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Am Rande Der Schatten

Titel: Am Rande Der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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unsichtbar, wenn er sie direkt anschaute, aber sie waren eindeutig da. Konnte er sie diesmal ein wenig besser sehen? »Ja, ja«, sagte der Wolf zu einer Stimme, die Kylar nicht hören konnte.
    »Wer sind sie?«, fragte Kylar.
    »Unsterblichkeit ist einsam, Kylar. Wahnsinn ist nicht notwendig.«
    »Wahnsinn?«
    »Begrüße die großartige Gesellschaft meiner Fantasie, entnommen jenen tiefen Seelen, die ich im Laufe der Jahre kennengelernt habe. Keine Geister, nicht real, fürchte ich.« Der Wolfsmann deutete abermals mit dem Kopf auf einen von ihnen und lachte leise.

    »Wenn sie nicht real sind, warum sprichst du dann mit ihnen und nicht mit mir?«, fragte Kylar. Er war immer noch wütend, und diesmal würde er den Tadel oder die geheimnisvollen Reden des Mannes nicht hinnehmen. »Ich brauche deine Hilfe. Sofort.«
    »Im Laufe der Jahrhunderte wirst du erfahren, dass solche Dringlichkeit schwer aufrechtzuerhalten ist …«
    »Es wird wirklich schwer sein, wenn Garoth Ursuul mir meine Unsterblichkeit nimmt.«
    Der Wolf legte die Fingerspitzen aneinander. »Armer Garoth. Er hält sich für einen Gott. Es wird sein Untergang sein, so wie es der meine war.«
    »Und noch etwas«, sagte Kylar. »Ich will meinen Arm zurück.«
    »Ich habe bemerkt, dass du es geschafft hast, ihn zu verlieren. Du hast tatsächlich den Ka’kari aus jeder Zelle des Arms gezogen, den du verloren hast. War das beabsichtigt?«
    »Ich wollte nicht, dass der Ferali ihn bekommt.« Zelle? »Ein weiser Gedanke, aber eine unkluge Entscheidung. Erinnerst du dich, wie man deinen Ka’kari nennt?«
    »Den Verschlinger«, antwortete Kylar. »Na und?«
    Der Wolf schürzte die Lippen. Wartete.
    »Du machst Witze«, sagte Kylar. Ihm war übel.
    »Leider nicht. Du hättest nicht zu kämpfen brauchen. Was der Ka’kari getan hat, während er sich über dein Schwert legte, hätte getan werden können, während er sich über deinen Körper legte. Du hättest einfach durch den Ferali hindurchgehen können.«
    »Einfach so?«
    »Einfach so. Weil du dir stattdessen den Arm abgeschnitten hast - und zuerst den Ka’kari hinausgezogen hast -, wird
dein Arm nicht nachwachsen. Tut mir leid. Ich hoffe wirklich, du kannst mit dem linken Arm kämpfen.«
    »Zur Hölle mit dir! Schick mich zurück, oder Ursuul siegt.«
    Der Mann schenkte ihm ein breites Grinsen, als erheitere er ihn ungemein. »Wenn ich dich zwei Tage früher zurückschicke, wird mich das etwas kosten.« Seine Augen blitzten. »Drei Jahre und siebenundzwanzig Tage meines Lebens. Ein wenig so, als würden die Reichen von den Armen stehlen, meinst du nicht auch, Unsterblicher?« Er hob seine von Brandnarben bedeckte Hand, bevor Kylar ihn beschimpfen konnte. »Ich werde dich zurückschicken, wenn du mir einen Eid leistest. Es gibt da ein Schwert. Es heißt Curoch, und ich müsste lügen, wenn ich dir nicht sagte, dass eine große Zahl mächtiger Leute sich dieses Schwert innigst wünscht. Kennst du die Stadt Torra’s Bend?«
    »Torras Bend?«
    »Die meine ich. Hol das Schwert und bring es dort hin. Geh in den Wald, vorbei am Eichenhain, bleib vierzig oder fünfzig Schritt vom Rand des alten Waldes entfernt stehen und wirf Curoch hinein.«
    »Ist das der Ort, an dem du lebst?«, fragte Kylar.
    »Oh nein«, sagte der Mann. »Aber etwas anderes lebt dort. Etwas, das Curoch vor der Welt der Menschen beschützen wird. Wenn du das tust, werde ich dich jetzt zurückschicken, und wenn du das Schwert ablieferst, werde ich dafür sorgen, dass dein Arm nachwächst.«
    »Wer bist du?«, fragte Kylar.
    »Ich bin einer von den Guten. Zumindest so gut, wie ich es sein kann.« Seine goldenen Augen tanzten. »Aber ich möchte, dass du etwas verstehst, das Acaelus nie verstanden hat: Ich
bin kein Mann«, er hielt grinsend inne, und Kylar fragte sich tatsächlich, wie viel Menschlichkeit hinter diesen Wolfsaugen lag, »dem man sich leicht in den Weg stellt.«
    »Das dachte ich mir.«
    »Bist du dabei?«
     
     
    »Das ist eigenartig«, sagte der Gottkönig, als er vor Kylars Leichnam stehen blieb. »Wo ist der Ka’kari? Ich spüre … Ist er in seinem Körper?«
    »Ja«, antwortete Vi, außerstande, sich daran zu hindern.
    »Faszinierend. Ich nehme nicht an, dass du weißt, wozu der Ka’kari fähig ist?«
    Zu ihrem Entsetzen stellte Vi fest, dass sie antwortete. Es war keine direkte Frage gewesen, daher drückte sie sich so vage aus, wie sie konnte. »Nein. Ich weiß, dass er ihn unsichtbar macht.« Sie hatte versucht zu sagen

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