eigenen Stärken und Schwächen getreten. Er war ein Mann, den
die Jahre gemäßigt hatten. Gwinvere hatte Männer gekannt, die von ihren Frauen zerstört worden waren. Kleine Frauen, die sich so bedroht fühlten, dass sie ihre Männer über so viele Jahre hinweg klein machten, dass diese sich nicht länger selbst

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