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Am Rande Der Schatten

Titel: Am Rande Der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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viel?«, fragte Kylar.
    Tom Grau runzelte die Stirn. »Dreizehn Silbermünzen?«, antwortete er.

    Kylar zählte laut die sieben Männer ab. »Moment mal, werden deine Schläger da nicht sauer? Sie kriegen jeder eine Silbermünze, und du kriegst sechs?«, fragte Kylar. Tom Grau erbleichte. Die Jungen sahen ihn wütend an. Kylar hatte natürlich recht. »Ich werde euch sieben geben«, erklärte Kylar.
    Er zog seine kleine Münzbörse hervor und warf jedem der jungen Männer eine Silbermünze hin. »So viel bekommt ihr ohne Anstrengung. Warum einen Kampf riskieren? Mehr hätte Tom euch ohnehin nicht gegeben.«
    »Moment mal«, protestierte Tom. »Wenn er uns so viel ohne Gegenwehr gibt, muss er noch mehr haben. Holen wir ihn uns.«
    Aber die jungen Männer gingen nicht darauf ein. Sie zuckten die Achseln, schüttelten den Kopf und schlurften zurück auf ihre Verandas.
    »Was macht ihr da?«, fragte Tom scharf. »He!«
    Kylar nahm die Zügel auf, und die Pferde setzten sich in Bewegung. Tom musste zur Seite springen, um nicht zerquetscht zu werden. Als er landete, verrenkte er sich den Knöchel. Kylar zog die Lippen zurück, damit seine Zähne genauso vorsprangen wie die von Tom, und hob hilflos die Hände. Die jungen Männer und Uly lachten.

10
    Sie verbrachten die Nacht in einem Gasthaus, und Tante Mea holte sie früh am Morgen ab und führte sie durch ein Gewirr von Gassen zu ihrem Haus. Sie war in den Vierzigern, sah ein Jahrzehnt älter aus und lebte seit beinahe zwanzig Jahren als
Witwe, seit der Zeit kurz nach der Geburt ihres Sohnes Braen. Ihr Mann war ein erfolgreicher Teppichhändler gewesen, daher war ihr Haus groß, und sie versicherte Kylar und Elene, dass sie so lange bleiben konnten, wie sie mochten. Tante Mea war eine Hebamme und Heilerin mit reizlosen Gesichtszügen, funkelnden Augen und Schultern wie ein Schauermann.
    »Also«, sagte Tante Mea nach einem Frühstück aus Eiern und Schinken, »wie lange seid ihr zwei verheiratet?«
    »Seit ungefähr einem Jahr«, antwortete Kylar. Er vermutete, dass Elene, wenn er die Lügen in Gang setzte, sie vielleicht würde aufrechterhalten können. Elene war eine schrecklich schlechte Lügnerin. Er sah sie an, und tatsächlich, sie errötete.
    Tante Mea wertete es als Verlegenheit und lachte. »Nun, ich hatte mir schon gedacht, dass du ein wenig zu jung bist, um die leibliche Mutter dieser jungen Dame zu sein. Wie bist du zu deiner neuen Mutter und deinem neuen Vater gekommen, Uly?«
    Kylar lehnte sich zurück und erstickte den Drang, die Antwort selbst zu liefern. Wenn er für alle antwortete, würde er nicht nur wie ein Mistkerl wirken, er würde verdächtig wirken. Manchmal musste man die Würfel einfach rollen lassen, wie sie wollten.
    »Durch den Krieg«, erklärte Uly. Sie schluckte, senkte den Blick auf ihren Teller und sagte nichts mehr. Es war nicht einmal eine Lüge, und die Gefühle auf Ulys Gesicht waren echt. Ulys Amme war während der Kämpfe ums Leben gekommen. Uly weinte deshalb manchmal noch immer.
    »Sie war während des Staatsstreichs und des Angriffs der Khalidori in der Burg«, warf Elene ein.
    Tante Mea legte Messer und Löffel beiseite - in Caernarvon benutzte man sehr zu Kylars Irritation keine Gabeln. »Ich sag
dir was, Uly. Wir werden gut auf dich achtgeben. Du wirst in Sicherheit sein, und du wirst sogar dein eigenes Zimmer haben.«
    »Und Spielzeug?«, fragte Uly.
    Etwas an dem offenen, hoffnungsvollen Ausdruck auf Ulys Gesicht schnitt Kylar ins Herz. Kleine Mädchen sollten mit Puppen spielen - warum hatte er Uly niemals eine Puppe geschenkt? -, statt Leichen aus Flüssen zu fischen.
    Tante Mea lachte. »Und Spielzeug«, bestätigte sie.
    »Tante Mea«, sagte Elene. »Du tust schon viel zu viel für uns. Wir haben Geld für Spielzeug, und Uly kann bei uns schlafen. Du hast bereits …«
    »Davon will ich nichts hören«, unterbrach Tante Mea sie. »Außerdem seid ihr zwei noch immer Jungvermählte. Ihr braucht so viel Zeit für euch allein, wie ihr nur bekommen könnt, obwohl der Himmel weiß, dass Gavin und ich es geschafft haben, recht häufig die Furche zu pflügen, als wir uns noch eine aus einem Zimmer bestehende Hütte mit seinen Eltern geteilt haben.« Elene lief dunkelrot an, doch Tante Mea sprach weiter. »Aber ich schätze, eine Elfjährige versteht sich nicht gar so gut darauf, Geräusche in der Nacht zu ignorieren. Hab ich recht?«
    Jetzt errötete Kylar. Tante Mea sah zuerst ihn an und dann Uly, die verwirrt

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