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Am Rande Der Schatten

Titel: Am Rande Der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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seiner Magie sprang er in die Nacht hinaus.
     
     
    Ferl Khalius hatte man wieder einmal den Scheißdienst zugewiesen. Nachdem seine Einheit während der Invasion niedergemetzelt worden war, hatte man ihn für jeden üblen Auftrag ausgewählt: Er musste Leichen von dieser wackligen, halbverbrannten Brücke werfen; er musste den Köchen helfen, Vorräte in die Burg zu schaffen; musste den Meistern helfen, die
neue Mauer des Gottkönigs rund um die Stadt zu erbauen; er bekam doppelte und dreifache Wachschichten - und niemals einen herausragenden Dienst wie den auf der Vanden-Brücke, wo die Wachen in jeder Schicht einen Wochenlohn an Bestechungsgeldern nach Hause brachten, nur damit sie einige Schurken passieren ließen. Und jetzt das.
    Er musterte seinen Gefangenen voller Abscheu. Der Mann war fett, mit den weichen Händen eines Adligen aus dem Süden, obwohl er seinen roten Bart nach khalidorischer Mode trug. Seine Nase war schief, und seine Augenbrauen sahen aus wie Bürsten. Er starrte Ferl mit offenkundiger Angst an.
    Ferl durfte nicht mit ihm reden. Ferl durfte nicht wissen, wer er war. Aber von Anfang an hatte er in dieser Angelegenheit ein schlechtes Gefühl gehabt - seit ein Hauptmann ihm erklärt hatte, dass die Vürdmeister ihn sehen wollten. Sie hatten ihn namentlich angefordert. Er sollte sich sofort melden.
    Das war etwas, das kein Khalidori hören wollte. Ferl dachte, es gehe um sein kleines Souvenir, das Schwert mit dem Drachengriff, das er von der Brücke mitgenommen hatte. Aber das war nicht der Grund, warum sie ihn hatten sprechen wollen, obwohl er sich beinahe in die Hose gemacht hätte, als er sah, dass er mit dem lodricarischen Vürdmeister Neph Dada persönlich sprach. Kein Vürdmeister war normal, aber Neph war selbst für einen Vürdmeister unheimlich. Ferl hatte während der ganzen Zeit, die Neph sprach, die zwölf Schnüre angestarrt, die die Shu’ras repräsentierten, die Neph gemeistert hatte. Es war zu beängstigend, in sein Gesicht zu blicken.
    Neph hatte Ferl und nur Ferl diesen Dienst zugewiesen. Es war ihm verboten, mit anderen Soldaten darüber zu sprechen, verboten, sich für die Dauer des Auftrags auch nur mit
ihnen zu unterhalten. Er und der Adlige wurden in das Haus eines Händlers auf dem Ostufer gesteckt. Meister hatten aus einem Teil des Hauses ein Gefängnis gemacht. Meister hatten die Arbeit getan. Dafür gab es nur einen einzigen Grund: Es war so wichtig, dass es sofort und ohne irgendjemandes Wissen erledigt werden musste. Dann hatten sie ihn mit genug Nahrung für mehrere Monate dort zurückgelassen und ihm verboten fortzugehen.
    Das bedeutete, dass sich alles falsch anfühlte. Ferl Khalius war nicht zweiter - und jetzt erster - Mann in seiner Kriegerschar geworden, weil er dumm war. Er hatte mit dem Adligen gesprochen und erfahren, dass sein Name Baron Kirof war. Der Baron behauptete, nicht zu wissen, warum er eingekerkert worden war. Er hatte sein Unschuld beteuert und seine Loyalität Khalidor gegenüber - und die Tatsache, dass er seinen Atem vergeudete, um mit einem bloßen Soldaten zu sprechen, sagte Ferl, dass Baron Kirof kein besonders kluger Kopf war.
    Entgegen seinen Befehlen schlich Ferl sich davon und fand heraus, dass Baron Kirof angeblich ermordet worden war. Der brave khalidorische Herzog Tenser Vargun verfaulte jetzt im Schlund, weil er einen cenarischen Adligen getötet hatte, der gar nicht tot war.
    Das war der Punkt, an dem Ferl begriff, dass er in der Patsche saß. Seine Fantasie konnte kein Bild zeichnen, in dem sich die Dinge für Ferl Khalius zum Guten wandten. Warum gab man einem Mann ohne eine Einheit eine solche Aufgabe? Weil man ihn töten konnte, und niemand würde es bemerken. Wenn die Zeit kam, würde Baron Kirof entweder freigelassen oder getötet werden - der einzige Grund, ihn am Leben zu erhalten, wenn er eigentlich hätte tot sein sollen, musste darin bestehen, dass man ihm an irgendeinem Punkt vorzeigen
wollte. Aber Ferl? Ferl würde lediglich der Beweis dafür sein, dass die Vürdmeister logen.
    Ich hätte nach Khalidor zurückkehren sollen. Man hatte ihm eine Stelle als Pfleger der Ochsen des Gepäckzugs angeboten. Er hätte sie beinahe angenommen. Wenn er es getan hätte, wäre er inzwischen vielleicht auf dem Rückweg zu seinem Clan. Aber alle, die den Schatz nach Khalidor eskortierten, wurden gründlich durchsucht, bevor man sie entließ, und das würde bedeuten, dass er sein kostbares Schwert verlor. Also war er geblieben, davon

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