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Am Rande Der Schatten

Titel: Am Rande Der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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»gemacht hat«, aber sie konnte die Vergangenheit nicht in den Satz hineinzwängen. Sie hoffte, dass es dem Gottkönig nicht aufgefallen war.
    »Nun, wie dem auch sei, dein Liebhaber wird warten müssen. Ich muss mich um mein Massaker kümmern.«
    Vi schrie und ergriff Kylars Schwert. Garoth beobachtete sie neugierig. Das Schwert beschrieb einen Bogen - und verharrte. Sie hatte es selbst aufgehalten. Sie konnte es nicht tun.
    »Erstaunlich, nicht wahr?«, bemerkte er. »Das Komische ist, dass ich Zwang von einem eurer südlichen Paarungsrituale gelernt habe - dem Beringen -, aber ihr habt dessen wahre Macht vollkommen missverstanden. Wie dem auch sei, fühl dich frei, die Schlacht zu verfolgen - und hör auf zu ächzen, Liebes. Es ist unattraktiv.«
    Abrupt wurden seine Augen leer. Vi versuchte, das Schwert zu bewegen, aber es war unmöglich. Der Zwang war unleugbar.
    Während die Hexer den Ferali freiließen, saß Vi auf den Stufen vor dem Thron, um zuzusehen. Aber nicht einmal dieses schreckliche Spektakel konnte ihre Aufmerksamkeit fesseln.
    Sie hätte schon vor langer Zeit aufgeben sollen. All ihr Widerstand war eine Farce. Sie hatte alles getan, was der Gottkönig von ihr gewollt hatte. Sie hatte Jarl getötet, und sie hatte Kylar getötet. In den nächsten Jahren würde sie zweifellos weiter töten. Hunderte. Tausende. Es würde keine Rolle spielen. Niemand konnte ihr jemals bedeuten, was Jarl und Kylar ihr bedeutet hatten. Jarl, ihr einziger Freund, gestorben durch ihre Hand. Kylar, ein Mann, der irgendwie etwas in ihr entfacht hatte … was? Leidenschaft? Vielleicht nur Wärme, Wärme in einem kalten, toten Herzen. Ein Mann, der … mehr hätte sein können.
    Sie hasste jeden Mann, den sie je gekannt hatte. Es lag in der Natur des Mannes zu töten, zu vernichten. Die Frau war die Schenkerin des Lebens, die Ernährerin. Und doch … Kylar.
    Er stand wie ein Koloss quer zu all ihren Erwartungen und Erfahrungen. Kylar, der legendäre Blutjunge, der die Quintessenz der Zerstörung hätte sein sollen, hatte ein kleines Mädchen gerettet und adoptiert, hatte eine Frau gerettet, hatte Edelleute gerettet, die es nicht verdienten, gerettet zu werden, und er hatte versucht, dem bitteren Geschäft den Rücken zuzukehren. Und er hätte es auch getan, wäre ich nicht gewesen.
    Wäre Vi nicht gewesen, wäre Kylar in Caernarvon und würde eine Art von Tageslichtleben führen, das Vi sich nicht einmal vorstellen konnte. Und was war mit Elene? Kylar hätte jede Frau haben können, die er wollte. Und er hatte sich für ein mit Narben bedecktes Mädchen entschieden. Ihrer Erfahrung nach flogen Männer auf die heißeste Hündin, in die sie
ihren Schwanz stecken konnten. Wenn die Hündin heiß war, scherte es sie nicht, dass sie ein Miststück war. Aber Kylar war nicht so.
    Eine furchtbare Intuition blitzte in Vi auf. Sie sah Elene - eine Frau, der sie nie begegnet war - als ihren Zwilling und Gegensatz. Elene hatte zwei Zentimeter tiefe Narben, aber darunter war sie ganz Schönheit, Anmut und Liebe. Vi war ganz Hässlichkeit, bis auf den dünnen Schleier ihrer Haut. Kylars Liebe war nicht länger ein Rätsel. Der Mann, der über Jarls Ermordung hinwegsehen konnte, konnte mühelos über einige Narben hinwegsehen. Natürlich liebte er Elene. Oder hatte es getan, bevor Vi ihn getötet hatte.
    Kylar hatte gesagt, er werde zurückkommen. Aber er würde nicht zurückkommen. Der Gottkönig hatte gesiegt.
    Vi zog ihr Messer aus Kylars Rücken und rollte ihn herum. Seine Augen waren offen, leer, tot. Sie schloss diese anklagenden Augen, nahm seinen Kopf auf den Schoß und drehte sich um, um zu beobachten, wie der Gottkönig Cenarias letzte Hoffnung massakrierte.

70
    Alle Vortäuschung gelehrtenhafter Distanziertheit war verschwunden. Zuerst hatten die Magi Mühe gehabt, den Ferali zu entdecken. Er war von ihnen praktisch unbemerkt auf dem Schlachtfeld erschienen und aktiv geworden.
    Binnen einer Minute sagte einer der Magier: »McHalkin hatte recht. Ich dachte, er hätte es erfunden.«

    »Wir alle dachten, er hätte es erfunden. Was bedeutet das im Hinblick auf all die anderen Kreaturen in seinen Schriften?«
    »Götter, es ist genauso, wie er gesagt hat. Die Kreatur wird geritten, sie ist besessen.«
    Auf dem Schlachtfeld bemerkten immer mehr Kämpfer die Gegenwart der Bestie. Sie war zu einem gewaltigen Bullen geworden, der durch die Reihen der Cenarier pflügte. Welche Wunden die Soldaten der Kreatur auch beizubringen vermochten,

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