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Am Rande Der Schatten

Titel: Am Rande Der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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Gasthaus der Stadt und fand sich bald in einem warmen Gebäude wieder, das erfüllt war von den Gerüchen gebratener Fleischpasteten und frischen Bieres. Die meisten Gasthäuser stanken nach abgestandenem Bier und Schweiß, aber die Menschen des nördlichen Waeddryn waren in diesem Punkt eigen. In ihren Gärten fand sich kein Unkraut, an ihren Zäunen kein morsches Holz, und ihre Kinder waren nur sehr selten schmutzig. Sie rühmten sich ihres Fleißes, und die Aufmerksamkeit, mit der diese einfachen Menschen sich um jede Einzelheit kümmerten, war unglaublich. Selbst Durzo wäre beeindruckt
gewesen. Alles in allem war es ein perfekter Ort, um sich auszuruhen.
    Als Kylar in den Schankraum kam, bestellte er so viel zu essen, dass die Hausherrin die Augenbrauen hochzog. Er setzte sich abseits der anderen Gäste. Seine Beine pulsierten, und sein Hintern war wund. Wenn er nie wieder ein Pferd sah, würde es noch zu früh sein. Er schloss die Augen und seufzte, und nur die himmlischen Gerüche aus der Küche hielten ihn davon ab, sich sofort schlafen zu legen.
    Es folgte etwas, das offensichtlich ein abendliches Ritual war.
    Zahlreiche Männer des Dorfes traten durch die große Eichentür der Gaststube, um mit ihren Freunden ein Bier zu trinken, bevor sie nach Hause gingen. Kylar ignorierte die Männer und ihre fragenden Blicke. Er öffnete erst die Augen, als eine stämmige, unscheinbare Frau in den Fünfzigern zwei riesige Fleischpasteten vor ihn hinstellte und dazu einen beeindruckenden Humpen Bier.
    »Ich denke, Ihr werdet feststellen, dass Mistress Zoralats Bier genauso gut ist wie ihre Pasteten«, sagte die Frau. »Darf ich mich zu Euch setzen?«
    Kylar gähnte. »Ah, Entschuldigung«, erwiderte er. »Sicher. Ich bin Kylar Stern.«
    »Was macht Ihr beruflich, Master Stern?«, fragte sie, während sie Platz nahm.
    »Ich bin, äh, Soldat.« Er gähnte abermals. Er wurde langsam zu alt für diese Dinge. Für einen Moment hatte er erwogen zu sagen: »Ich bin ein Blutjunge«, nur um zu sehen, wie die alte Ziege darauf reagierte.
    »Soldat für wen?«
    »Wer seid Ihr?«, fragte er.

    »Beantwortet meine Frage, und ich werde Eure beantworten«, sagte sie, als sei er ein widerborstiges Kind.
    In Ordnung. »Für Cenaria.«
    »Ich stand unter dem Eindruck, dass dieses Land nicht länger existierte«, erwiderte sie.
    »Ach ja?«, sagte er.
    »Khalidorische Schläger. Meister. Der Gottkönig. Eroberung. Vergewaltigung. Plünderung. Herrschaft mit eiserner Faust. Klingeln da irgendwelche Glocken?«
    »Ich schätze, manche Leute würden sich davon abschrecken lassen«, bemerkte Kylar. Dann lächelte er und schüttelte über sich selbst den Kopf.
    »Ihr macht vielen Leuten Angst, nicht wahr, Kylar Stern?«
    »Wie war noch Euer Name?«, fragte er.
    »Ariel Wyant Sa’fastae. Ihr könnt mich Schwester Ariel nennen.«
    Sofort verflog auch der letzte Rest von Müdigkeit. Kylar berührte den Ka’kari in sich, um sich zu vergewissern, dass er bereit war und sich binnen einer Sekunde heraufbeschwören ließ.
    Schwester Ariel blinzelte. Lag es daran, dass sie etwas gesehen hatte, oder hatte er gerade zugelassen, dass seine Muskeln sich anspannten?
    »Ich dachte, dies sei für Leute wie Euch ein gefährlicher Teil der Welt«, sagte Kylar. Er konnte sich an die Geschichten nicht erinnern, aber er erinnerte sich daran, dass irgendetwas Torras Bend mit dem Sterben von Magiern verband.
    »Ja«, erwiderte sie. »Eine unserer jungen, törichten Schwestern ist hier verschwunden. Ich bin auf der Suche nach ihr.«
    »Der Dunkle Jäger«, sagte er, als es ihm endlich wieder einfiel.

    An den Tischen um sie herum verstummten die Gespräche. Mürrische Gesichter wandten sich in Kylars Richtung. Ihrem Ausdruck entnahm er, dass das Thema vielleicht nicht tabu war, es aber als taktlos galt, davon zu sprechen. »Entschuldigung«, murmelte er und machte sich über eine der Fleischpasteten her.
    Schwester Ariel beobachtete ihn schweigend, während er aß. Ein leichter Argwohn regte sich in ihm, und er fragte sich, was Durzo gesagt hätte, hätte er gewusst, dass Kylar eine Mahlzeit aß, die eine Maja ihm gebracht hatte, aber er war bereits zweimal - vielleicht dreimal - gestorben und wieder lebendig geworden, also, sei es drum! Außerdem waren die Pasteten gut, und das Bier war noch besser.
    Nicht zum ersten Mal überlegte er, ob es für Durzo genauso gewesen war. Er hatte jahrhundertelang gelebt, aber war auch er untötbar gewesen? Es musste so gewesen

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