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Am Rande des Abgrunds: Thriller (German Edition)

Am Rande des Abgrunds: Thriller (German Edition)

Titel: Am Rande des Abgrunds: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire McGowan
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längst gefasst?«
    »Ist er da? Ronald Johnson? Der ist doch jetzt der neue Chef, oder?«
    Der Mann begann, gemächlich ein Glas zu polieren. »Nein, der ist nicht da. Tut mir leid.«
    »Wirklich?«
    Der Mann zuckte mit den Achseln. »Er ist nicht da.«
    »Also gut. Sagen Sie ihm bitte, dass er mich anrufen soll.« Hegarty legte seine Karte auf den Tresen.
    »Wird gemacht«, erwiderte der Mann, doch sein Tonfall machte klar, dass Hegarty nicht allzu bald mit einem Anruf rechnen sollte.
    Beim Hinausgehen blieb Hegarty kurz stehen, als er sah, dass die Tür zum Büro geöffnet wurde. Ein großer Schwarzer spähte heraus und machte die Tür schnell wieder zu. Der Mann hinterm Tresen rief Hegarty noch ein »Tschüss, Officer!« hinterher.
    Ronald Johnson wollte also nicht mit der Polizei sprechen, obwohl die sich gerade bemühte, den Mord an seinem Bruder aufzuklären. Interessant.
    Draußen schaute sich Hegarty kurz um und ging dann an der Fassade des Clubs entlang, dessen Fenster mit Rollläden versperrt waren. Am Ende des Gebäudes zweigte eine schmale Gasse ab, leicht zu übersehen, da mit Abfallbehältern verstellt. Hegarty zwängte sich hinein. Diese Gasse war nur ein paar Meter lang und so eng, dass er die Arme nicht seitwärts ausstrecken konnte. Sie führte an ihrem Ende zu einer in die Ziegelmauer eingelassenen Metalltür. Mit Alarmanlage gesichert stand auf einem Schild darauf. Hegarty betrachtete die Tür eine ganze Zeit lang und grübelte. Dann machte er kehrt und fuhr nach Hause, nach Kentish Town.
    Keisha
    Sie wusste nicht, was sie tat.
    Sie war in ihrer alten Straße, ging auf das zu, was immer noch auch ihre Wohnung war. Sie zahlte schließlich die Miete, verdammt noch mal! Doch als sie an der Burger-Bude vorbeikam und dann den Betonblock betrat, wusste sie nicht mehr weiter. Vielleicht war er zu Hause. Sie würde natürlich nicht die Wohnung betreten, wenn er da war. Oder?
    Als sie ihn das letzte Mal gesehen hatte, hatte er sie zusammengeschlagen, ja. Das wusste sie nur zu gut. Sie war keine dieser Dumpfbacken, die in The Bill immer vorkamen und alle sagten: »O nein, ich bin gegen eine Tür gelaufen.« Er hatte sie geschlagen. Aber so schlimm war’s nun auch wieder nicht gewesen. Sie hatte nicht ins Krankenhaus gemusst oder so. Sie hatten sich einfach gefetzt – wer kannte das nicht? Es hatte auch schon Situationen gegeben, wo sie ihm am liebsten eine geknallt hätte.
    Was machte sie hier? Im Treppenhaus war nichts zu hören, also war er vielleicht nicht daheim. Es sei denn, er schlief. Sie würde einfach nur in die Wohnung gehen, ihre Sachen holen, nach Geld suchen, irgendwas essen – das gehörte ja schließlich alles auch ihr. Und dann würde sie wieder verschwinden – irgendwohin. Und etwas unternehmen. Definitiv.
    Als sie vor ihrer Wohnungstür stand, kam sie sich wie eine Einbrecherin vor. Sie atmete tief durch – die Luft in dem zugigen Treppenhaus war kalt und stank nach Zigarettenqualm – und klopfte an. Doch selbst wenn man von innen ein Ohr an die Tür gelegt hätte, hätte man dieses Klopfen kaum gehört – also kein Wunder, dass keine Antwort kam. Sie klopfte ein bisschen lauter. Nichts.
    Dann stellte sie sich auf die Zehenspitzen und tastete auf dem staubigen Türsturz nach dem Schlüssel, den sie dort deponiert hatte. Nachdem ihnen Ruby weggenommen worden war, hatte Keisha einige Male ihren Schlüssel verbaselt, wenn sie ausging und sich betrank, um all das zu vergessen. Sie fand den Schlüssel, doch er passte nicht ins Schloss. Sie stand da wie eine Behämmerte und drückte gegen die Tür. Nicht zu fassen: Er hatte das Schloss auswechseln lassen. Einen Moment lang war sie so schockiert, dass sie nur dastand und vor sich hin starrte. Dann hörte sie ein Geräusch, und ihr Herz raste. Er war da!
    Aber nein, es war eine Frauenstimme, die nach schwerer Raucherin klang. Sie schmetterte: »Liam! Pass mit der Treppe auf, verdammt noch mal!« Es war Jacinta von oben. Sie hatte ihren kleinen Sohn an der Hand und versuchte gleichzeitig, den Sportwagen ihrer Tochter die Treppe hinunterzutragen. Es gab in diesem Wohnblock keinen Aufzug, und ausgerechnet diese Familie hatte man im vierten Stock einquartiert. Keisha hatte manchmal schon gedacht, die Männer, die hier das Sagen hatten, hätten selbst mal versuchen sollen, ein Baby und Einkäufe und ein Kleinkind und einen Sportwagen vier Treppen hochzuschleppen. »Soll ich helfen?«
    Jacinta sah sie aus rot geränderten Augen argwöhnisch an

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