Am schönsten Arsch der Welt: Bekenntnisse eines Neuseelandreisenden (German Edition)
das Wasser im Bad noch hörbar aus dem Duschkopf in die Wanne strömt.
Lächelnd wird mein Wunsch akzeptiert. Die Tür fällt ins Schloss, ich drehe mich erleichtert um und sehe dann in den Spiegel.
Mit nachträglich errötetem Gesicht tauche ich ein in die schaumigen Fluten meiner gekachelten Sanitär-Oase.
Irgendwann nimmt dann auch diese Stunde Ruhe ihr Ende und der Tag fängt an.
Die drei Vorschläge für heute gehen wir durch, als wir im Bus sitzen:
Zunächst kam von einem Jona die Idee, »einen Segeltörn zu starten und in Sichtweite einer großen Hafenstadt in einsamen Buchten vor Anker zu gehen.« Ich finde es eigentlich schade, dass er von den Usern nicht gewählt wurde. Einsame Bucht, Segeln. Das klingt nicht nach Anstrengung. Und Tommy würde schon herausfinden, wie man es danach in fesselnde Bilder packen konnte.
Dann war da der Vorschlag »am Piha Beach im Baywatch-Outfit zum Rettungsschwimmer zu werden«. Dem habe ich vorgebeugt und bereits im Vorfeld der Reise das ein oder andere Mal in einer TV-Sendung meinen entblößten Oberkörper zur Schau gestellt. Das hatte dazu geführt, dass die User kein weiteres Interesse an meiner nackten Haut äußerten. Daher verbannen wir diesen Vorschlag auf den noch freien zweiten Platz. Bedauerlich. Denn dieser Strand ist für die Auckländer ein beliebtes Ausflugsziel. Dort werden außerdem regelmäßig Folgen der TV-Serie Piha Rescue gedreht. Das klingt nach einem Hasselhoff-Cover mit Kiwifüllung, ist aber eine Doku über reale Rettungseinsätze am Strand. Nachdem ich mir einige Seiten im Internet zu Strand und Leuten angesehen habe, bin ich, ehrlich gesagt, froh, dass dieser Kelch an mir vorübergeht. Menschen werden von Strömungen mitgerissen und gegen Felsen geschleudert, oder sie kommen aus Wasserstrudeln nicht mehr ohne Hilfe heraus. Soweit ich sehen konnte, waren das, was sich mir im Netz darbot, Aufnahmen aus dem Sommer – und jetzt ist Frühling. Das Meer wusste noch gar nicht, dass es für mein persönliches Wohlbefinden wärmer sein sollte.
Und zu guter Letzt findet sich unter den vorgeschlagenen Aufgaben noch »ein 360-Grad-Spaziergang in 192 Meter Höhe rund um den äußersten Ring des berühmten 328 Meter hohen Sky Tower in Auckland City«. Und die Schwarmintelligenz war sich einig: Dieser Vorschlag gewinnt. Wahrscheinlich, weil sich die Internetgemeinde sicher gewesen ist, mir damit am ehesten den Garaus machen zu können.
Katie leitet alles in die Wege, unser Skywalk ist nach einem langen Telefonat, das sie mit den Verantwortlichen im Himmelsturm führt, auf 14 Uhr terminiert. Um den Morgen nicht zu verbummeln, beschließen wir, eine kleine Stadtrundfahrt mit Führung zu machen. Natürlich mit Kamera, um meine Neugier zu dokumentieren.
So finden wir uns am Hafen vor dem Fähranleger ein. Hier treffen wir Jo, unsere persönliche Assistentin für Auckland. Sie ist Mitarbeiterin des örtlichen Tourismusverbandes und wird uns mit Ortskunde den Tag über begleiten. Sie ist Anfang 20, lange schwarze Haare, aber ansonsten besteht sie eigentlich nur aus Worten: Aus ihr sprudeln die Informationen nur so heraus, und ich habe Mühe, das Gesagte in eine Art Bassin der Erinnerungen zu betten. Quasi mein Denkarium des Tages.
Wir fahren also zuerst nach Devonport. Ich frage Jo, ob der Name mit dem Devon zusammenhängt. Ob vielleicht ein Felsen gegenüber von Auckland City aus dieser geochronologischen Periode stamme und deshalb … Sie kürzt ab: Nein. Der Ort sei nach der Grafschaft Devon in England benannt, und die wiederum sei Namensgeber für das Erdzeitalter Devon, weil dort in Südengland Steine vorkämen, nach denen man das Erdalter benannt habe. Bevor ich noch einmal nachfragen kann, wie das alles genau zusammenhängt, streicht sich Jo ihre langen schwarzen Haare hinter die Ohren, und aus ihrem Mund quellen bereits völlig andere Fakten in Form von monsterwellenartigen Sätzen.
Wir spazieren an schönen alten Häusern vorbei, Mangold wächst mitten im Roundabout und zwischen den Laternenmasten. Ich erfahre unter anderem, dass der wohl erste europäische Entdecker dieses Fleckchens Erde ein Franzose war. Das kann ich mir gut vorstellen, da ich auf Anhieb unendlich viele Cafés ausmachen kann, die überall in den Häuserzeilen untergebracht sind.
Wir kommen an einem Kino mit Namen »Victoria« vorbei. Es soll das älteste und am längsten ohne Unterbrechung laufende Kino der Südhalbkugel sein. Also laufen im Sinne von »geöffnet«. Da ist
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