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Am Rande Der Schatten

Titel: Am Rande Der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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und Kiefer schlossen sich um Kylars Arm und prallten dann ab.

    Für sie war es ein heiliger Augenblick. Sie hatte niemals eine so innige Verbindung zu einem anderen Menschen gehabt, niemals einem anderen so bedingungslos vertraut, wie sie Kylar vertraute. In diesem Kampf und durch diesen Kampf verstand sie den Mann besser, als tausend Mal tausend Worte es hätten offenbaren können. Sie waren vollkommen eins, und das Wunder daran war, wie natürlich es sich anfühlte.
    Gleichzeitig stieg Verzweiflung in ihr auf. Sie hatten den Ferali hundert Mal verletzt, zweihundert Mal. Sie hatten seine Augen angegriffen, seinen Mund. Sie hatten Teile seines Körpers abgetrennt. Er blutete, und seine Gesamtmasse wurde um einige Pfund verringert, aber das war alles. Sie verletzten ihn, und er heilte sich. Aber sie durften niemals einen Fehler machen. Sobald diese Haut ihre berührte, würden sie sterben.
     
     
~ Ich schneide auch. ~
    Kylar landete neben einer Säule und hielt inne. Ka’karischwarze, blau umrandete Runen leuchteten auf seinem Arm. Er starrte sie an. »Du tust was?«, fragte er.
    »Ich habe nichts gesagt«, erwiderte Vi. Ihr Blick ruhte auf der riesigen Spinne, die vor ihr über den Boden huschte.
    »Dumm! Bin ich denn schwer von Begriff?«, fragte Kylar und ließ sich auf den Boden fallen.
    ~ Ist das eine rhetorische Frage? ~
    Der Ka’kari ließ eine dunkle Flüssigkeit aus Kylars Hand auf sein Schwert tropfen. Aber dann verfestigte sich die Flüssigkeit wie ein dünnes Schwert. Kylar teilte Hiebe nach links und rechts aus, und Spinnenbeine flogen durch die Luft. Es war nicht so, als durchschlage er Knochen; sein Schwert glitt vielmehr hindurch wie durch Butter.

    Er wich zurück, und die Spinne zog ihre Beine wieder an sich, aber diesmal bluteten die Stümpfe weiter. Sie qualmten und wollten neuen Gliedmaßen nicht erlauben, dort nachzuwachsen. Der Ferali verwandelte sich wieder in den Mann mit Schwertern als Armen, aber jetzt waren die Wunden auf der Brust des Mannes, und sie bluteten und qualmten noch immer. Die Kreatur brüllte und griff Kylar an.
    Kylar teilte abermals Hiebe nach links und rechts aus, und die Schwertarme fielen zu Boden. Er rammte den Ka’kari dem Ferali in die Brust. Mit einer scharfen Bewegung zog er ihn zu den Lenden der Kreatur hinab. Rauch wogte, Blut spritzte. Kylar riss das Schwert hoch und hinterließ eine weitere riesige Schnittwunde.
    Er sah es zu spät. Die Haut des Ferali zog sich von dem Schwert zurück und schoss dann blitzschnell wieder hoch.
    Sie verschlang Kylars Hand.
    Er sprang rückwärts, aber der Ferali, der jetzt erschlafft war, fiel mit ihm zusammen vorwärts, an seine Hand gebunden. Kylar riss das Schwert hin und her, und Rauch quoll aus dem Ferali, während Kylar ihn ausweidete, aber die Bestie ließ nicht los. Kylar griff nach einem Dolch, aber er hatte all seine Dolche in der Schlacht verbraucht.
    »Vi«, rief er. »Schneid sie ab!«
    Sie zögerte.
    »Schneide meine Hand ab!«
    Sie brachte es nicht fertig.
    Die Haut zuckte abermals und schoss seinen Unterarm hinauf.
    Kylar schrie und wand sich. Eine Ka’kari-Klinge bildete sich an seiner linken Hand, und er schlug sich damit den rechten Arm ab. Von dem sterbenden Ferali befreit, stürzte er rückwärts.

    Er hielt den blutigen Stumpf mit der linken Hand umfangen. Einen Moment später schimmerte schwarzes Metall in jeder bloßgelegten Ader, und die Blutung kam zum Stillstand. Ein schwarzer Schutzfilm legte sich über seinen Stumpf. Kylar sah Vi benommen an.
    Drei Meter entfernt sickerte aus dem Leichnam des Ferali Flüssigkeit. Der Ferali begann zu zerbrechen, das magische Gewebe sich aufzulösen. Die mit Mündern bewehrte Haut kräuselte sich und verdunstete, und dann waren nur noch stinkende Fleischfetzen, Sehnen und die Knochen übrig.
    »Das«, erklang die Stimme des Gottkönigs, »war beeindruckend, Kylar. Du hast mir einiges gezeigt, von dem ich nicht wusste, dass ein Ka’kari dazu in der Lage ist. Überaus lehrreich. Und Vi, du wirst mir bewundernswert dienen, und nicht nur in meinem Bett.«
     
     
    Etwas in Vi zerbrach. In den letzten zwei Tagen hatte sich alles verändert. Eine neue Vi kämpfte darum, geboren zu werden - und der Gottkönig war hier und behauptete, nichts habe sich verändert. Die neue Vi war eine Totgeburt. Sie würde wieder eine Hure sein. Sie würde wieder dasselbe kalte, harte Miststück sein.
    Sie hatte gedacht, dieses Leben sei das einzige, das ihr offenstehe, daher hatte sie das

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