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Am Rande Der Schatten

Titel: Am Rande Der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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Verbindung zu setzen, konnten die Cenarier nicht entkommen. Wenn sich zu wenige einem Angriff anschlossen,
verlief er im Nichts. Waren es zu viele, wurden sie von hinten massakriert. Die cenarische Armee war gelähmt, und es tauchten immer mehr Khalidori auf - woher? Warum zur Hölle hatten sie nicht gewusst, dass sie da waren? Hatte Luc Graesin seinen Auftrag verpfuscht, oder hatte er sie verraten? Es spielte jetzt keine Rolle mehr, es zählte nur das Vermeiden eines endlosen Gemetzels, und der Gestank biss ihn in der Nase.
    Es waren dicht an dicht gedrängte Männer, ihre Körperwärme und ihr Schweiß und ihre Angst, die sich mit der Panik der Pferde vermischten. Es war eine Kloake, während die Toten und Ängstlichen die Kontrolle über ihre Gedärme verloren. Es waren Magensäfte aus aufgeschnittenen Bäuchen, zerhackten Eingeweiden und sterbenden Tieren, die brüllend um sich traten. Es war Blut, das sich mit dem Regen in Pfützen sammelte. Es war der süßere Geruch vom Schweiß der Frauen; ihre Anzahl wurde geringer, aber sie waren noch immer furchtlos, solange Logan furchtlos war.
    Wo immer er hinkam, ordneten sich die cenarischen Linien. Es war nicht nur seine Anwesenheit. Es waren diese prachtvollen Frauen, blutverschmiert und fluchend wie Seeleute. Ihr bloßer Anblick verwirrte die Khalidori.
    Wäre der Orden nicht gewesen, wäre Logan beim ersten Angriff gestorben. Sie kämpften mit beinahe selbstmörderischer Raserei, um an seiner Seite zu sein, und sie hatten den Preis dafür gezahlt. Von den dreißig Frauen, die mit ihm geritten waren, waren nur noch zehn übrig. Mit einer so kleinen Leibwache wäre Logan gewiss überwältigt worden, hätten sich ihnen nicht in den Minuten nach dem ersten Angriff hundert Männer angeschlossen - Agons Hunde. Er hatte ihnen Worte gegeben, und jetzt gaben sie ihm ihr Leben.

    Logan hätte nicht sagen können, wie lange die Schlacht schon im Gang war, als ein neuer Geruch sich durch die Reihen verbreitete. Es war etwas Ranziges, was keinen Sinn ergab. Heute Nacht würden die Armeen reichlich Fleisch auf dem Schlachtfeld zum Verwesen liegen lassen, aber noch hätte nichts verwest sein dürfen. Er hörte und spürte die Reaktion der Cenarier, lange bevor er die Quelle ihrer neuesten Angst sah. Dann entdeckte er vom Rücken seines Pferdes etwas, das aussah wie ein Bulle, ein Bulle von der Größe eines Streitrosses, der durch die Linien stürmte und Männer mit sich riss.
    Eine andere Kreatur kehrte zurück. Es war ein Troll mit vier Armen, vier Augen, klumpiger, grauer Haut und Klingen, die aus seinem Rücken ragten. Logan wusste, dass er hätte Angst haben sollen, und ein Teil von ihm staunte über das Ausbleiben dieser Furcht. Die Angst war einfach nicht da. Diese Kreatur tötete seine Leute. Er musste sie aufhalten.
    General Agon führte einen weiteren Angriff an. Seine Männer krachten in die Kavallerie wie ein Hammer aus Balsaholz auf einen Amboss. Agon blieb nichts übrig als der Versuch, von diesem verdammten Kavallerieoffizier mit der ladishen Haut und den alitaerischen Kleidern und Pferden wieder loszukommen.
    Logan stürmte auf die Bestie zu. Sie schien jetzt noch größer zu sein. Nun war ein ganzer Arm eine Sichelklinge, und der Troll ließ sie etwa einen Meter über dem Boden über das Feld sausen und brachte eine volle Ernte ein. Es gab kein Entrinnen. Einige Männer sprangen, andere warfen sich zu Boden, aber die meisten wurden entzweigeschnitten. Der Troll bewegte sich vorwärts; seine Arme hoben die Toten an und spießten sie auf die Lanzen und Schwerter, mit denen sein Körper bedeckt war.

    Logan ritt in die frei gewordene Lücke, während die Cenarier so weit wie möglich vor dem Troll zurückwichen. Sein weißes Streitross tänzelte nervös.
    Der Troll hielt inne und musterte Logan. Er stieß ein lautes Brüllen aus, bei dem Logan um ein Haar die Kontrolle über sein Pferd verloren hätte, dann schüttelte sich die Kreatur. Aus dem Bauch des Trolls trat ein menschlicher Kopf hervor.
    »Logan«, sagte der Kopf mit vollkommen menschlicher Stimme, in der nur ein Anflug khalidorischen Akzents lag. Der Kopf schob sich weiter aus dem Bauch des Trolls auf Logan zu.
    »Ursuul«, knurrte Logan.
    »Es gibt da etwas, das du über Jenine wissen solltest.«
    Logan war zu Beginn der Schlacht nicht stark gewesen. Nach Monaten der Entbehrungen war er ausgemergelt und schwach. Sein Überleben am heutigen Tag verdankte er dem Glück und der Wildheit des Strumpfbandordens

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