Am Rande Der Schatten
entgegnete Momma K. »Wir haben einige der Blutjungen verloren, und damit meine ich nicht, dass sie tot sind. Die Blutjungen schwören dem Shinga einen magisch bindenden Gehorsamseid. Der Gottkönig hat diese Bindung zerbrochen. Ich habe erfahren, dass Hu Gibbet dem Gottkönig verraten hat, wer ich bin. Garoth glaubt nicht, dass eine Frau der Shinga sein kann, daher sucht er jetzt nach dem echten Shinga. Aber er könnte jederzeit seine Meinung ändern, ob ich nun öffentlich agiere oder mich im Schatten halte. Darüber habe ich keine Kontrolle, daher kann ich geradeso gut tun, was getan werden muss.«
Momma K war so gelassen wie jeder Kriegsveteran, der in die Schlacht zog. Sie konnte erkennen, dass Brant Agon erstaunt war.
»Sagt mir, welche Rolle ich spielen werde«, bat Brant.
Jarl antwortete: »Ihr wählt Eure Männer unter meinen Leuten aus und macht sie zu Hexerjägern. Danach will ich, dass Ihr Verteidigungswälle errichtet, die wir benutzen können, falls eine Armee ins Labyrinth eindringt. Die Khalidori haben Hexer, Soldaten und einige unserer besten Leute auf ihrer Seite. Der einzige Grund, warum ich noch lebe, ist der, dass sie meine Identität nicht kennen. Aber willkommen an Bord.«
»Ist mir ein Vergnügen.« Brant Agon verneigte sich, unbeholfen wegen seiner Verletzungen, und folgte einem hochgewachsenen Leibwächter zur Tür hinaus.
Als er fort war, wandte sich Jarl an Momma K. »Ihr habt mir nicht erzählt, dass Ihr einander kennt.«
»Ich denke nicht, dass ich diesen Brant Agon kenne«, erwiderte sie.
»Beantwortet die Frage.«
Ein schwaches Lächeln glitt über ihre Lippen, erheitert und ein wenig stolz, dass Jarl das Kommando übernahm. »Vor dreißig Jahren hat Brant sich in mich verliebt. Ich war naiv. Ich dachte, dass ich ihn ebenfalls liebte, und ich habe ihn ruiniert.«
»Habt Ihr ihn geliebt?«, fragte Jarl, statt zu fragen, was geschehen war. Die Frage war für Momma K Beweis genug, dass sie den richtigen Mann als ihren Nachfolger erwählt hatte. Jarl konnte Risse finden. Aber es war eines, seine Tüchtigkeit zu bewundern, und etwas anderes, sie an sich selbst exerziert zu finden.
Sie lächelte ein Lächeln, das ihre Augen nicht erreichte. Es würde Jarl keine Sekunde lang täuschen, aber nach all den Jahren war die Maske purer Reflex. »Ich weiß es nicht. Ich erinnere mich nicht. Was spielt das für eine Rolle?«
12
»Gaelan Sternenfeuer hat den blauen Ka’kari angeblich ins Meer geworfen und damit den Tlaxini-Strudel geschaffen«, sagte Neph. »Wenn dem so ist, könnte er durchaus noch dort sein, aber ich habe keine Ahnung, wie wir ihn aus dem Meer holen könnten. Der weiße ist seit sechs Jahrhunderten verloren. Einmal glaubten wir, er sei in der Chantry, aber Eure Großmutter hat das widerlegt. Den grünen hat Hrothan Stahlbeuger nach Ladesh gebracht und verloren. Ich habe die Bestätigung dafür gefunden, dass Hrothan vor etwa zweihundertzwanzig Jahren in Ladesh eingetroffen ist, konnte jedoch nicht mehr in Erfahrung bringen. Der silberne ging während des Hundertjährigen Krieges verloren und könnte überall sein, angefangen von Alitaera bis Ceura, es sei denn, Garric Schattenbann hätte ihn irgendwie zerstört. Den roten hat Ferric Feuerherz ins Herz des Aschenwindberges - des heutigen Berges Tenji in Ceura - gestoßen. Der braune befindet sich Gerüchten zufolge in der Schöpferschule in Ossein, aber ich bezweifle es.«
»Warum?«, fragte Garoth Ursuul.
»Ich glaube nicht, dass sie der Versuchung widerstehen könnten, ihn zu benutzen. Die Beherrschung der Erde würde diese engstirnigen Schöpfer binnen eines Herzschlags hundertmal tüchtiger machen. Etwas, das sie geschaffen haben, würde früher oder später auftauchen, und es würde klar werden,
dass jemand etwas auf dem Niveau geschaffen hat, wie sie es in alten Zeiten getan haben. Das ist nicht geschehen. Entweder sind die Männer dieser Schule weniger ehrgeizig, als ich es für möglich halte, oder der Ka’kari ist nicht dort. Das andere Gerücht besagte, dass er an Caernarvons Blauen Riesen - die Burg - gebunden sei. Ich halte dies für nicht mehr als eine auf Halbwissen beruhende Prahlerei. Die Burg wäre kein besonders raffiniertes Versteck für einen Ka’kari.«
»Aber wir haben eine konkrete Spur, was den roten Ka’kari betrifft?«
»Als Vürdmeister Quintus durch Cenaria kam, sagte er, dass die Explosionen des Tenji zumindest zum Teil auf Magie zurückzuführen seien. Das Problem mit dem roten wie
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