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Am Rande Der Schatten

Titel: Am Rande Der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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vertrauten. Solche Frauen hatten Momma K wohlhabend gemacht. Sie kannte Männer mit absolut guten Ehefrauen, die Stammgäste waren, Männer, die nach Bordellen süchtig waren wie andere nach Wein, aber einen großen Teil ihres Geschäfts machte sie mit Männern, die sich verzweifelt wünschten, als männlich, stark und nobel betrachtet zu werden, als gute Liebhaber.
    Es war eine der vielen Ironien dieses Geschäfts, dass sie dafür in ein Bordell kamen.
    Männer waren, so glaubte Momma K, zu simpel, um jemals wirklich gefeit zu sein gegen die Versuchungen eines Freudenhauses. Es war ihr Geschäft gewesen, dafür zu sorgen, dass diese Versuchungen viele Facetten hatten, und sie war gut gewesen in ihrem Gewerbe. Ihre Etablissements waren nicht nur Hurenhäuser. Sie hatte Versammlungsräume, Raucherräume, würdevolle Salons, Rednerinnen, die sich zu allen Themen männlicher Liebe äußerten. Das Essen und die Getränke waren immer besser als die ihrer Rivalen und zu einem günstigeren Preis zu haben. In ihren besten Etablissements hatte sie Köche und Weinmeister aus ganz Midcyru versammelt. Als Betreiberin eines Speiselokals wäre sie eine elende Versagerin gewesen. Diese Seite ihres Geschäfts brachte ihr jedes Jahr Verluste ein. Aber in ihren Häusern blieben die Männer nach dem Essen, um ihre Münzen auf andere Weise auszugeben …
    Die wenigen Brant Agons dieser Welt bumsten ihre Mädchen aus zwei Gründen nicht: Sie waren glücklich zu Hause, und sie traten überhaupt nicht erst durch die Türen ihrer
Etablissements. Sie war davon überzeugt, dass Agon deswegen verspottet worden war. Männer, die den Freudenhäusern keine Besuche abstatten, wurden stets von jenen verhöhnt, die es taten.
    Brant besaß Überzeugung und Integrität. Er erinnerte sie an Durzo.
    Der Gedanke war wie eine Lanze, die ihren Magen durchstieß. Durzo war seit drei Monaten tot. Gott, wie sie ihn vermisste! Sie war hilflos in Durzo verliebt gewesen. Durzo war der einzige Mann in ihrem Leben gewesen, der sie jemals verstanden hatte. Sie hatte zu große Angst davor gehabt, diese Liebe wachsen zu lassen. Sie war ein Feigling gewesen. Sie hatte ihrer Beziehung die Aufrichtigkeit vorenthalten, und wie eine Topfpflanze in einer flachen Schale war die Beziehung verkümmert. Durzo war der Vater ihres Kindes. Er hatte es erst wenige Tage vor seinem Tod herausgefunden.
    Momma K war jetzt fünfzig, beinahe einundfünfzig. Die Jahre hatten es gut mit ihr gemeint - oder zumindest wirkte es an den meisten Tagen so. Im Allgemeinen sah sie fünfzehn Jahre jünger aus, als sie in Wirklichkeit war. Nun, mindestens zehn. Wenn sie sich Mühe gab, dachte sie, besaß sie noch immer, was notwendig wäre, um Brant zu verführen.
    Einmal Hure, immer Hure, hm, Gwin? Früher hatte sie alte Frauen verachtet, die sich mit ihren lackierten Fingernägeln an ihre verlorene Jugend klammerten. Jetzt war sie selbst eine. Ein Teil von ihr wollte Brant verführen, nur um sich selbst zu beweisen, dass sie es noch immer konnte. Aber sie wollte Brant nicht verführen. Es war Jahre her, seit sie einen Mann in ihr Bett geholt hatte …
    In der Nacht, in der sie Uly gezeugt hatten, war Durzo so berauscht von Pilzen gewesen, dass er keinen besonders guten
Liebhaber abgegeben hatte, aber sie war so durchdrungen von Liebe und Trauer gewesen, dass sie geweint hatte, während sie miteinander schliefen. Selbst in seinem berauschten Zustand hatte Durzo innegehalten und sie gefragt, ob er ihr wehtue. Danach hatte sie ihr ganzes Talent aufbieten müssen, um ihn zum Höhepunkt zu bringen. Durzo war ein zärtlicher Mann gewesen, wenn es darum ging, sich Befriedigung zu verschaffen.
    Jetzt wurde ihr Kind von Kylar und Elene großgezogen. Es war der einzige Betrug, den sie nicht bedauerte. Bei diesen beiden würde es Uly gut gehen.
    Aber sie war der Täuschungen müde. War es müde zu nehmen und niemals zu geben. Sie wollte Brant nicht verführen. Sie wusste, dass er sie wollte, und seine Frau war wahrscheinlich tot. Wahrscheinlich, aber er konnte es nicht mit Bestimmtheit wissen. Würde es niemals wissen. Wie lange würde ein Mann wie Brant Agon auf die Frau warten, die er liebte?
    Für alle Ewigkeit. So ein Mann ist er.
    Vor über dreißig Jahren hatten sie einander bei einem Fest kennengelernt, ihrem ersten überhaupt im Haus eines Adligen. Er hatte sich sofort in sie verliebt, und sie hatte es ihm gestattet, sie zu umwerben, und ihm nie erzählt, was sie tat, was sie war. Er war galant

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