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Am Samstag aß der Rabbi nichts

Am Samstag aß der Rabbi nichts

Titel: Am Samstag aß der Rabbi nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Kemelman
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nicht mit rechten
Dingen zugegangen war. Der District Attorney trug in seiner Pressekonferenz
jedoch nicht viel zur Klärung der Lage bei. Den Reportern, die ihn mit ihren
Fragen in die Enge trieben, bestätigte er lediglich, dass die Polizei von
Barnard’s Crossing gewissen Hinweisen nachginge, die es möglich erscheinen ließen,
dass Isaac Hirsh nicht an den Folgen eines Unfalls gestorben sei. «Gibt es
Indizien, die auf einen Selbstmord hinweisen?»
    «Wir schließen eine solche Möglichkeit nicht aus.»
    «Deuten Anzeichen auf einen Mord hin?»
    «Auch die Möglichkeit ist nicht auszuschließen.»
    «Können Sie uns sagen, in welche Richtung die neuen Hinweise
führen?»
    «Ich glaube nicht, dass dies im gegenwärtigen Zeitpunkt von
öffentlichem Interesse ist.»
    «Isaac Hirsh hat an der Entwicklung der A-Bombe
mitgearbeitet. Besteht zwischen dieser Tatsache und seinem Tod eine Verbindung?»
    «Wir schließen die Möglichkeit nicht aus.»
    «Welche Maßnahmen beabsichtigen Sie zu ergreifen, Sir?»
    «Die Untersuchung wird hauptsächlich durch die Polizei von
Barnard’s Crossing durchgeführt, in Zusammenarbeit mit der Staatspolizei.»
    «Ist es nicht ungewöhnlich, den Fall der Polizei einer Kleinstadt
zu übergeben, obwohl möglicherweise Dinge im Spiel sind, die Washington
betreffen?»
    «Wir haben größtes Vertrauen in Polizeichef Lanigan. Er kennt
seine Stadt, und wir sind der Überzeugung, dass er am besten geeignet ist, die
Untersuchung zu leiten. Selbstverständlich kann Washington jederzeit durch
meine Behörde eingeschaltet werden, falls es sich herausstellen sollte, dass die
Regierung von der Angelegenheit betroffen ist.»
    «Soll Isaac Hirshs Leichnam exhumiert werden?»
    «Unter Umständen.»
    Mehr war aus ihm nicht herauszubekommen. Auf alle anderen
Fragen antwortete er stur: «Darauf möchte ich im Augenblick noch nicht
eingehen.»
     
    Lieutenant Eban Jennings war groß und mager, sein graues Haar
schütter. Er betupfte sich in kürzeren Abständen die tränenden blauen Augen mit
einem gefalteten Taschentuch. Wenn er sprach, hüpfte der Adamsapfel an seinem
hageren Hals ständig auf und ab.
    «Ich war gerade bei der Hirsh … Mensch, Hugh, da ist aber
wirklich alles dran!»
    «Wie meinst du das?»
    «Na, so …» Er brauchte beide Hände zu einer Geste, die sich
nur auf Mrs. Hirshs Oberweite beziehen konnte. «Und einen niedlichen Popo hatse
auch.»
    «Alter Lüstling!»
    «Du hast gesagt, geh hin und schau sie dir an!»,
verteidigte sich Jennings. «Und wenn du mich fragst – da ist ein tolles Weib,
höchstens fünfunddreißig, verheiratet mit einem dicken Gartenzwerg, der ihr
Vater sein könnte – Glatze und Schmerbauch, und obendrein noch ein Jud. Wie
kommt so eine dazu, einen wie den zu heiraten? Gut, vielleicht isses ihr dreckig
gegangen, und sie wollte mal einen, der sie anständig behandelt … Aber das kann
doch auf die Dauer nicht gut gehn, verdammt noch mal!»
    «Hast du etwas gehört? Gerüchte, Klatsch?»
    «Nee. Ich hab ja auch nicht rumgefragt. Ich hab nur die Dame
selber ein bisschen ausgenommen: Ob an dem Tag was Ungewöhnliches passiert ist
– irgendwelche Briefe, Telefonanrufe, Besuche … Nein, sagt sie. Bloß dieser
junge Pfarrer, dieser – na … Dodge, ja … der hätte Hirsh an dem Abend besuchen
wollen.»
    «Peter Dodge?» Lanigan fiel plötzlich etwas ein. «Moment mal
… Der war doch mal hier, um sich zu beschweren, und … Ja, wir haben uns ein
bisschen unterhalten, und dabei kam raus, dass er aus South Bend stammt. Genau
wie sie.»
    «Ach nee? Dann pass mal gut auf: Ich wollte diesen Dodge daraufhin
fragen, ob er vielleicht noch bei Hirsh war; ich ging also zu Milly Oliphant – bei
der wohnt er. Und was glaubst du – er ist verreist.»
    «Verreist?»
    «Verreist, ja. Nicht für ganz ausgezogen. Bloß nach Alabama
geflogen, sagt Milly. Mit einer Gruppe von Geistlichen; sie wollen
demonstrieren … Und jetzt hör gut zu: Die Gruppe zieht erst in ein paar Tagen
los. Das hab ich von Dr. Sturgis erfahren, dem Boss von Dodge. Er sagt, Dodge
ist früher gefahren, um einige organisatorische Einzelheiten zu regeln.»
    «Peter Dodge? Ja aber … ein Geistlicher?»
    «Mensch, Hugh, ein Geistlicher ist doch auch ’n Mann, oder?
Glaubst du im Ernst, bloß weil einer im schwarzen Kittel rumläuft und den
Kragen verkehrt rum anhat – ich red jetzt gar nicht von Katholiken, obwohl … Na,
das ist Ansichtssache; wahrscheinlich gibt’s überall sone und solche. Der Dodge
ist

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