Am Rande Der Schatten
mit dem blauen Ka’kari ist, dass - selbst wenn wir an sie herankönnten - gewisse Zweifel bestehen, ob sie noch unversehrt wären, nachdem sie so lange Zeit solch großen Elementarmächten ausgesetzt waren.«
»Ihr gebt mir nicht viel, Neph.«
»Es ist nicht gerade wie das Sammeln von Muscheln.« Seine Stimme klang ölig. Er hasste das.
»Ein tiefer Einblick.« Garoth seufzte. »Und der schwarze?«
»Nicht einmal ein Wispern darüber. Nicht einmal in den ältesten Büchern. Wenn das, was ich bei der Sehung erfahren habe, echt war und der Ladeshi nicht einfach unter Wahnvorstellungen leidet, ist er das bestgehütete Geheimnis, von dem ich je gehört habe.«
»Das ist der Sinn eines Geheimnisses, nicht wahr?«, fragte Garoth.
»Hm?«
»Holt unseren Singvogel aus Ladesh. Ich werde ein paar Samenkörnchen für ihn brauchen.«
Elene wollte, dass er das Schwert verkaufte. Während der vergangenen zehn Nächte hatten sie ihre Rollen gespielt, als seien sie Holzpuppen. Nur dass ab und zu sogar Puppen verschiedene Rollen spielen müssen.
»Du hast es nicht einmal angeschaut, Kylar. Es liegt einfach in dieser Truhe unter dem Bett.« Sie zog die dunklen Brauen zusammen, sodass die kleinen Sorgenfalten entstanden, die er langsam so gut kannte.
Er saß auf dem Bett und massierte sich die Schläfen. Er war so müde. Er war das alles so müde. Erwartete sie wirklich eine Antwort von ihm? Natürlich tat sie das. Es waren nur Worte und vergeudete Luft. Warum glaubten Frauen immer, dass das Reden über ein Problem das Problem lösen würde? Einige Probleme waren Leichen. Heiße Luft ließ sie gären und verfaulen und breitete ihre Krankheit auf alles andere aus. Besser, das Problem zu begraben und weiterzuziehen.
Wie Durzo. Futter für die Würmer.
»Es war das Schwert meines Meisters. Er hat es mir geschenkt«, sagte Kylar, der nur eine Spur zu spät auf sein Stichwort reagierte.
»Dein Meister hat dir viele Dinge gegeben, nicht zuletzt Prügel. Er war ein böser Mann.«
Diese Bemerkung weckte einen gewissen Zorn in ihm. »Du weißt nichts über Durzo Blint. Er war ein großer Mann. Er ist gestorben, um mir eine Chance zu geben …«
»Schön, schön! Lass uns über Dinge reden, über die ich tatsächlich etwas weiß«, unterbrach ihn Elene. Sie war wieder einmal den Tränen nahe, die verdammte Frau. Sie war einfach genauso frustriert wie er. Schlimmer wurde es dadurch, dass sie nicht versuchte, ihn mit diesen Tränen zu manipulieren. »Wir sind mittellos. Wir haben alles verloren, und
durch unsere Schuld haben Tante Mea und Braen ebenfalls viel verloren. Wir haben dennoch die Mittel dazu, es wiedergutzumachen, und sie haben es verdient. Es ist unsere Schuld, dass diese Verbrecher die Scheune in Brand gesetzt haben.«
»Du meinst, es ist meine Schuld«, sagte Kylar. Er konnte Uly in ihrem Zimmer weinen hören. Sie konnte ihren Streit durch die Wand hören.
Wenn er auf seine Weise mit Tom Grau verfahren wäre, hätte der Mann zu große Angst gehabt, um sich Tante Meas Haus auch nur auf fünf Blocks zu nähern. Kylar kannte die Musik der Straßen. Er sprach die Sprache des Fleisches, spielte die raffinierten Akkorde der Einschüchterung, sang Furcht in die Herzen von Männern. Er kannte und liebte diese Musik. Durzo hatte ihn zu einem Virtuosen darin gemacht.
Das Leitmotiv des Blutjungen war Leiden, wann immer er spielte, denn jeder versteht Schmerz. Es war brutal, aber nicht ohne Nuancen. Ohne seine Magie zu verraten, hätte Kylar es mit allen sechs Straßenschlägern und Tom Grau aufnehmen können. Die jungen Männer wären mit blauen Flecken davongekommen. Tom hätte Kylar verletzt. Wie sehr, wäre Toms Entscheidung gewesen. Aber selbst wenn sie es ihm erlaubt hätte, hätte er Elene das zeigen können? Was, wenn sie seine Freude gesehen hätte?
Er betrachtete ihr Gesicht, und sie war so schön, dass er plötzlich gegen Tränen anblinzeln musste.
Was zur Hölle war das denn?
Kylar sagte: »Wie wär’s, wenn wir diese ganze Pferdescheiße überspringen würden, bei der ich sage, das Schwert sei unbezahlbar, und du sagst, es bedeute, dass wir genug Geld hätten, um unseren Laden aufzumachen, und ich sage, dass ich
es einfach nicht tun kann, aber nicht erklären könne, warum, sodass du sagst, dass ich in Wirklichkeit sehr wohl ein Blutjunge sein möchte und du mich lediglich zurückhältst - und dann fängst du an zu weinen. Warum fängst du also nicht gleich an zu weinen, und dann nehme ich dich in
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