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Am Rande Der Schatten

Titel: Am Rande Der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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gewesen, zuversichtlich und entschlossen, seine Spuren in der Welt zu hinterlassen, und er war in seiner Werbung so liebenswert und vorsichtig gewesen, dass er sie einen Monat lang nicht um einen Kuss gebeten hatte.
    Sie hatte in einer wunderschönen Fantasie geschwelgt. Er würde sie heiraten, würde sie fortholen von all den Gräueln, die hinter sich zu lassen sie sich so verzweifelt wünschte. Sie
hatte nicht allzu viele adlige Kunden gehabt, noch nicht. Es war möglich, nicht wahr?
    Am Abend ihres ersten Kusses hatte ein Edelmann sie als die süßeste Mätresse bezeichnet, die er je gehabt habe. Brant hatte es gehört, den Mann sofort zum Duell gefordert und ihn getötet. Gwinvere war geflohen. Am nächsten Tag hatte Brant die Wahrheit erfahren. Er meldete sich freiwillig zur Armee und versuchte, sich auf ehrenhafte Weise töten zu lassen, indem er an der ceuranischen Grenze kämpfte.
    Aber Brant Agon war zu tüchtig gewesen, um zu sterben. Obwohl er es verabscheute, sich einzuschmeicheln und in Politik verstricken zu lassen, hatten seine Verdienste ihn schließlich im Rang immer weiter aufsteigen lassen. Er hatte eine reizlose Frau aus einer Kaufmannsfamilie geheiratet. Nach allem, was man hörte, war es eine glückliche Ehe gewesen.
    »Wie lange wird es dauern, um alles bereit zu machen?«, fragte sie. Sie würde hoffen, dass Brants Zuneigung gestorben war. Sie würde ihm helfen, der Wahrheit auszuweichen. Darin zumindest war sie gut.
    »Gwin.«
    Sie drehte sich um und sah ihm in die Augen, ihr Gesicht eine Maske, die Augen kühl. »Ja?«
    Er atmete hörbar aus. »Ich habe dich jahrelang geliebt, Gwin, selbst nach …«
    »Meinem Verrat?«
    »Deiner Indiskretion. Du warst was? Sechzehn, siebzehn? Zuerst hast du dir selbst etwas vorgemacht, und ich denke, dass du deswegen mehr gelitten hast als ich.«
    Sie schnaubte.
    »Wie dem auch sei«, fuhr er fort. »Ich hege keinen Groll gegen dich. Du bist eine schöne Frau, Gwin. Schöner, als
meine Liza es je war. Du bist so klug, dass ich das Gefühl habe, rennen zu müssen, um mit dir mithalten zu können. Bei Liza war es genau das Gegenteil. Du … hast eine starke Wirkung auf mich.«
    »Aber«, sagte sie.
    »Ja. Aber«, sagte er. »Ich liebe Liza, und sie hat mich im Laufe von tausend Prüfungen geliebt, und sie verdient alles, was ich zu geben habe. Ob du nun zarte Gefühle für mich hegst oder nicht, solange ich noch Hoffnung habe, dass meine Liza lebt, möchte ich dich bitten - anflehen -, mir zu helfen, ihr treu zu bleiben.«
    »Du hast einen harten Weg gewählt«, erwiderte sie.
    »Keinen Weg, eine Schlacht. Manchmal ist das Leben unser Schlachtfeld. Wir müssen tun, was richtig ist, nicht das, was wir tun wollen.«
    Gwinvere seufzte und fühlte sich dennoch irgendwie leichter. Ist Ehrlichkeit so einfach? Hätte ich einfach sagen können: »Durzo, ich liebe dich, aber ich fürchte, dass du mich zerstören wirst«? Brant hatte ihr soeben seine Verletzbarkeit dargeboten, hatte ihre Wirkung auf ihn eingestanden, und doch schien er deshalb nicht schwächer zu sein, sondern stärker. Wie ist das möglich? Ist Wahrheit so mächtig?
    In diesem Moment schwor sie sich in ihrem Herzen, dass sie diesen Mann niemals um ihrer eigenen Eitelkeit willen in Versuchung führen würde. Nicht mit ihrer Stimme, nicht mit versehentlichen Berührungen, nicht mit ihrer Kleidung; sie würde jede Waffe ihres Arsenals niederlegen. Bei diesem Entschluss fühlte sie sich seltsam … anständig. »Danke«, sagte sie. Sie lächelte freundschaftlich. »Wie lange wird es noch dauern, bis sie so weit sind?«
    »Drei Tage«, antwortete Brant.

34
    Solon ließ die beiden ledernen Beutel von jeweils fünfhundert Gewichten fallen, die er bei sich trug, und packte Dorian, als der Prophet ins Wanken geriet. Zuerst verstand er nicht, was Dorian gesagt hatte.
    »Wovon redest du?«
    Dorian stieß Solons Arm weg. Er streifte seinen Umhang über, legte seinen Schwertgürtel an und griff nach zwei Paar Handschellen. »Los, komm«, sagte er, nahm Solon einen der Beutel ab und entfernte sich entlang der offenen Straße von der Mauer.
    Der Grund im Vorfeld der Mauer war felsig und kahl. Er war auf hundertfünfzig Meter gerodet worden, und obwohl die Straße breit genug war, um zwanzig Männer nebeneinander Platz zu bieten, war sie gefurcht und voller Löcher, das Ergebnis vieler Wagen und Füße auf Boden, der sowohl aus Erde als auch aus blankem Gestein bestand.
    »Khali kommt«, sagte Dorian, bevor Solon

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