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Am Seidenen Faden

Titel: Am Seidenen Faden Kostenlos Bücher Online Lesen
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antwortete Michelle. »Es ist eine Party.«
    »Du darfst weinen, wenn du magst«, sagte Sara.
    Meine Mutter probierte vorsichtig von ihrem Essen. »Du brauchst keine Angst zu haben«, sagte Jo Lynn. »Es beißt nicht.«
    »Es ist köstlich«, erklärte unsere Mutter. »Kate ist eine großartige Köchin.«
    »Jo Lynn hat das Essen gemacht, Großmama«, sagte Sara.
    »Natürlich, Kind.«
    Der Rest der Mahlzeit verging in gnädigem Schweigen. Hinterher lobte meine Mutter mich für das hervorragende Essen. »Es war eine wunderschöne Party.«
    »Die Party ist noch nicht vorüber«, sagte Jo Lynn, während Sara und Michelle den Tisch abdeckten und das Geschirr in die Maschine räumten. »Wir haben noch was Geschäftliches zu besprechen.«
    »Was Geschäftliches, Kind?«

    »Jo Lynn, bitte!«
    »Halt dich da raus, Kate. Das geht dich nichts an.«
    »Möchtest du ein bißchen fernsehen, Großmama?« fragte Michelle aus der Küche.
    Jo Lynns Augen blitzten zornig. »Pfeif die Hunde zurück, Kate.«
    »Du weißt doch genau, daß sie kein Wort von dem versteht, was du sagst«, sagte ich.
    »Na und?«
    »Und selbst wenn sie was versteht, wird sie’s gleich wieder vergessen.«
    »Das kann sie ruhig. Und du brauchst nicht zu bleiben.«
    »Und ob ich bleiben werde.«
    »Na schön. Aber halt dich raus.« Jo Lynn drehte den Stuhl, auf dem unsere Mutter saß, so daß sie ihr ins Gesicht sehen konnte. »Mama, hör mal zu. Es ist keine große Sache. Ich brauche nur etwas Geld.«
    »Geld?«
    »Ja, du weißt schon, das üble grüne Zeug, das du seit Jahren hortest.«
    »Jo Lynn, bitte …«
    »Halt die Klappe, Kate.«
    »Sie hat kein Geld.«
    Unsere Mutter sah mich verwirrt an. »Das war ein köstliches Essen, Kate.«
    » Ich habe das Essen gemacht«, sagte Jo Lynn, beide Hände auf den Armlehnen des Stuhls, auf dem meine Mutter saß, ihr Gesicht dicht vor dem meiner Mutter. »Du mußt mir danken, nicht Kate.«
    »Kate ist eine großartige Köchin.«
    Tränen der Wut traten Jo Lynn in die Augen. »Kate ist überhaupt ganz großartig. Das wissen wir alle. Aber um Kate geht es jetzt nicht. Also, weißt du noch, was ich eben gesagt habe?«
    »Natürlich, Kind.«
    »Gut, das ist mir nämlich sehr wichtig. Ich habe mich entschlossen,
noch einmal zu studieren und Juristin zu werden. Was sagst du dazu?«
    »Das ist sehr schön, Kind.«
    »Aber dafür brauche ich Geld. Leider habe ich selbst keines. Darum bitte ich dich, es mir zu leihen.«
    Meine Mutter lächelte.
    »Es ist nicht sehr viel Geld. Fürs erste reichen mir ein paar tausend Dollar.«
    »Fürs erste?« fragte ich scharf.
    »Ich hab dir gesagt, du sollst dich da raushalten, Kate«, warnte mich Jo Lynn.
    »Aber wieso brauchst du jetzt sofort ein paar tausend Dollar? Du bist doch noch gar nirgends angenommen. Du hast dich noch nicht mal beworben.«
    »Man muß der Bewerbung einen Scheck beilegen.«
    »Aber nicht über ein paar tausend Dollar.«
    »Die Zeiten haben sich seit deinem Studium geändert, Kate«, sagte sie.
    »Aber nicht in dem Maß. Wozu brauchst du jetzt ein paar tausend Dollar?«
    »Korrigiere mich, wenn ich mich irre«, sagte Jo Lynn, »aber ich gehe davon aus, daß dieses Gespräch zwischen Mama und mir stattfindet. Du bist doch von deinem Versprechen, mir das Geld zu leihen, bereits zurückgetreten.«
    »Ich möchte jetzt wissen, was hier wirklich gespielt wird, Jo Lynn«, sagte ich.
    »Das Essen war köstlich, Kate«, bemerkte meine Mutter, und ihr Blick huschte nervös von der einen ihrer Töchter zur anderen. »Ich würde jetzt gern in mein Zimmer gehen.«
    »Aber natürlich, Mama«, sagte ich rasch. »Michelle, würdest du Großmama helfen …«
    »Michelle, du bleibst, wo du bist«, fuhr Jo Lynn dazwischen. »Großmama geht erst in ihr Zimmer, wenn das hier geklärt ist.«
    »Herrgott noch mal, wozu das alles?« fragte ich. »Siehst du denn nicht, daß du sie nur aufregst?«

    » Du regst sie auf. Ich bin sehr gut mit ihr zurechtgekommen.«
    »Sie versteht nicht, was los ist.«
    »Sie versteht eine ganze Menge. Stimmt’s, Mama?«
    »Natürlich, Kind.« Unsere Mutter rutschte unbehaglich auf ihrem Stuhl hin und her.
    »Na bitte, du hast es gehört.«
    »Das ist ihre Standardantwort«, versuchte ich zu erklären.
    »Was ist los mit dir, Kate?« fuhr Jo Lynn mich gereizt an. »Hast du Angst, daß ich dir etwas von deinem Erbe wegnehme?«
    »Erbe? Wovon redest du eigentlich? Es gibt nichts zu erben.«
    »Ich brauche nur zweitausend Dollar, Mama. Die kannst du doch

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