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Am Rande Der Schatten

Titel: Am Rande Der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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hinwegsprang, und der Speer des Ferali glitt etliche Zentimeter unter ihm hindurch, ohne Schaden anzurichten. Aber Kylar war noch nicht fertig. Er streckte eine Hand aus und bekam irgendwie die Marmorsäule zu fassen. Als der Ferali herumwirbelte, um ihn zu fangen, tauchte Kylar an der anderen Seite der Säule auf und flog wieder über den Rücken des Ferali, wobei seine Klingen abermals auf blitzten.
    Kylar landete in der Hocke, eine Hand auf dem Boden, die andere an seinem in der Scheide steckenden Schwert. Der Ferali hielt inne; er blutete heftig, die mit Mündern bedeckte Haut auf einem Handrücken aufgeschnitten, auf der Schulter und den Hinterläufen. Das Blut war rot, allzu menschlich, aber während Vi den Ferali beobachtete, wuchsen die Schnitte zu Narben zusammen. Der Ferali schleuderte seinen Speer nach Kylar. Kylar wehrte ihn mit einer Hand ab, aber der Ferali war bereits in Bewegung.
    Als Kylar auf die Wand zusprang, ließ der Ferali einen Arm in seine Richtung schnellen, und binnen des Herzschlags, den
er brauchte, um den Arm nach vorn zu bewegen, verlängerte sich der Arm, Knochen fügten sich mit einem Knacken an der richtigen Stelle ein, und eine gewaltige sichelartige Klaue peitschte durch die Luft. Kylar stieß sich von der Wand ab, direkt in den Pfad der Klaue hinein. Sie schlug ihn zu Boden.
    Vi dachte, er müsse gewiss tot sein, aber noch während Kylar auf dem Boden aufschlug, löste sich die Klaue und schlitterte über den Boden. Kylar hatte es irgendwie geschafft, sein Schwert zu ziehen und den Hieb abzuwehren. Der Ferali, dessen linkes Bein schlaff und knochenlos an ihm herabhing, wirkte vollkommen verblüfft. Er sank in sich selbst zusammen und wurde zu einer großen Katze.
    Bevor die Bestie erneut angreifen konnte, hatte Vi sich endlich gefasst und stürzte sich schreiend in den Kampf. Der Ferali fuhr herum. Sie brachte sich tänzelnd aus der Reichweite seiner Klauen, deren Seiten jetzt knochenverstärkt waren. Kylar kam wieder auf die Beine, aber er taumelte benommen. Der Ferali huschte von Vi weg und berührte mit seinem Bauch den Boden, wo seine abgetrennte Klaue lag.
    Binnen einer Sekunde war dieses Fleisch wieder Teil des Ferali. Knochen verlagerten sich, und er war so groß wie ein hochgewachsener Mann, mit Knochenschwertern als Armen. In dieser Gestalt schien er sich wohler zu fühlen, muskelbepackt und schneller als jeder Mann. Ein großer Teil seiner Haut war mit beinernen Panzerplatten verstärkt.
    Vi und Kylar kämpften Seite an Seite. Kylar war in der Lage, sich durch die Luft zu schwingen und Bewegungen auszuführen, die Vi nicht einmal richtig wahrnehmen konnte; er stieß sich von Wänden und von den Säulen ab, und immer landete er wie eine Katze auf den Füßen, immer hinterließ er mit seinen stählernen Klauen blutige Furchen. Vi hatte weniger
Kraft, selbst mit ihrer Magie, aber sie war schnell. Der Ferali verwandelte sich wieder und wieder. Er wurde zu einem dünnen Mann mit einer um den Kopf geschlungenen, lebenden Kette und wirbelte sie um die Säulen herum, in der Hoffnung, dass deren mit Mündern versehene Glieder einen von ihnen erwischen würden. Eins der Glieder schnappte mitten im Flug nach Kylars Ärmel. Es raubte ihm das Gleichgewicht, und er krachte auf den Boden. Der Ferali zog die Kette ein, bis Vis Schwert sich in die zwei Zentimeter messende Lücke zwischen Kylars Haut und seinem Ärmel schob und ihn befreite. Kylar hielt nicht einmal inne. Er war sofort wieder auf den Beinen und kämpfte.
    Dann war der Ferali ein Riese mit einem Kriegshammer. Marmor explodierte, als er mit der riesigen Waffe um sich schlug. Kylar und Vi zogen sich durch die Illusion der großen Schlacht auf dem Boden des Thronsaals zurück und kämpften ebenso verzweifelt, wie diese Männer und Frauen kämpften.
    Im Kampf fanden sie nicht nur Einklang, sondern wurden sogar zu einer Art Einheit. Nachdem Vi Kylars Stärken begriffen hatte, verließ sie sich bei ihren Bewegungen darauf, dass er entsprechend reagierte. Sie waren Krieger, sie waren Blutjungen, und sie verstanden. Für Vi, die sich stets mit Worten schwergetan hatte, war Kampf Wahrheit.
    Sie und Kylar kämpften zusammen - sie sprangen hoch, trafen sich mitten in der Luft, stießen sich ab, um in eine neue Richtung zu fliegen, bevor der Ferali reagieren konnte. Sie gaben einander Deckung, retteten einander das Leben. Kylar brach das Ende einer beinernen Keule ab, der Vi niemals hätte ausweichen können. Vi sagte: »Graakos!« -

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