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Am Seidenen Faden

Titel: Am Seidenen Faden Kostenlos Bücher Online Lesen
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can take my heart, my achy … Sie schaltete weiter.
    »Warte mal. Was war das?«
    »Mama! Du willst dir doch nicht etwa Billy Ray Cyrus anhören?«
    »Nein. Davor. Die Nachrichten.«
    »Doch nicht die Nachrichten!«
    »Sara …«
    »Okay, okay.«
    Es dauerte ein paar Sekunden, ehe wir die Nachrichtensendung wieder gefunden hatten, und da war der Sprecher schon beim Wetter angelangt. »…wieder ein herrlicher, sonniger Tag im Süden Floridas.«

    »Such einen anderen Sender.«
    »Worum geht’s denn?« fragte Sara.
    »Ich dachte, ich hätte da was gehört.«
    »Was denn?«
    »Jetzt schau doch, daß du eine Nachrichtensendung findest.«
    Wir fanden sie und hörten uns sprachlos, wie vom Donner gerührt den ausführlichen Bericht an.
    »Ein dramatischer Gefängnisausbruch ereignete sich heute in der staatlichen Strafvollzugsanstalt von Florida in Raiford. Colin Friendly, der wegen Mordes an dreizehn Frauen zum Tode verurteilt wurde und verdächtig ist, weitere Frauen getötet zu haben, gelang der Ausbruch, als er in die benachbarte Anstalt, das Union Correctional Institution , verlegt werden sollte.«
    »O Gott!«
    »Die zuständigen Behörden gaben sich auf Fragen über den genauen Ablauf der Ereignisse zugeknöpft, aber offenbar hat der berüchtigte Todeskandidat seinen dreisten Ausbruch am hellichten Tag mit Hilfe seiner Frau, der früheren Jo Lynn Baker aus Palm Beach, bewerkstelligt.«
    »O Gott, das kann nicht wahr sein!«
    »Jo Lynn hat ihm geholfen auszubrechen?« fragte Sara ungläubig.
    »Offenbar gelang es Colin Friendly, einen seiner Wächter mit einem Messer zu überwältigen, das in das Gefängnis eingeschmuggelt worden war. Die Polizei hat die Großfahndung nach dem Fluchtwagen eingeleitet, einem roten 1987er Toyota mit dem Kennzeichen YZT 642, der der Ehefrau des Mörders gehört. Wenn Sie diesen Wagen sehen, sollten Sie sich sofort mit der nächsten Polizeidienststelle in Verbindung setzen. Keinesfalls sollten sie eigenmächtige Maßnahmen ergreifen. Colin Friendly ist bewaffnet und gilt als äußerst gefährlich.«
    »Ich verstehe das nicht«, sagte Sara. »Weshalb sollte Jo Lynn so was tun?«
    »Weil sie völlig wahnsinnig ist«, schrie ich und schlug mit der Faust aufs Lenkrad.

    »Wir wiederholen: Colin Friendly ist aus der staatlichen Strafvollzugsanstalt in Raiford entflohen. Vermutlich befindet er sich in Begleitung seiner Frau, der früheren Jo Lynn Baker, die Friendly kürzlich im Gefängnis geheiratet hat. Sie sind im Auto der Ehefrau geflohen, einem roten Toyota, Baujahr 87, mit dem Kennzeichen YZT 642, und wurden zuletzt gesehen, als sie in nordwestlicher Richtung fuhren. Die Polizei hat im ganzen Staat Straßensperren errichtet und bittet um sofortige Benachrichtigung, falls das Fahrzeug irgendwo gesehen wird. Das Paar ist bewaffnet und gilt als äußerst gefährlich. Nähern Sie sich den beiden unter keinen Umständen. Und jetzt die weiteren Nachrichten …«
    »Was passiert jetzt?« fragte Sara.
    »Ich weiß es nicht.«
    »Glaubst du, daß sie deshalb unbedingt das Geld haben wollte? Weil sie es für die Flucht brauchte?«
    »Es sieht so aus.«
    »Und was glaubst du, wo sie jetzt hinfahren?«
    »Ich hab keine Ahnung. Nach Nordwesten, hat der Sprecher gesagt. Vielleicht nach Alabama. Oder Georgia. Ich weiß es nicht.«
    »Glaubst du, sie wird versuchen, sich mit uns in Verbindung zu setzen?«
    »Ich weiß es nicht.« Herrgott noch mal, ich hatte es satt, immer wieder diese Worte sagen zu müssen.
    »Du glaubst doch nicht, daß sie hierherkommen, oder?«
    »Nein«, antwortete ich, weil ich wußte, daß sie das hören wollte.
    Auf dem Rücksitz begann meine Mutter zu schreien.
     
    Sobald wir zu Hause waren, rief ich bei Brooke an und verlangte Michelle. Ich wollte ihr sagen, sie solle ein Taxi nach Hause nehmen oder, noch besser, bei Brooke übernachten.
    »Sie ist nicht hier«, erklärte Brookes Bruder näselnd und gelangweilt. Der Fernsehapparat im Hintergrund plärrte so laut, daß der Junge kaum zu verstehen war.

    »Wieso ist sie nicht bei euch?«
    »Sie sind weggegangen.«
    »Weißt du, wohin?«
    »Sie haben was von einer Party gesagt.«
    »Und wo ist die Party? Bei wem?«
    »Keine Ahnung.«
    »Kann ich mal mit deiner Mutter sprechen?« Es klang scharf. Bleib ruhig, ermahnte ich mich. Es gibt keinen Grund zur Aufregung. Colin Friendly war auf dem Weg in den Nordwesten, nicht in den Südosten. Er war nicht so verrückt, nach Palm Beach zu fahren.
    »Ich bin allein zu Hause«, sagte

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