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Am Samstag aß der Rabbi nichts

Am Samstag aß der Rabbi nichts

Titel: Am Samstag aß der Rabbi nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Kemelman
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hilflose Geste. «Aber wie konnten wir
wissen, dass ein Mord dahinter steckt?»
    «Wie steht’s mit Fingerabdrücken?», erkundigte sich Beam.
    Lanigan schüttelte betrübt den Kopf. «Warum hätten wir Fingerabdrücke
nehmen sollen? Der Beamte, der Hirsh fand, musste die Wagentür öffnen, und
später haben mindestens drei Leute angepackt, um die Leiche herauszuschaffen … Wenn
da Fingerabdrücke waren, sind sie längst verwischt worden.»
    «Und die Scheinwerfer?», fragte der Rabbi. «Jemand hat sie
in der Nacht ausgeknipst.»
    «Na und?»
    «Nun, wenn Ihre Leute den Wagen am Tag zur Polizeigarage
fuhren, haben sie den Schalter sicher nicht berührt.»
    «Alle Achtung, Rabbi! Sie haben Recht … Das ist noch eine
Chance. Der Wagen steht seither unter Verschluss.»
    Er griff nach dem Telefon. «Ich hetze Lieutenant Jennings
drauf», erklärte er, während er wählte; «er ist unser Fingerabdruckexper…
Hallo, Eban? Lanigan. Sei in fünf Minuten auf dem Revier … Nein, ich bin noch
nicht da, aber bis dahin hab ich’s auch geschafft … Ja, gut. Bis dann.» Er
legte auf. «Kommen Sie mit, Rabbi?»
    «Du solltest noch nicht ausgehen», widersprach Miriam besorgt.
    Lanigan nickte. «Ihre Frau hat Recht. Ich ruf Sie nachher an.»
    «Kann ich mitkommen, Chef?», fragte Beam.
    «Von mir aus – wenn Sie hier fertig sind?»
    Beam lächelte; seine Augen verschwanden. «Der Rabbi hat mich
davon überzeugt, dass es ein Mord war. Aber ich bleibe noch eine Weile in der
Stadt; da sind noch ein paar interessante Details … Mrs. Marcus erzählte mir,
sie hätte an jenem Abend zu Hause angerufen, um Mrs. Hirsh Bescheid zu sagen,
dass es etwas später werden würde – aber es meldete sich niemand. Sie rief dann
später von ihren Freunden aus noch einmal an; es dauerte sehr lange, bis Mrs. Hirsh
endlich am Apparat war. Sie sei eingenickt, hat sie gesagt.»
    «Aha. Und?»
    «Wer sagt uns, dass das stimmt? Vielleicht hat sie sich nicht
gemeldet, weil sie gar nicht da war?»
    «Mrs. Hirsh?» Lanigan winkte ab. «Die hat bestimmt nichts
mit der Sache zu tun. Sie kann nicht einmal Auto fahren.»
    «Das ist auch gar nicht nötig. Sie brauchte nur die
Garagentür zuzumachen.»
    «Wollen Sie damit sagen, dass Mrs. Hirsh … Dass sie es getan
hat?»
    «Gott – vielleicht hat sie auch nur Beihilfe geleistet.»
    «Warum wollen Sie’s ausgerechnet ihr anhängen?»
    Abermals verschwanden die Augen. «Weil ein Mörder laut Gesetz
keinen Nutzen aus seinem Verbrechen ziehen kann.»
     
    «Hallo, Rabbi?»
    «Lanigan? Na endlich! Was ist?»
    «Fehlanzeige. Keine Fingerabdrücke.»
    «Keine Fingerabdrücke? Unmöglich! Der Wagen ist doch nachts
gefahren worden … jemand muss die Scheinwerfer ausgeschaltet haben!»
    «Hm, hm», knurrte Lanigan. «Und hinterher hat er seine Fingerabdrücke
weggewischt … Wissen Sie, was das heißt?»
    «Ich … Ja. Ja, ich denke schon.»
    «Eben. Jetzt kann keiner mehr sagen, er ist weggegangen und
hat vergessen, den Motor abzustellen. Es war vorsätzlicher Mord.»
     
     
     
     
    24
     
    «Sieh mal, wer da kommt, David!», rief Miriam. «Kommen Sie
doch rein, Mr. Dodge.»
    Peter Dodge bückte sich unwillkürlich, als er eintrat. «Ich
höre, es hat Sie auch erwischt, David … Ich habe Sie auf alle Fälle mal auf
meine Krankenbesuchsliste gesetzt.»
    «Nett von Ihnen … Aber es war nur eine leichte Grippe. Morgen
gehe ich wieder in die Synagoge.»
    «Sie treiben zu wenig Sport, David – das kommt davon. Es braucht
ja nichts Anstrengendes zu sein, aber Sie sollten wenigstens jeden Tag einen
langen Spaziergang machen. Das härtet ab. Ich gehe jeden Abend meine Strecke,
immer die gleiche – egal, wie das Wetter ist. Und wenn ich’s einrichten kann,
spiel ich nachmittags Tennis.»
    «Wo spielen Sie?»
    «Wir haben einen Platz hinter dem Gemeindehaus … Wollen
Sie nicht mal rüberkommen? Dann spielen wir einen Satz oder zwei. Würde Ihnen
sicher gut tun.»
    Der Rabbi lachte. «Was würde meine Gemeinde denken, wenn
ihr Rabbi bei der Konkurrenz Tennis spielt?»
    «Wahrscheinlich dasselbe wie meine Leute, wenn ich zu euch
in die Synagoge ginge …» Er zögerte. «Ich höre, man macht Ihnen das Leben
sauer?»
    Der Rabbi und seine Frau schauten ihn überrascht an. Dodge
musste lachen. «Sie sind aus New York, nicht wahr? Und ich bin aus South Bend.
Wir sind Städter und werden uns wohl nie daran gewöhnen, wie schnell
Neuigkeiten in einem Nest wie Barnard’s Crossing die Runde machen.»
    «Was haben Sie

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