Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Am Rande Der Schatten

Titel: Am Rande Der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
Vom Netzwerk:
ein Geschäft abschloss.
    »Nein, im Gegensatz zu euch waeddrynischen Hunden sagen Alitaeri, was sie meinen«, erwiderte der Kaufmann, und binnen eines Augenblicks stritten sie über Religion und Politik, und Uly war vergessen.
    »Ich bin ziemlich gut«, sagte Kylar.
    Elene stöhnte. »Du bist wahrscheinlich selbst Alitaeri.«
    Kylar lachte, aber dieses »wahrscheinlich« hinterließ einen bitteren Nachgeschmack in seinem Mund. Wahrscheinlich, weil er eine Gilderatte war, eine Waise, vielleicht das Kind von Sklaven. Er konnte nicht einmal erahnen, woher seine Eltern gekommen waren. Er konnte nicht erahnen, warum sie ihn im Stich gelassen hatten. Waren sie tot? Lebten sie? Waren sie wichtige Personen, wie in den Träumen eines jeden Waisenkindes? Während Jarl emsig beschäftigt gewesen war, Geld zu sparen, um aus der Gilde herauszukommen, hatte Kylar Träumen darüber nachgehangen, warum seine adligen Eltern gezwungen gewesen sein könnten, ihn im Stich zu lassen. Es war nutzlos und töricht, und er hatte gedacht, dass er es vor langer Zeit aufgegeben hätte.
    Der Mensch, der für ihn einem Vater am nächsten gekommen war, war Durzo gewesen - und Kylar hatte sich einer Tat schuldig gemacht, die alle Menschen verfluchten: des Vatermords. Und nun war er hier, ein loser Faden, an nichts vor ihm oder hinter ihm gebunden.
    Nein, das stimmte nicht. Er hatte Elene und Uly. Und er hatte die Freiheit zu lieben. Diese Freiheit kostete etwas, aber sie war den Preis wert.
    »Geht es dir gut?«, fragte Elene mit einem besorgten Ausdruck in den braunen Augen.

    »Nein«, antwortete Kylar. »Solange wir zusammen sind, geht es mir großartig.«
    Nach wenigen Minuten hatten sie die nördlichen Märkte hinter sich gelassen und fuhren tiefer in die Stadt hinein. Selbst hier, in der Umgebung der Häfen, waren fast alle Gebäude aus Stein - ganz anders als in Cenaria, wo Stein so teuer war, dass die meisten Häuser aus Holz und Reispapier gebaut wurden. Tagediebe lümmelten sich auf den Veranden von Häusern, Lagerhäusern und Mühlen und sahen ihnen mit der universellen Miene von Halbwüchsigen nach, die etwas zu beweisen hatten.
    »Bist du dir sicher, dass dies die richtige Straße ist?«, fragte Kylar.
    Elene zuckte zusammen. »Nein …«
    Kylar fuhr weiter, aber es spielte keine Rolle. Sechs der Jugendlichen standen auf und folgten einem Mann mit schwarzen Zähnen und fettigen schwarzen Haaren, und die ganze Gruppe kam auf sie zu. Die Jugendlichen holten unter Treppen und Müllhaufen Waffen hervor. Es waren Straßenwaffen, Knüppel und Messer und eine schwere Kette. Der Mann, der sie anführte, trat vor den Wagen und griff in das Zaumzeug des Pferdes, das ihm am nächsten war.
    »Nun, Schatz«, sagte Kylar, »es wird Zeit, die freundlichen Sa’kagé aus der Nachbarschaft zu begrüßen.«
    »Kylar, denk daran, was du versprochen hast«, erwiderte Elene und griff nach seinem Arm.
    »Du erwartest doch nicht wirklich von mir …« Er ließ die Frage in der Luft hängen, als er den Ausdruck in ihren Augen sah.
    »Guten Tag«, sagte der Anführer der Bande und schlug mit seinem Knüppel auf die Innenfläche seiner Hand. Er lächelte breit und zeigte dabei seine schwarzen Zähne.

    »Schatz«, begann Kylar von neuem, ohne den Mann zu beachten. »Dies hier ist etwas anderes. Das musst du doch einsehen.«
    »Andere Leute stehen so etwas durch, ohne dass jemand stirbt.«
    »Niemand wird sterben, wenn wir dies auf meine Weise machen«, entgegnete Kylar.
    Der Mann mit den schwarzen Zähnen räusperte sich. Schmutz schien dauerhaft in seine Züge eintätowiert zu sein, und zwei vorspringende, schiefe und geschwärzte Schneidezähne beherrschten sein Gesicht. »Entschuldigt mich, ihr Turteltauben. Ich wollte nicht stören -«
    »Du kannst warten«, sagte Kylar in einem Tonfall, der keinen Widerspruch duldete. Dann wandte er sich wieder Elene zu. »Schatz.«
    »Entweder du tust, was du versprochen hast, oder du tust, was du immer getan hast«, sagte Elene.
    »Das ist keine Erlaubnis.«
    »Nein. Das ist es nicht.«
    »Entschuldigung«, sagte der Mann noch einmal. »Dies ist …«
    »Lass mich raten«, äffte Kylar den Akzent und die Großspurigkeit des Mannes nach. »Dies hier ist eine Zollstraße, und wir müssen einen Zoll entrichten.«
    »Ähm. Das ist richtig«, räumte der Mann ein.
    »Wie habe ich das bloß erraten?«
    »Ich wollte fragen … he, du hältst den Mund. Ich bin Tom Grau, und dies hier …«
    »Ist deine Straße. Klar. Wie

Weitere Kostenlose Bücher