Am Rande Der Schatten
den Arm, und dann küssen wir uns eine Stunde lang, und dann wirst du mich daran hindern weiterzugehen, und dann wirst du mühelos einschlafen, während ich mit schmerzenden Eiern im Bett liege? Können wir gleich zum Küssen übergehen? Denn der einzige Teil unseres ganzen beschissenen Lebens, der mir Freude bereitet, ist die Zeit, wenn ich denke, dass du es genauso genießt wie ich, und ich denke, dass wir heute Nacht vielleicht endlich miteinander schlafen werden. Was sagst du dazu?«
Elene nahm es einfach hin. Er konnte Tränen in ihren Augen aufsteigen sehen, aber sie weinte nicht.
»Ich habe gesagt, dass ich dich liebe, Kylar«, erwiderte Elene leise. Ihr Gesicht wurde ruhig, und die Sorgenfalte verschwand. »Ich glaube an dich, und ich stehe zu dir, was immer auch geschieht. Ich liebe dich. Hörst du mich? Ich liebe dich. Ich kann nicht verstehen, warum du das Schwert nicht verkaufen willst …«, flüsterte sie. »Aber ich kann es akzeptieren. In Ordnung? Ich werde es nicht noch einmal zur Sprache bringen.«
Jetzt war er also wirklich der Bastard. Er saß auf einem Vermögen, statt es dazu zu benutzen, seine Frau und seine Tochter zu ernähren und seine Schuld bei den Menschen zu begleichen, die um seinetwillen gelitten hatten. Aber sie würde es akzeptieren. Wie nobel. Das Schlimmste daran war, dass er wusste - verdammt, er wusste es, weil er sie immer durchschauen konnte -, dass sie nicht den moralischen Aspekt herauskehrte,
um ein Miststück zu sein. Sie versuchte, das Richtige zu tun. Es machte den Gegensatz zwischen ihnen beiden umso deutlicher.
Sie kennt mich nicht. Sie glaubt, mich zu kennen, aber sie tut es nicht. Sie hat mich akzeptiert, weil sie denkt, Kylar sei lediglich eine ältere, leicht beschmutzte Version von Azoth. Ich bin nicht schmutzig, ich bin Abschaum. Ich töte Menschen, weil es mir gefällt.
»Komm ins Bett, Schatz«, sagte Elene. Sie entkleidete sich, und die Wölbung ihrer Brüste durch ihr Hemd und die Kurven ihrer Hüften und ihre langen Beine weckten dasselbe Feuer in ihm, das sie immer weckten. Ihre Haut schimmerte im Kerzenlicht, und sein Blick heftete sich auf die Spitze einer Brustwarze, als sie die Kerze ausblies. Er trug bereits nur noch seine Unterwäsche, und er wollte sie. Er wollte sie so heftig, dass es ihn erschütterte.
Er legte sich nieder, berührte sie jedoch nicht. Der Ka’kari hatte ihn dazu verflucht, in jeder Dunkelheit sehen zu können. Verflucht, weil er sie immer noch sehen konnte. Er konnte den Schmerz auf ihrem Gesicht sehen. Sein Verlangen war eine Kette, und er fühlte sich wie ihr Sklave, und es widerte ihn an; als sie sich daher zu ihm umdrehte und ihn berührte, bewegte er sich nicht. Er rollte sich auf den Rücken und starrte zur Decke empor.
Sieht so aus, als hätte ich alles übersprungen bis zu dem Teil mit den schmerzenden Eiern.
Ich sollte nicht hier sein. Was tue ich? Glück ist nicht für Mörder bestimmt. Ich kann mich nicht ändern. Ich bin wertlos. Ich bin nichts. Ein Kräuterkundiger ohne Kräuter, ein Vater, der kein Vater ist, ein Ehemann, der kein Ehemann ist, ein Mörder, der nicht mordet.
Dieses Schwert bin ich. Das ist der Grund, warum ich es nicht verkaufen kann. Es ist das, was ich bin. Ein in der Scheide steckendes Schwert, das ein
Vermögen wert ist und unten in einer Truhe liegt. Schlimmer als nutzlos. Eine Vergeudung.
Er richtete sich im Bett auf, dann erhob er sich. Er griff unter das Bett und zog die schmale Truhe hervor.
Elene richtete sich auf, als er gerade seine grauen Blutjungeroben hervorholte. »Schatz?«, fragte sie.
Er kleidete sich binnen Augenblicken an - Blint hatte ihn sogar das üben lassen -, schnallte sich Messer an Arme und Beine, band sich mehrere Nachschlüssel an ein Handgelenk und ein Klappmesser ans Kreuz, dann richtete er den grauen Stoff so, dass er jedes Geräusch dämpfen würde, bevor er sich Vergeltung auf den Rücken schnallte und eine schwarze Seidenmaske überstreifte.
»Schatz«, sagte Elene mit gepresster Stimme. »Was tust du da?«
Er trat nicht durch die Tür und ging die Treppe hinunter. Nein, nicht heute Nacht. Stattdessen öffnete er das Fenster. Die Luft roch gut. Frei. Er sog einen tiefen Atemzug in seine Lunge und hielt ihn dort fest, als könne er diese Freiheit in sich gefangen setzen. Bei der Ironie dieses Gedankens stieß er alle Luft gleichzeitig aus und sah Elene an.
»Nur das, was ich immer tue, Liebes«, antwortete er. »Ich vermassle es.« Mit einem Aufwallen
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