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Am Rande Der Schatten

Titel: Am Rande Der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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Mädchen, das aufgewühlt und dumm war.
    Er hielt inne. Verdammt. Du kannst nicht die Welt retten, Kylar. Du bist nicht wirklich der Nachtengel. Du bist nur ein Schatten, und Schatten können nichts berühren.
    Jetzt fluchte er noch einmal, laut diesmal. Auf der Straße unter ihm schauten alle vier Mitspieler in dem kleinen Melodrama
zum Dach hinauf, aber natürlich sahen sie ihn nicht. Sie sahen nicht, wie er sich auf die Straße fallen ließ und ihnen folgte.
    Wenn sie sie einholten, würde er die Männer töten müssen. Er würde sie verletzen müssen, um sie von ihr wegzubekommen, und was würde er dann tun? Sie als Unsichtbarer verprügeln? Sie diese Geschichten verbreiten lassen? Irgendjemand würde ihn früher oder später mit dem Nachtengel in Verbindung bringen, und dann würde alles zur Hölle gehen. Nein, wenn sie sie einholten und er sein Versprechen Elene gegenüber brechen musste, dann würde er es zu Ende bringen. Also gab es nur eins zu tun: dafür zu sorgen, dass sie sie nicht einholten.
    Goldlöckchen tat das erste Vernünftige, was sie in der ganzen Nacht getan hatte - sie begann zu rennen. Die Banditen teilten sich auf und liefen hinter ihr her. Kylar zog Vergeltung vom Rücken, aber in der Scheide. Er lief hinter einem der rennenden Banditen her, passte seine Schritte an die des Mannes an und brachte ihn mit dem in der Scheide steckenden Schwert zu Fall. Der Bandit schlug der Länge nach hin, und sein Kumpan hatte kaum Zeit, über seine Schulter zu blicken, bevor auch er eine weit intimere Bekanntschaft mit dem Boden machte, als ihm lieb war.
    Beide Männer fluchten, aber sie waren nicht allzu helle. Sie sprangen auf und rannten erneut hinter dem Mädchen her, holten abermals rasch auf. Diesmal ließ Kylar den einen gegen den anderen stürzen. Die Männer gingen in einem Gewirr von Gliedmaßen zu Boden und begannen einander zu beschimpfen und zu schlagen. Als sie aufstanden, war das Mädchen fort.
    Kylar verlor das Mädchen und den letzten Banditen aus dem Blick. Er sprang auf ein Dach und rannte hinter dem Mädchen her. Während er das tat, ließ er seine Unsichtbarkeit
fallen, damit er all seine Magie benutzen konnte, um an Geschwindigkeit zu gewinnen. Nachdem er über mehrere Dächer geflogen war, geriet Goldlöckchen wieder in Sichtweite. Sie war einen Häuserblock entfernt von dem einzigen Haus in einer düsteren Gasse, in dessen Fenster eine Laterne brannte. Zweifellos war es ihr Zuhause.
    Dann sah Kylar den letzten Banditen eine kreuzende Gasse herunterkommen, die Goldlöckchen würde passieren müssen. Der Mann erblickte sie und zog sich in die Schatten zurück.
    Es blieb keine Zeit. Kylar war noch immer mehr als einen Häuserblock hinter ihnen. Er rannte auf den Rand eines Gebäudes zu und sprang ungesehen über Goldlöckchen hinweg, dann zog er Vergeltung, bevor er in der kleinen Gasse landete, direkt vor dem Banditen.
    Der Mann hatte ein Messer gezückt, und binnen eines Wimpernschlags sah Kylar, wie aus den dunklen Teichen in seinen Augen ein tiefer, vernunftloser Hass aufwallte. Der Mann hatte schon früher gemordet, und er beabsichtigte, heute Nacht Goldlöckchen zu ermorden. Kylar wusste nicht, woher er es wusste, aber er wusste es. Und beim Anblick dieser Dunkelheit, die Tod verlangte, wurde ihm klar, dass er es schon einmal gesehen hatte. Er hatte es in Prinz Ursuuls Augen gesehen. Erst später war er zu dem Schluss gekommen, dass er sich das nur eingebildet hatte.
    Es folgte ein Augenblick benommenen Schweigens, während der Bandit und der Nachtengel einander anstarrten.
    »Mutter? Vater?«, rief das Mädchen, als sie die Gasse passierte.
    Der Bandit griff an, und Vergeltung schoss vor, durchdrang den Solarplexus des Banditen, trieb ihm alle Luft aus der Lunge und nagelte ihn an die Wand.

    Um die Ecke wurde eine Tür aufgerissen, und Goldlöckchen wurde in einem Sturm von geplapperten Entschuldigungen und Vergebung und Tränen hineingezogen. Kylar entnahm dem Geschehen, dass sie mit ihren Eltern über etwas gestritten hatte, an das sich keiner von ihnen erinnern konnte, und davongerannt war.
    Der Bandit zuckte. Er mühte sich zu atmen, aber er konnte es nicht, weil Vergeltung seine Rippen zerquetscht und sie hart gegen das Zwerchfell gedrängt hatte. Seine Beine waren vollkommen schlaff. Kylar musste ihm zumindest teilweise das Rückgrat durchtrennt haben, denn das Einzige, was ihn aufrecht hielt, war das Schwert, das ihn an die Wand nagelte.
    Der Mann war bereits tot, er hatte

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