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Am Rande des Abgrunds: Thriller (German Edition)

Am Rande des Abgrunds: Thriller (German Edition)

Titel: Am Rande des Abgrunds: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire McGowan
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was ihr die Aufmerksamkeit der männlichen Geschworenen sicherte. Dr. Amit sagte zum Tod des Anthony Johnson aus, der schnell gekommen war, womöglich aber nicht schnell genug. Sie hatte ein praktisches PowerPoint-Diagramm und einen Laserpointer dabei. »Die Flasche drang hier ein und durchtrennte die Arteria carotis communis, auch Halsschlagader genannt. Durch diese Arterie wird das Gehirn mit Blut und Sauerstoff versorgt. Sie steht unter hohem Druck, und wenn sie durchtrennt wird, gibt es daher eine ziemliche Sauerei.« Ohne die Geschworenen aus den Augen zu lassen warf sie mit einer Kopfbewegung ihr glänzend schwarzes Haar zurück. »Anhand dieser Tatort-Fotos können Sie sehen, dass umfängliche Spritzspuren zurückblieben.«
    Als die Bilder an die Wand projiziert wurden, wandten viele Leute ächzend den Blick ab. Hegarty schaute nicht so genau hin. Er hatte das ja schließlich alles mit eigenen Augen gesehen, die Spritzer an den Wänden und an der Tür und die dunkle Lache auf dem Fußboden. Anschließend schilderte Dr. Amit kurz und prägnant, wie man eine zerschlagene Flasche gefunden, sie mit den Splittern abgeglichen hatte, die noch in Anthony Johnsons Hals steckten, und schließlich Daniel Stockbridges Fingerabdrücke auf der Flasche entdeckt hatte. »Darüber hinaus können wir konstatieren«, fügte sie mit einer schwungvollen Geste hinzu, »dass die Ausrichtung der Wunden darauf hindeutet, dass der Täter ein gutes Stück größer war als das Opfer, wahrscheinlich über einen Meter achtzig.« Alle Augen richteten sich sofort auf Stockbridge, der zwar den Kopf gesenkt hatte, dieser Beschreibung aber eindeutig entsprach.
    Während des Auftritts von Dr. Amit sagte Adam Hunt kaum etwas, nickte nur leise lächelnd vor sich hin. Als Kylie sich erhob, konnte Hegarty förmlich hören, wie sie tief Luft holte. Es würde nicht einfach werden, dem etwas entgegenzusetzen.
    »Dr. Amit«, begann sie. »Ihr Labor hat die Kleidungsstücke, die Mr Stockbridge in jener Nacht trug, analysiert, nicht wahr? Haben Sie daran irgendwelches Blut entdeckt?«
    »Nur einen kleinen Tropfen am Hemdsärmel.«
    Kylie sah zu den Geschworenen hinüber, während sie fragte: »Aber Ihrer Darstellung nach hat das Opfer ja eine große Menge Blut verspritzt, nicht wahr?«
    Dr. Amit hatte jedoch eine Theorie darüber in petto, wie Daniel Stockbridge es geschafft haben könnte, ohne größere Blutspritzer davonzukommen. »Einem Szenario zufolge wurde das Opfer mit einer Scherbe im Hals zurückgelassen, die die Wunde mehr oder weniger verstopfte. So blieb dem Angeklagten Zeit, den Raum zu verlassen. Das Opfer hat dann höchstwahrscheinlich versucht, die Scherbe herauszuziehen – und das führte tragischerweise zu seinem Tod. In der Fachliteratur sind zahlreiche derartige Fälle dokumentiert.«
    Kylie gab ihr Bestes, aber diese Runde musste sie verloren geben.
    Als die Verhandlung schließlich vertagt wurde, wollte Hegarty schon loseilen; er war spät dran für seine Nachtschicht. Dann sah er Charlotte in der Vorhalle stehen, kreidebleich. »Hallo.«
    Sie blickte zu Boden. »Hallo.«
    »Ich … äh … Ich war bei diesem Alex Carter, von dem Sie mir erzählt haben. Ein ziemliches Arschloch, was?«
    »Ich hab ihn nie gemocht. Einmal hat er versucht, mich zu betatschen. Ich hab Dan nie was davon erzählt.« Sie sah ihn immer noch nicht an. Hegarty wartete, ob sie noch etwas sagen würde – über den Kuss, über ihn. Irgendetwas. Sie rieb sich in der Abendluft die nackten Arme. Nichts.
    »Jedenfalls: Ich habe die Papiere, die Sie mir gegeben haben, beim Betrugsdezernat abgeliefert, und die schauen sich das mal an.«
    »Danke.«
    »Tja … tschüss dann«, sagte er.
    »Tschüss.«
    Er sah ihr nach, wie sie hinausging.
    Nach der Nachtschicht – das übliche Quantum Betrunkene, Schlägereien, kreischende Frauen – ging Hegarty um die Ecke in eine Kneipe, die schon morgens um sechs aufmachte, um jenen Abschaum der Menschheit mit Getränken zu versorgen, der mit dem ersten Gläschen nicht mal bis zur Mittagszeit warten konnte – und Polizisten, die nach Feierabend hier einkehrten. Denn was machte man, wenn einem so viele Zweifel im Kopf herumschwirrten, dass man kaum einen klaren Gedanken fassen konnte? Man konnte ja mal probieren, die Zweifel zu ertränken.
    Während der Morgenregen die Kotze von den Gehsteigen spülte, saß Hegarty gebeugt am Tresen und hoffte, die anderen traurig blickenden Gäste wollten sich ebenfalls alleine betrinken.
    »Sie

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