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Am Rande des Abgrunds: Thriller (German Edition)

Am Rande des Abgrunds: Thriller (German Edition)

Titel: Am Rande des Abgrunds: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire McGowan
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Vertraulich -Stempel versehen. Das alles sagte ihr nichts. Sie öffnete die oberste Schublade, und darin steckten die ganzen Rechnungsumschläge – Gas, Wasser, Telefon; ungeöffnet und, wie sie annehmen musste, auch unbezahlt. Was hatte das zu bedeuten? Hatte er die Einzugsermächtigungen widerrufen? Wieso?
    Sie öffnete die zweite Schublade, und darin fanden sich jede Menge Tablettenschachteln. Paracetamol, Ibuprofen, Zantac, alles, was man sich nur vorstellen konnte. Sie berührte die silberfarbenen Streifen und die kleinen Krater, wo die Tabletten herausgedrückt waren. Was hatte das zu bedeuten?
    In dem stillen Zimmer fragte sie laut: »Warum hast du nicht mit mir darüber gesprochen?« Sie hätte ein offenes Ohr gehabt. Nicht wahr?
    Inmitten der ganzen Post stieß Charlotte auf einen Umschlag aus schwerem Papier, auf dem das Wappen von Dans Bank in schwarzem Prägedruck prangte. Sie fuhr mit den Fingerspitzen über das Relief seines Namens: Mr Daniel Stockbridge . Konnte es einen Namen geben, der mehr Solidität und Sicherheit ausstrahlte? Sie hatte gehofft, darin unterschlüpfen zu können, um dieser Solidität und Sicherheit teilhaftig zu werden. Mrs Stockbridge. Doch alles konnte ins Wanken geraten, alles in die Brüche gehen. Das hatte sie jetzt gelernt.
    Sie öffnete den Brief. Sonst schnüffelte sie nie in seinen Sachen herum, überprüfte nicht mal sein Telefon; sie wusste, wie sehr ihm das gegen den Strich gegangen wäre. Doch die Zeiten hatten sich geändert. Als sie sich schließlich dazu durchrang, den Brief zu lesen, stand da genau das, was sie befürchtet hatte. Sie bedauerten es sehr, müssten ihm aber kündigen, aufgrund von grobem Fehlverhalten. Falls er irgendwelche Fragen habe, könne er gern vorbeikommen und mit ihr sprechen. Gezeichnet: Kerry Hall, Personalabteilung . Charlotte warf das Schreiben wütend hin und spie: »Du dumme Kuh!« Von wegen vorbeikommen. Dan hatte acht Jahre lang bei Haussmann’s gearbeitet, und denen war das so egal, dass sie ihn mit einem unpassenden Textbaustein verabschiedeten.
    Von ihren Gefühlen überwältigt, schob sie den Poststapel beiseite; Tränen tropften herab und verschmierten die Tinte. Wen kümmerte es? Was machte es schon, wenn sie die Kreditkartenrechnung nicht bezahlte? Doch durch diese dramatische Geste wurde ein Blatt Papier freigelegt, das nicht in einem Umschlag steckte. Es stammte aus einem DIN-A4-Notizblock und war ungeschickt herausgetrennt, so dass es an einer Seite eingerissen war. Neugierig hob sie es auf und warf es sofort wieder hin, als hätte sie sich daran verbrannt. In enger, manisch wirkender Handschrift lautete der erste Satz, den sie las: Ich bring dich um, du Rassistensau .
    Ihr war schlagartig bis auf die Knochen kalt vor Angst. Die Worte schlängelten sich quer über die Seite, fast wie von Kinderhand. Die mit roter Tinte ins Papier gekerbte Schrift wirkte wie eine hin und her huschende Spinne.
    Charlotte saß an dem Tisch, umgeben vom Abfall ihres alten Lebens. Was geschah mit ihr?
    Hegarty
    Beim Kingston Town waren tagsüber, wohl zum Schutz vor dem Verkehrslärm, die Rollläden heruntergelassen, aber von dem gelben Absperrband der Polizei war nichts mehr zu sehen. Öffnete er also wieder, dieser Club, in dem so viele Leben ruiniert worden waren? Die Rückseite eines Restaurants, darüber Wohnungen, in denen man Zimmerpflanzen und Poster sah, eine chemische Reinigung – die Straße, in der Anthony Johnson, an seinem eigenen Blut erstickend, sein Leben ausgehaucht hatte, machte nicht viel her.
    Hegarty konnte kaum glauben, dass dies der Ort war, an dem er auf jene Szene des Grauens gestoßen war; das Blut, das sich im Neonlicht auf dem Fußboden ausbreitete, bis ihm klar wurde, dass er längst darin stand und es nun an den Schuhen hatte; der trübe Glanz in klebrigen Lachen trocknend. Ihm fiel auf, dass bei der Reinigung gegenüber ein gelbes Schild im Fenster hing – Dieser Bereich wird videoüberwacht! –, und er versuchte, sich zu erinnern, ob sie die Aufnahmen dieser Überwachungskamera angefordert hatten. Hatten sie bestimmt, oder? Wie lange dauerte so etwas?
    Er betrat den Club, wobei er einen letzten Fetzen Absperrband bemerkte. »Ist der Chef da?«, rief er. Anthony Johnsons Bruder war anscheinend wieder im Lande und hatte die Leitung des Lokals übernommen.
    Hinterm Tresen stand ein schlanker Schwarzer. Er kam herüber und baute sich vor Hegarty auf. »Schon wieder die Polizei? Habt ihr den Typ, der’s war, nicht

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