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Am Rande Der Schatten

Titel: Am Rande Der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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fünftausend gehalten.
    Rund um die Burg standen natürlich die großen Häuser. Die Stadt wurde umso schmutziger und überfüllter, je näher sie den Flüssen mit ihren Hafeneinrichtungen kamen. Wie an den meisten Orten lebten die Reichen und Adligen gern abseits von allen anderen, und alle anderen lebten gern so nah wie nur möglich bei den Reichen. Hier gab es keine von Vorschriften geregelte Grenze zwischen Arm und Reich - anders als in Cenaria, wo das Gesetz die Armen am Westufer des Plith festhielt. Hier konnten jene, die das Geld verdienten, um umzuziehen, das auch tun. Die Chance auf einen Aufstieg schien die ganze Stadt zu beleben.
    Caernarvon war das Gold und das glitzernde Narrengold der Hoffnung. Sein Laster war Habgier. In seiner eigenen Fantasie war jeder Kaufmann hier der Herrscher des nächsten Handelsreiches. Cenaria war die erstickende, stinkende Decke der Verzweiflung. Sein Laster war Neid. Dort gründete niemand Reiche. Man wollte lediglich ein Stück des Reiches von jemand anderem.
    »Du bist schrecklich still«, bemerkte Elene.

    »Es ist anders hier«, erwiderte Kylar. »Schon bevor Khalidor kam, war Cenaria krank. Dies ist besser. Ich denke, hier können wir ein Zuhause finden.«
    Götter, er war drauf und dran, einer von diesen Kaufleuten zu werden, die er so sehr verachtet hatte. Nicht dass er großen Ehrgeiz gehabt hätte. Die Arbeit eines Kräuterkundigen und Apothekers war tatsächlich das Einzige, worauf er sich neben dem Töten verstand. Es war nichts, wovon er jemals träumen würde. Wovon würde er träumen? Von der Eröffnung eines zweiten Ladens? Davon, den Kräuterhandel der Stadt zu beherrschen? Er hatte einmal die Zukunft eines ganzen Landes in Händen gehalten - er hätte alles mit einem einzigen Verrat verändern können, mit der Ermordung eines Mannes, den er am Ende dann ohnehin ermordet hatte.
    Wenn ich es getan hätte, würde Logan noch leben …
    Während Tante Mea sie zurück nach Hause brachte, versuchte er, seinen Geist in die Spur kaufmännischen Denkens zu zwingen. Er hatte eine kleine Menge Gold im Wagen versteckt und ein Vermögen an Kräutern. Wären sie auf dem Weg hierher ausgeraubt worden, hätten die Banditen nicht einmal gewusst, was sie stehlen sollten.
    »Nun, das Haus ist nur ein kleines Stück weiter die Straße hinunter«, sagte Tante Mea. »Braen ist weggegangen, um Vorräte zu kaufen. Uly und ich werden zu einem kleinen Süßigkeitenladen gehen, damit ihr zwei ein wenig Zeit habt, eure Bekanntschaft zu erneuern.« Sie zwinkerte Kylar zu, und Elene errötete, aber dann verdüsterte sich Tante Meas Miene. »Was ist das?«, fragte sie.
    Kylar folgte ihrem Blick die Straße entlang. Etwa dort, wo Tante Meas Haus lag, stiegen Rauchschwaden auf und wurden schnell schwärzer.

    Er schloss sich der Menschenmenge an, die auf das Feuer zurannten - in der Stadt war ein Brand eine so große Gefahr, dass alle sich Eimer schnappten und herbeiliefen, um zu helfen -, aber als er dort ankam, war die Scheune schon zur Gänze von Flammen verzehrt. Es war zu spät, um irgendetwas zu retten. Die Menge besprengte die umstehenden Gebäude mit Wasser, während Kylar stumm Elene und Uly im Arm hielt.
    Die Scheune war ein Totalverlust. Von ihren beiden Pferden und Tante Meas altem Gaul waren nur stinkende, rauchende Fleischbrocken übrig geblieben. Von dem Wagen war fast nichts mehr übrig. Der Brandstifter hatte die versteckte Truhe mit dem Gold gefunden. Das Vermögen an Kräutern war in Rauch aufgegangen.
    Das Einzige, was übrig geblieben war, war ein langer, schmaler Kasten, der an die verbogene Achse des Wagens gebunden war. Das Schloss war unversehrt. Kylar öffnete den Kasten, in dem seine grauen Blutjungenroben und sein Schwert Vergeltung lagen. Sie waren unberührt, rochen nicht einmal nach Rauch und schienen seiner Ohnmacht Hohn zu sprechen.

11
    »Schlechte Neuigkeiten, Euer Heiligkeit«, sagte Neph Dada, als er das Schlafgemach des Gottkönigs betrat. Eine junge cenarische Edelfrau namens Magdalyn Drake war an das Bett gefesselt und wimmerte in ihren Knebel, aber sowohl sie als auch der Gottkönig waren immer noch bekleidet.

    Garoth saß neben ihr auf dem Bett. Mit einem Messer liebkoste er ihre nackte Wade. »Oh, was gibt es denn?«
    »Eine Eurer Spioninnen in der Chantry, Jessie al’Gwaydin, ist tot. Das letzte Mal wurde sie im Dorf Torras Bend gesehen.«
    »Der Dunkle Jäger hat sie getötet?«
    »Ich nehme es an. Unser Mann sagte, Jessie habe beabsichtigt, die

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