Am Rande Der Schatten
sie wurden schnell geheilt, und der Ferali wuchs.
Das Getöse der Schlacht, die Schreie von Zorn und Schmerz und klirrendem Stahl waren seit Beginn der Schlacht den Felsvorsprung hinaufgeweht. Jetzt erhoben sich neue Geräusche: Entsetzensschreie.
Der gewaltige Bulle kam außerhalb der khalidorischen Umzingelung zum Stehen. Ein halbes Dutzend Männer, einige davon noch lebendig, hingen an der Bestie. Sie verleibte sie sich ein und hielt dann inne, während sie sie verdaute, um sich neu zu arrangieren. Der Ferali rollte sich zu einem Ball zusammen, und Metallplatten drängten an die Oberflächen seiner Haut. Er streckte die Glieder und erhob sich.
Jetzt trug der Ferali die Gestalt eines Trolls. Er war dreimal so groß wie ein Mann, seine Haut war Panzer und klaffende, kleine Münder. Er hatte sich sogar die Schwerter und Speere seiner toten Widersacher einverleibt, die jetzt aus seinem Rücken und seinen Flanken ragten.
Die erste Reaktion der Cenarier war überraschend heldenhaft. Sie griffen die Bestie an.
Es war zwecklos. Der Ferali pflügte durch die Reihen und bewegte sich niemals so schnell, dass die khalidorische Linie sich nicht hinter ihm schließen konnte, und wo immer er mordend
hinging, gab er acht, jeden Mann, den er getötet oder verstümmelt hatte, mit einem seiner vier Arme aufzuheben und ihn an seine Haut zu kleben oder auf die Speere an seinem Rücken zu spießen. Er verschlang eins seiner Opfer nach dem anderen, ohne je eines auszulassen.
Ob die Soldaten die Bestie auch nur verwundeten, konnten die Magi nicht erkennen. Ohne jemals langsamer zu werden, verschlang sie Kampfreihe um Kampfreihe.
Im Angesicht dieses unausweichlichen Todes griff General Agon mit allem, was er hatte, einen Teil der khalidorischen Linie an und versuchte zu fliehen. Aufgrund von Glück oder Können schlossen sich ihm Hunderte seiner Männer an; sie alle attackierten verzweifelt die gleiche Stelle. Die khalidorische Linie beugte sich und brach beinahe, aber die Kavallerie des khalidorischen Prinzen Moburu verstärkte die Linie, bis der Ferali durch die Reihen watete, um dorthin zu gelangen. Abrupt brach der Angriff ab, und die cenarischen Generäle versuchten, ihre Männer dazu zu bringen, auf einem anderen Weg anzugreifen. Aber das Getöse der Schlacht, die Verwirrung, von Khalidori umzingelt zu sein, und das Grauen der immer größer werdenden Bestie waren zu viel.
Die Cenarier kämpften in verzweifelter Raserei. Sie waren nur Augenblicke von einer Panik entfernt.
»Wir müssen ihnen helfen«, sagte Jaedan.
Die Magi sahen ihn an, als sei er wahnsinnig.
»Was? Wir sind einige der mächtigsten Magi auf der Welt! Wenn wir ihnen nicht helfen, werden sie sterben. Wenn wir uns jetzt nicht Khalidor in den Weg stellen, wird es zu spät sein.«
»Jaedan«, sagte Vervel leise. »Der Ferali ist beinahe unempfänglich für Magie - und zwar sogar für die Magie der Alten. Es ist bereits zu spät.«
Lord Lucius war nicht in der Stimmung, den jungen Mann zu beschwichtigen. Er sagte: »Wir wurden ausgeschickt, das große Schwert zu finden oder eine Nachricht über seinen Verbleib zu erhalten. Wenn Curoch hier ist, glaub mir, Jaedan, werden wir bald davon erfahren. Wenn die Cenarier es haben, werden sie es jetzt benutzen. Der Rat …«
»Der Rat ist nicht hier!«, unterbrach ihn Jaedan. »Ich denke …«
»Was du denkst, ist unerheblich! Wir werden nicht kämpfen. Das ist das letzte Wort. Verstanden?«
Jaedans Kiefer verkrampften sich vor Anstrengung, Worte zurückzuhalten, die man ihn bedauern lassen würde. Er richtete den Blick wieder auf die Männer, die wegen Lord Lucius’ Apathie starben. »Verstanden, Herr.«
Ein Punkt, der in Geschichten über Schlachten nie erwähnt wurde - den Geschichten, die Logan als Junge so sehr geliebt hatte -, war der Geruch. Er dachte, nach dem Loch könne ihn nichts jemals wieder erschüttern, aber das war ein Irrtum. Er hatte den Überblick über die Zahl der Männer verloren, die er im Loch hatte sterben sehen, aber wie viele es auch gewesen sein mochten - Zwölf? Fünfzehn? -, es war nichts verglichen mit der Zahl der Toten hier allein beim ersten Angriff. Der Geruch hatte von Erregung und Furcht gestammt, von Regen und Schlamm, unbedeutende Gerüche neben den Bildern von blitzendem Stahl und stolzen Pferden, den grimmigen Gesichtern der Frauen, die mit ihm ritten.
Die Khalidori hatten sie eingeschlossen. Ohne Flaggen oder Handzeichen, um sich mit entfernten Kommandanten in
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