Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Am Rande des Abgrunds: Thriller (German Edition)

Am Rande des Abgrunds: Thriller (German Edition)

Titel: Am Rande des Abgrunds: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire McGowan
Vom Netzwerk:
zu. »Wieso gehst du nicht schnell mal einen Kaffee trinken, Charlotte? Wir gehen hier währenddessen mal ein paar Zahlen durch.«
    »Na gut.« Froh, aus dem stickigen Raum herauszukommen, stolzierte sie auf die Toilette und sprenkelte sich vorsichtig Wasser ins geschminkte Gesicht. Sie versuchte, sich vorzustellen, wie Dan sich gefühlt hatte, den ganzen Tag in diesen Stahlkasten gesperrt, mit Blick auf den sich ständig verändernden Wolkenhimmel. Vielleicht kam einem das Gefängnis gar nicht mehr so fremdartig vor, wenn man schon jahrelang hier oben eingeknastet gewesen war. Sie versuchte, sich darauf zu besinnen, weshalb sie hier war. Dan brauchte etwas von diesen Leuten, und sie musste es ihm beschaffen. Sie musste ihm helfen.
    Im Empfangsbereich sah sie ein ihr bekanntes Gesicht; ein Mann, der gerade mit der Sekretärin sprach. »Hallo, Alex«, hörte sie sich sagen. Es war geradezu komisch, wie er schaute. Als hätte er ein Gespenst gesehen.
    »Charlotte! Wie geht es Ihnen?«
    Sie trat einen Schritt zurück, für den Fall, dass er versuchen würde, sie auf die Wange zu küssen. »Nicht so toll. Mein Verlobter sitzt im Knast.«
    »Ja … äh … Wie geht es ihm?« Alex Carter, Dans ehemaliger Chef, nestelte an seinem Krawattenknoten.
    »Was glauben Sie denn? Wenn es Sie wirklich interessiert, sollten Sie ihn mal besuchen.«
    »Ja, nun. Ich muss dann mal wieder.«
    Charlotte fragte mit erhobener Stimme: »Dann geben Sie sich also gar keine Schuld daran, Alex?«
    »Ich?«
    »Ich weiß doch, dass er das Koks von Ihnen hatte. Und ich weiß auch, dass Sie der Polizei alle möglichen Sachen über ihn ausgehändigt haben – seine gesamte Personalakte. Sie haben denen auch von seinen Gedächtnislücken erzählt. Und ich weiß auch, warum Sie das getan haben.«
    Er blickte sich hektisch um. »Äh, ich weiß nicht …«
    »Er hatte was gegen Sie in der Hand, stimmt’s?«
    »Charlotte!«, zischte er. »Hören Sie auf!«
    Sie erwiderte ganz ruhig: »Wenn Sie ihm helfen, bin ich wieder still.«
    »Aber wie? Ich kann doch nicht …«
    »Da drin.« Sie wies mit einer Kopfbewegung auf den Sitzungssaal. »Ich weiß, dass Sie das beeinflussen können. Finden Sie nicht, dass Dan es verdient hätte, nachdem ihr alle ihn so im Stich gelassen habt?«
    »Ich …«
    »Er hat mir erzählt, was hier so läuft«, wagte sie sich vor. Ihr Herz pochte. »Ich habe die ganzen Unterlagen. Ich kann auch gern damit zur Polizei gehen.«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen. Und es verstieße natürlich gegen unsere Anstellungsbedingungen, wenn jemand vertrauliche Unterlagen aus dem Büro mit nach Hause nehmen würde.«
    »Nur gut, dass Sie ihn gefeuert haben.«
    Der Mann verzog minimal den Mund. Auf der Stirn brach ihm der Schweiß aus. »Ich weiß nicht, worüber Sie reden. Charlotte, ich sehe, dass Sie aufgebracht sind.«
    »Natürlich bin ich aufgebracht, verdammt noch mal!«, zischte sie ihn böse an. »Sie haben ihm das angehängt. Sie haben der Presse diese Sachen zugesteckt, diese Rassismus-Vorwürfe. Ich weiß, dass Sie das waren.«
    Er schlug die Augen nieder, und seine professionelle Coolness senkte sich wie ein Vorhang herab. »Natürlich wollen wir Dan helfen. Wir werden tun, was wir können, das versteht sich von selbst. Aber Sie müssen auch verstehen, dass wir dabei zu nichts verpflichtet sind.«
    Charlotte stand da und sah sich diesen Manager an: sein verknittertes altrosafarbenes Hemd, seine Hängewangen. Es war, als sähe sie vor sich, wie Dan womöglich in fünf Jahren ausgesehen hätte, wenn er nicht so tief gefallen wäre.
    Sie machte kehrt, ging zurück zum Sitzungssaal und nahm sich dabei vor, DC Hegarty die Papiere zu zeigen, die sie in Dans Schreibtisch gefunden hatte.
    Hegarty
    Der Richter blickte mit strenger Miene in den Gerichtssaal hinab. »Es ist bedauerlich, dass ich Vertreter der Presse erneut an ihre Pflichten bei der Berichterstattung über diesen Fall erinnern muss. Falls das so weitergeht, wäre es nicht das erste Mal, dass ich einen von Ihnen wegen Missachtung des Gerichts verurteilen würde.«
    Es folgte ein längeres Palaver mit den Geschworenen darüber, ob sie am Vortag einen bestimmten Fernsehbericht mitbekommen hatten oder nicht. Hegarty rutschte unruhig auf seinem Sitz hin und her. Es war ein schwülwarmer Tag, und die Luft im Saal war zum Schneiden.
    Sie waren immer noch bei einer langen Reihe rechtsmedizinischer Gutachterauftritte. Heute war eine Asiatin dran, die einen ziemlich kurzen Rock trug,

Weitere Kostenlose Bücher