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Am Rande des Abgrunds: Thriller (German Edition)

Am Rande des Abgrunds: Thriller (German Edition)

Titel: Am Rande des Abgrunds: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire McGowan
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das sich über Jahre zu erstrecken schien, und darin sah sie ihr ganzes gemeinsames Leben, all die guten und all die schlechten Zeiten.
    Schließlich sagte er: »Er war ein ziemlicher Wichser, dieser Anthony Johnson. Wusstest du das?«
    Sie wartete.
    »Er war respektlos zu mir. Hat gesagt, ich soll mich verpissen, zurück zu den kleinen Jungs. Er wär ja jetzt ein Mann und hätte all das hinter sich gelassen. Und ihr Geld, das könnten sie sich in die Haare schmieren.«
    Sie war erstaunt, wie ruhig ihre Stimme klang. »Die stecken also dahinter? Diese Bande aus Gospel Oak? Die haben dich da hingeschickt?« Ein lächerlicher Haufen ewiger Teenager, die Anthony Johnson mit diesem Besuch von Chris einschüchtern wollten, damit er das geliehene Geld zurückzahlte. Er nickte.
    »Und du bist noch mal zurück, nachdem du mich da sitzengelassen hast? Du hast die Flasche genommen, die dieser Banker stehen gelassen hat. Ja? Und dann hast du …«
    Wieder ein Nicken. Ein langsames Nicken.
    »Also … nur weil er dich ausgelacht hat?«
    Chris rieb sich die Fingerknöchel. »Ich wollte das nicht. Er hat mich gereizt.«
    Keisha versuchte, das zu verdauen. »Und dann hast du … den anderen Typen dafür in den Bau wandern lassen?«
    »Dieser Stockbridge hatte ihn ja geschlagen, oder? Der hat bloß Glück gehabt. Der hätte ihn auch schlimmer verletzen können. Ich hab das nicht gewollt. Ich hab einfach nur die Beherrschung verloren.«
    Sie hörte sich sagen: »Das hab ich schon mal von dir gehört. Damals bei Ruby … nach dem, was du da gemacht hast. Da hattest du auch ›die Beherrschung verloren‹.«
    Er flüsterte eindringlich: »Keesh! Das war ein Unfall, das war beides Mal ein Unfall! Ich hab das nicht gewollt, und dann war er … Das Blut überall, und er ist dran erstickt, und da hab ich einfach voll die Panik gekriegt. Ich bin weggelaufen, und … diese Jungs, die Parky Boys, mit denen ist nicht zu spaßen. Die haben gesagt, wenn ich zu den Bullen gehe, machen sie uns alle platt: mich, dich, die Kleine.«
    Keisha hatte ein eisiges Gefühl in der Kehle. »Ruby?«
    Er sagte langsam: »Ich wusste nicht, was ich sonst tun sollte. Und dann haben die Bullen den Banker geschnappt. Der hatte ja bis dahin ’n schönes Leben gehabt, warum sollte der nicht dafür brummen? Er hat doch einfach nur Schwein gehabt, dass er’s nicht war. Es war ein Unfall. Ich hab Scheiße gebaut.« Er rieb sich den rasierten Schädel. »Du musst mir helfen. Die werden auch hinter dir her sein, die Bullen.«
    Keisha schob ihren Stuhl zurück. Er wurde lauter. »Du musst mir helfen! Du wusstest das die ganze Zeit, und du hast nichts gesagt!«
    Sie stand auf.
    »Denk an deine Tochter!«, schrie er. »Wir beide weggesperrt! Denk doch mal!«
    Sie ging hinaus. Sie sah sich nicht noch einmal um. Draußen vor dem Gefängnis warf sie den Brief in den ersten Briefkasten, an dem sie vorbeikam, und ging weiter.
    Charlotte
    Während der Prozess weiterging, verlor irgendwann selbst Charlotte den Überblick inmitten des endlosen Hin und Her der Tatsachen, Deutungen und Unterstellungen. Dann war endlich der Moment gekommen, in dem sich Dan selbst zu seiner Verteidigung äußern sollte. Er trat in den Zeugenstand, und der ganze Saal voller Reporter, Angehöriger, Verächter und Sympathisanten war höchst gespannt, was er sagen würde.
    Adam Hunt hatte es mit den Zeugen der Anklage geschafft, ein übles Bild von Dan zu malen: ein privilegierter junger Mann, ausgebildet in Westminster und Oxford, der sein früh erworbenes Anspruchsdenken auch in seiner Bankkarriere beibehielt. (Charlotte fand das lächerlich, denn Adam Hunt hatte ja höchstwahrscheinlich auch eine noble Privatschule besucht und in Oxford oder Cambridge studiert.) Ein Mann, der Drogen nahm, Praktikantinnen schikanierte und, wenn seine Platin-Kreditkarte abgewiesen wurde, auch schon mal um sich schlug. Ein Mann, der möglicherweise verantwortlich war für die fürchterlichen Blutspritzer auf den Wänden des Büros. Charlotte hoffte, dass Kylie es schaffen würde, dieses Bild zu korrigieren, denn wie es gegenwärtig aussah, mochte nicht einmal sie den Menschen, der da zum Vorschein kam.
    Dann war Kylie dran. Sie erhob sich und schenkte Dan ein strahlendes Lächeln. Dafür liebte Charlotte sie in diesem Moment. Alle anderen im Saal sahen Dan an, als wäre er der Dreck an ihren Schuhen.
    »Mr Stockbridge. Sie werden hier eines sehr schweren Verbrechens beschuldigt, ja, des schwersten: der Tötung eines

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