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Am Rande des Abgrunds: Thriller (German Edition)

Am Rande des Abgrunds: Thriller (German Edition)

Titel: Am Rande des Abgrunds: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire McGowan
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Menschen. Wie haben Sie sich gefühlt, als Sie festgenommen wurden?«
    Dan schaute erstaunt; das war eine ganz andere Herangehensweise als das ewige Wiederkäuen der Themen Fingerabdrücke, Blut und Überwachungskamera. »Es war ein Schock für mich. Ich dachte, das muss ein Irrtum sein. Ich wusste ja noch, dass wir uns gestritten hatten … Ich war wütend geworden, auch weil ich so einen schlimmen Tag hinter mir hatte. Aber ich dachte … ich dachte, er wäre okay, der … Anthony Johnson. Er hat mich sogar noch angelacht, nachdem ich … nachdem ich ihn geschlagen hatte.«
    »Können Sie dem Gericht bitte erzählen, woran Sie sich aus dieser Nacht erinnern?«
    Dan schwieg einen Moment lang und sah auf seine Hände hinab. Alle sahen ihn mit angehaltenem Atem an. »Einiges ist einfach weg. Ich hatte auch früher schon ein paarmal … einen Blackout, nehme ich an. Auf der Arbeit. Es war ein solcher Stress. Ich glaube wirklich nicht, dass ich das noch viel länger ausgehalten hätte.«
    »Können Sie uns sagen, woran das lag?«, fragte sie ganz ruhig, eher wie eine Therapeutin als wie eine Anwältin.
    Dan überlegte einen Moment. »Die Bank stand vor dem Zusammenbruch. Ich war fürchterlich gestresst, und, na ja, es gingen da Dinge vor sich, von denen wir wussten, dass sie – in einigen Fällen – illegal waren. Uns war klar, wenn wir da nicht mitmachten, würden wir gefeuert, wenn wir aber mitmachten, landeten wir womöglich im Knast.« Er lächelte kurz bitter. »Damals ahnte ich ja nicht, dass mir das sowieso bevorstand.«
    »Können Sie uns etwas genauer sagen, weshalb Sie so gestresst waren?«
    »Ich dachte damals daran … Beweise zu sammeln. Ich wollte so eine Art Whistleblower werden, so könnte man das wohl nennen, auch wenn das vielleicht ein bisschen zu dramatisch klingt. Mir war klar, dass ich jeden Tag verhaftet werden könnte, und dann stand auch noch meine Hochzeit an. Deshalb war ich also einem enormen Druck ausgesetzt.« Er sah wieder auf seine Hände.
    Anschließend ging Kylie ganz behutsam mit ihm seine Version jener Nacht durch – die Sorgen, das Koks, der Club, der Streit, die kurze Zeit, die er sich in dem Büro aufgehalten hatte, die Taxifahrt nach Hause.
    »Erinnern Sie sich an irgendetwas Ungewöhnliches, als Sie nach Hause kamen?«
    »Mir taten die Fingerknöchel ein bisschen weh, und ich hatte einen kleinen Blutfleck am Ärmel. Das ist alles. Ich war so müde, ich hab mich einfach nur noch ausgezogen und bin ins Bett, und das Nächste, was ich mitbekam, war, dass die Polizei bei mir vor der Tür stand.«
    Sie lächelte zu ihm hinüber. »Vielen Dank, Mr Stockbridge. Das wäre alles.«
    Adam Hunt wartete schon darauf, seine schweren Geschütze aufzufahren. »Mr Stockbridge, träfe es zu, wenn man sagen würde, dass der zehnte Mai dieses Jahres einer der schlimmsten Tage Ihres Lebens war? Ihre Bank stand kurz vor dem Zusammenbruch – jene Institution, der Sie Ihren ganzen Wohlstand und Ihren gesellschaftlichen Status verdanken. Sie mussten fürchten, Ihre Luxuswohnung zu verlieren und sich die teure Hochzeit, die Sie mit Ihrer Verlobten geplant hatten, nicht mehr leisten zu können.« Charlotte zuckte zusammen. Ihr brannte förmlich der Nacken von all den Blicken, die sich auf sie richteten.
    »Es war ein schlimmer Tag«, sagte Dan in ruhigem Ton.
    »Und um diese Anspannung ein wenig zu lösen, beschlossen Sie, sich ausgiebig dem Alkohol und dem Kokain hinzugeben. Trifft das zu?«
    Charlotte ächzte leise; Adam Hunt trug wirklich ein bisschen dick auf. Als ob er nicht zur Flasche greifen würde, wenn sein Arbeitsplatz auf der Kippe stünde.
    »Trifft es zu, Mr Stockbridge, dass Sie vor dem Magistrates’ Court gesagt haben: ›Es tut mir leid. Gott, es tut mir so leid‹?«
    »Ja, das habe ich.« Dan biss die Zähne zusammen.
    »Dürften wir erfahren, warum Sie das gesagt haben, wenn Sie doch, wie Sie jetzt behaupten, unschuldig sind?«
    Nun stand Dan der Schweiß auf der Stirn. »Ich hatte von diesen ganzen Beweisen erfahren. Ich dachte … Ich war mir einfach nicht mehr sicher. All diese Leute haben mich angeschrien. Ich weiß nicht mehr, was ich mir dabei gedacht habe.«
    Hunts Augenbrauen schossen empor. »Sie müssen aber doch wissen, ob Sie schuldig sind oder nicht?«
    »Das ist es ja gerade. Ich habe es immer wieder versucht, aber ich erinnere mich einfach nicht daran. Es ist wie … Wo diese Erinnerung sein müsste, klafft gewissermaßen ein schwarzes Loch.«
    »Litten Sie früher

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